Arche
passiert?«
»Die Armee hat es schließlich geschafft, den Raum zu finden, in den sich Ulric und seine Gefolgsleute zurückgezogen haben.«
»Man hat ihn also geschnappt?«
»Schön wär’s. Es war gar kein Schutzraum. Es gab da einen versteckten Gang. Er führte zu einem Unterwasserbunker, in dem das kleine U-Boot von Ulrics Yacht lag.«
»Du machst wohl Witze!«
»Es bringt mich fast um, es laut auszusprechen«, erwiderte Grant, »aber unsere Freunde haben die Fliege gemacht.«
ARCHE NOAH
58. KAPITEL
Es war eine gute Idee gewesen, auf Cutter zu hören, befand Sebastian Ulric selbstzufrieden. Sonst würde er jetzt nicht in London-Heathrow in seinen aufgetankten Learjet steigen. Ursprünglich war in Oasis nämlich kein Dock für ein U-Boot vorgesehen gewesen, aber seinem Sicherheitschef war die Vorstellung gegen den Strich gegangen, hinter Betonschranken zu sitzen und nicht mehr herauszukommen. Bei der Neuvergabe des Auftrags an Coleman hatte er sich schließlich dazu überreden lassen, und nun war er heilfroh. Hätte er diesen Fluchtweg nicht gehabt, befände er sich jetzt in den Händen der amerikanischen Armee.
Ulric hatte das U-Boot in die Marina von Orcas gesteuert. Dort stahl Cutter ein Segelboot und versenkte das U-Boot. Von Orcas nach Vancouver in British Columbia zu segeln, war ein Kinderspiel. Mit seinem auf den Kaiman-Inseln deponierten Geld konnte Ulric sich einen Learjet chartern, ohne dass man groß Fragen stellte. Cutter wusste, woher er perfekt gefälschte Pässe beziehen konnte.
Tyler Locke würde natürlich irgendwann feststellen, dass er getürmt war, aber er hatte acht Stunden Vorsprung, vielleicht sogar mehr. Er würde es zu Noahs Arche schaffen, bevor es Tyler überhaupt dämmerte, wohin er unterwegs war. Bis dahin hätte er längst das letzte Arkon-Vorkommen der Welt an sich gebracht.
Er spielte mit seinem USB-Stick und lächelte Svetlana zu.
Sie war schlechter Laune. Auch Cutter hatte sich ihren Rückschlag weitaus mehr zu Herzen genommen als er selbst. Er blieb gelassen, denn er hatte einen Alternativplan. Die amerikanische Regierung würde sein Vermögen blockieren, aber sie hatte keine Ahnung, wo überall auf der Welt er Zugang zu Geld hatte. Bei den Aberhunderten von Millionen, die ihm noch immer zur Verfügung standen, konnte er selbst eine Katastrophe vom Ausmaß der gestrigen verschmerzen, dachte er mit Genugtuung.
Die Schweiz würde seine neue Zufluchtsstätte werden. Das Labor unter einer mittelalterlichen Burg, die er unter falschem Namen erworben hatte, würde Oasis ersetzen. Es war zwar weniger komfortabel, würde aber völlig ausreichen. Hatte er erst einmal das Prion in Händen, wäre die Herstellung des neuen Arkon-C nur noch eine Frage von Wochen. Bis die Behörden ihn ausfindig gemacht hätten, wäre es zu spät.
Er musste nur noch zum Berg Ararat und Noahs Arche finden. Dank Hasad Arvadi wusste er, wo sie sich befand, aber wie der Archäologe war auch er nie persönlich dort gewesen. Er hatte sich damals im Hintergrund gehalten, denn die türkische Regierung hütete das Gebiet wie ihren Augapfel. Vor drei Jahren hätte man eine Expedition zum Ararat sehr genau beobachtet. Bei den Plänen, mit denen er sich trug, wäre es unklug gewesen, auf sich aufmerksam zu machen. Jetzt, wo seine Absichten kein Geheimnis mehr waren, würde er das Risiko eingehen, sich direkt zur Arche zu begeben. Er hatte genug Geld, um nicht mit Schmiergeldern geizen zu müssen. Cutter und zwei Leute des alten Sicherheitsteams standen ihm zur Verfügung. In weniger als vierundzwanzig Stunden würde er in der Arche sein. Dann würde er die zweite Arkon-Probe an sich nehmen und verschwinden.
Er schwelgte in Phantasien, wie er für die Zerstörung von
Oasis und die Verzögerung seiner Pläne Vergeltung üben würde. Er war geduldig. Seine Vision war auf lange Dauer ausgelegt, aber das hieß noch lange nicht, dass er auf Rache verzichten würde. Während der Wochen, die er benötigte, um das Arkon-C zu entwickeln, würde er die besten Mörder anheuern, die für Geld zu haben waren. Diesen Tyler Locke würde seine Einmischung teuer zu stehen kommen.
Behutsam zog Dilara die brüchige Schriftrolle mit einer gummierten Pinzette aus ihrer Umhüllung. In einem der Labors seiner Firma hatte Tyler einen langen Tisch bereitstellen lassen. Vorsichtshalber war die Raumfeuchtigkeit auf 25% gesenkt worden. Die Luft erinnerte Tyler an einen kühlen, trockenen Januarabend in Phoenix. Grant und Miles
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