Arche
allerdings noch immer rätselhaft, wieso ein Amulett eine Krankheit enthalten kann. Wo ist die Karte?«
»Es ist von einer Stadt die Rede. Die Aussprache kann ich nur erahnen. So etwas Ähnliches wie Ortixita. In dieser Stadt gibt es einen Tempel, der wie Cur Ferap klingt.«
»Hat einer von euch schon einmal davon gehört?«
»Mir kommt beides irgendwie bekannt vor, aber ich kann es nicht einordnen. Wenn ich meine Bücher hier hätte …«
»Aiden, hast du gehört?«, fragte Tyler, zum Mikrofon gewandt.
»Ich schaue schon nach«, kam dessen Antwort. »Ich suche das Wort mit allen Vokalvarianten und beschränke mich auf die Umgebung des Araratgebirges.«
Nach einigen Sekunden meldete er sich: »Ich hab’s. Es gibt eine Stadt in Westarmenien, die Artaschat heißt. Die muss es sein. Am Stadtrand liegt ein berühmtes Kloster.«
Dilara schnippte mit den Fingern. »Jetzt fällt es mir wieder ein! Chor Virap! Das Gefängnis des heiligen Gregor des Erleuchters!«
»Gut gemacht, Frau Doktor. Ich habe ein großartiges Bild davon. Ich schicke es Ihnen auf den Bildschirm.«
Kaum hatte Tyler das Foto gesehen, wusste er, dass Chor Virap ihr nächstes Ziel war.
»Aiden«, sagte er. »Lass den Jet fertig machen. Wir fliegen nach Armenien.«
Tyler betrachtete das Bild. Allmählich wuchs in ihm die Überzeugung, dass sie die Arche Noah vielleicht doch finden könnten.
Auf einem Hügel über einer grünen Wiese thronte ein von wuchtigen Mauern umgebenes Gebäude. Aus der Mitte erhob sich ein Turm. Hinter dem Kloster lag, vor einem strahlend blauen Himmel, das schneebedeckte Araratgebirge.
59. KAPITEL
Dilara Kenner war eine erfahrene Reisende, die schon zu vielen Ausgrabungsstätten rund um die Welt geflogen war. Doch nach dem Tribut, den die letzte Woche gefordert hatte, nun noch einmal zwanzig Stunden nach Eriwan zu fliegen, war selbst ihr zu viel. Sie hatte für ein ganzes Jahr genug vom Fliegen. Jede wache Minute hatte sie über den Fotos der Schriftrolle verbracht und noch etwas mehr über die Karte im Kloster Chor Virap herauszubringen versucht. Tyler und Grant ließen sie in Ruhe arbeiten. Bevor sie landeten, fasste Dilara kurz ihr Ergebnis zusammen. Leider war es trotz Aidens Hilfe nicht viel.
»Glaubst du, dass die Karte überhaupt noch vorhanden ist?«, fragte Tyler. »Warum sollte Ulric sie nicht mitgenommen haben?«
»Weil man sie nicht tragen kann. Es ist die Rede von einer steinernen Karte. Ich verstehe das so, dass die Karte auf eine Wand gemalt ist.«
»Aiden hat in allen öffentlichen und privaten Datenbanken gestöbert, zu denen er Zugang hat, aber niemand hat jemals von dieser Karte gehört«, wandte Tyler ein.
»An dieser Stelle steht«, Dilara deutete auf ein Foto der Schriftrolle auf ihrem Laptop, »dass die Nachfahren Jafets – das war einer der Söhne Noahs -, den Tempel im Gedenken an Gottes Vergebung errichtet haben. Man verwahrte ein Amulett und Karten in einer Geheimkammer, um die nur wenige
Auserwählte wussten. Das zweite Amulett befindet sich in der Arche selbst.«
»Die Priester in Chor Virap wissen nichts von einer solchen Kammer?«
»Der Tempel wurde bei einem Überfall der Perser dem Erdboden gleichgemacht. Die Wächter flohen. Die Kammer muss sehr gut verborgen sein.«
»Die Schriftrolle muss doch einen Hinweis enthalten, wie man die Kammer findet«, sagte Tyler.
»Aus Angst, die Rolle könne den Persern in die Hände fallen, haben ihre Verfasser eine Stelle verschlüsselt.«
Dilara wies auf einen Abschnitt über den ursprünglich jüdischen Tempel Chor Virap, der später zum christlichen Kloster wurde.
»Fällt euch hier etwas auf?«
»Die Abstände und die Einrückungen unterscheiden sich leicht vom Rest«, sagte Grant. »Man merkt es kaum, aber weil du darauf hingewiesen hast, fällt es mir auf.«
»Genau.« Sie kramte das Foto von der Nachricht ihres Vaters hervor. »Etwas daran kam mir gleich seltsam vor, deshalb bat ich Tyler um ein Foto. Ich glaube, mein Vater hat mir eine zweite Botschaft geschickt.« Sie legte den Brief auf den Abschnitt der Schriftrolle, in der es um Chor Virap ging. Die Zeilen lagen perfekt übereinander.
Tyler deutete auf die Nachricht ihres Vaters. »Der erste Buchstabe jeder Zeile …«
»… ist etwas fetter«, ergänzte Dilara. »Jeder, der die Nachricht sah, würde glauben, dass er sich einer schlichten Vertauschungschiffre bediente, wobei der erste Buchstabe jeder Zeile die Wörter ergibt. Dabei kommt aber nur Unsinn heraus. Mein Vater
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