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Arche

Arche

Titel: Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Morrison
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unterschiedlich, mal waren sie nur wenige Zentimeter, mal über dreißig Zentimeter groß. Man hatte sie so behauen, wie man sie brauchte.
    Die Steine, um die es ging, würden sich wahrscheinlich auf Augenhöhe befinden, überlegte er. Das dürften damals eineinhalb Meter gewesen sein. Der fünfte und der achte Stein ähnelten sich und waren groß genug, dass man eine Handfläche darauf legen konnte. Er sah sie sich etwas gründlicher an und entdeckte bei beiden eine kleine Kerbe an genau dergleichen Stelle. Er war sich sicher, dass er die geheimnisvollen Steine der Schriftrolle vor sich hatte.
    Wenn die Erbauer einen Geheimgang angelegt hatten, würde er sich relativ leicht öffnen lassen, denn die architektonischen Kenntnisse steckten damals noch in den Kinderschuhen. Andererseits musste es ein Mechanismus sein, der nicht versehentlich ausgelöst werden konnte, denn sonst hätte man den Gang zu leicht entdeckt.
    Zwei Steine. Es musste einen Grund dafür geben, warum es zwei waren. Tyler stellte sich vor die Nische und versuchte, beide Steine gleichzeitig nach hinten zu schieben. Sie waren jedoch zu weit voneinander entfernt. Er konnte auf keinen den nötigen Druck ausüben.
    »Grant, hilf mir doch mal. Wenn ich bis drei gezählt habe, drückst du fest auf den achten Stein. Ich drücke gleichzeitig auf den fünften.«
    Grant stellte sich vor den Stein.
    »Was haben Sie vor?«, fragte der Priester.
    »Ich glaube, ich kann Ihnen etwas zeigen, was Sie noch nie gesehen haben«, antwortete Tyler.

    »Ich bin bereit«, sagte Grant.
    »Eins, zwei, drei.«
    Sie drückten mit aller Kraft. Zuerst geschah nichts. Dann spürte Tyler, wie sich sein Stein leise bewegte.
    »Hast du auch etwas gespürt?«, fragte Grant.
    »Ja. Ich glaube, wir müssen beide mit gleicher Kraft drücken. Noch einmal. Eins. Zwei. Drei.«
    Diesmal bewegten sich die Steine sofort. Sie glitten langsam nach hinten. Gleichzeitig schoben sich der vierte und der siebte Stein nach vorn. Nach fünfzehn Zentimetern blieben sie stehen.
    Tyler sah Dilara an. Sie war genauso aufgeregt über die Entdeckung wie er.
    Vater Tatilian schien verärgert und sagte heftig etwas auf Armenisch.
    »Was ist los?«, erkundigte sich Tyler.
    »Vater Tatilian ist aufgebracht. Er fragt, was Sie getan haben«, sagte der Dolmetscher.
    »Ich glaube, wir haben soeben eine Tür geöffnet.«
    Tyler untersuchte die aus der Wand hervorstehenden Steine. Mit Ausnahme der kleinen Kerben waren sie auf allen Seiten so glatt behauen, dass sie präzise in die Lücken passten.
    Tyler trat in die Nische. Die seitliche Wand hatte sich bewegt, wenngleich sehr wenig. Er stemmte seine Schulter rechts dagegen, und die Wand drehte sich weiter, bis sich links eine Öffnung auftat. Tyler leuchtete mit seiner Taschenlampe hinein. Ein moderiger Geruch stieg ihnen in die Nase. Links konnte er sehen, wie die Tür verschlossen wurde. Ein schlichter Drehzapfen aus Stein, wie er es vermutet hatte. Einer aus Holz hätte die vielen Jahre nicht überdauert. Er bewunderte den einfachen, aber klugen Mechanismus.
    »Kannst du etwas sehen?«, fragte Dilara.

    Tyler besann sich darauf, wo er war.
    »Ich sehe eine Treppe nach unten. Wir haben die Kammer gefunden.«
    Grant und Dilara knipsten ebenfalls ihre Taschenlampen an. Der Dolmetscher und der Priester nahmen Kerzen aus der Zelle des Heiligen.
    Tyler stieg zehn Stufen nach unten, dann drehte er sich nach rechts und sah weitere zwanzig vor sich. Es musste Jahre gedauert haben, die Sandsteinstufen zu meißeln.
    Am Ende der Treppe angelangt, befand er sich in einem runden Raum, der doppelt so groß war wie die Zelle des Heiligen. Als sein Blick auf die gegenüberliegende Wand fiel, stutzte er. Tatsächlich. Eine Karte. Im Licht der Taschenlampe sah er die sorgfältig gezeichnete Silhouette des Berges Ararat. Er war mit schwarzen Punkten übersät. Die Schriftzeichen neben der Karte ähnelten denen auf der Rolle, die Dilaras Vater gefunden hatte.
    Als er mit dem Strahl der Taschenlampe auf die letzte Zeile der Inschrift leuchtete, sah Tyler einen Fuß in einem Schuh. Er ließ sein Licht über das dazugehörige Bein gleiten, dann über den Körper, bis er zu einem vertrockneten Gesicht kam. Die braune Kutte der mumifizierten Gestalt ließ keinen Zweifel übrig, dass es der verschwundene Novize war.
    Dem Priester und dem Dolmetscher verschlug es die Sprache. Dilara stieß einen kleinen Schrei aus. Eine etwas übertriebene Reaktion für jemanden, der sein Brot damit

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