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Arche

Arche

Titel: Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Morrison
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müssen die Jungs einen Eimer mit Schmierfett schicken.«
    Tyler grinste.
    »Siehst du schon etwas?«, fragte er Dilara nach etwa fünfzehn Metern.
    »Ja«, sagte sie. »Ich glaube, hier verbreitert sich der Spalt.«
    Nicht viel später stand Tyler neben Dilara. Die Höhle roch nicht feucht wie eine Kalksteinhöhle, die Luft war trocken und staubig. Sie erinnerte ihn an das Grab Tutanchamuns im Tal der Könige von Ägypten. Auch dort lag das Gefühl von Geschichte und zeitlosem Staunen in der Luft.
    Tyler richtete seine Taschenlampe auf die linke Wand. Er ließ ihr Licht über die Decke gleiten. Der Lichtpunkt, den seine Lampe warf, war sehr schwach. Nach seiner Schätzung musste
die Wand mindestens zwanzig Meter von seinem Standort entfernt sein. Wenn er den Strahl nach rechts richtete, schluckte die Dunkelheit das Licht völlig.
    Auf einmal tauchte Grant neben ihm auf.
    »Dem Herrn sei’s gedankt, dass wir da durch sind!«
    Die Wände warfen Grants Stimme zurück. Es klang nach einer Schlucht.
    »Die Höhle muss riesig sein«, staunte er.
    »Schauen wir doch mal, ob das stimmt.« Tyler holte ein Stroboskop aus seinem Gepäck. Der Blitz würde etwas unangenehm sein und der Akku nicht lange halten, aber die Leuchtkraft des Geräts würde ihnen eine Vorstellung von der Größe der Höhle geben.
    »Nicht in den Blitz sehen, wenn ich das Gerät einschalte.« Er legte die Hand auf den Schalter. »Seid ihr soweit?«
    »Los«, sagte Grant.
    »Ja«, nickte Dilara eifrig.
    »Meine Damen und Herren, ich präsentiere Ihnen … die Arche Noah!«
    Er legte den Hebel um und machte einen Schritt zurück. Man konnte hören, wie der Kondensator Energie für den ersten Lichtblitz sammelte. Dann schickte der Abtastimpuls jede halbe Sekunde seinen breiten Strahl aus. Das menschliche Auge sah die Umgebung beinahe so, als wäre sie kontinuierlich beleuchtet.
    Ein atemberaubender Anblick bot sich ihnen. Dilara holte tief Luft. Die Höhle war so gewaltig, dass ihr hinterer Teil ganz in Dunkelheit versank. Auf ihrer linken Seite erstreckte sich, so weit das Auge reichte, ein dreistöckiger Holzbau. Die einzelnen Teile des Gebäudes waren äußerst kunstfertig zusammengefügt. Nie hätte Tyler es für möglich gehalten, dass eine uralte Kultur zu dergleichen fähig war. Die Stücke passten so
präzise zueinander, als wären sie am Computer entworfen worden.
    Es musste ungeheurer Anstrengungen bedurft haben, um diese Konstruktion so viele Kilometer von den erforderlichen Holzreserven entfernt zu errichten. Selbst mit modernen Hilfsmitteln wäre ein vergleichbares Bauwerk in einer Höhle ohne ausreichende Beleuchtung ein gigantisches Unterfangen. Dass es vor Tausenden von Jahren nur mit menschlicher Arbeitskraft und Lasttieren erbaut worden war, grenzte an ein Wunder. Tyler begriff kaum, was er sah. Er stand vor der ältesten erhaltenen Holzkonstruktion der Welt. Noah selbst hatte sie entworfen und errichtet. Es stand außer Frage, dass dieser Bau es an Majestät mit den großen Pyramiden Ägyptens aufnehmen konnte.
    »Mein Gott!«, seufzte Dilara schließlich. »Sie ist unversehrt. Nach all diesen Jahren ist sie noch immer unversehrt!«
    »Das liegt an der trockenen Luft«, erklärte Tyler. »Kein Wasser, keine Termiten, keine Fäulnis.«
    »Und? Immer noch skeptisch?«, wollte Dilara wissen.
    Tyler schüttelte bedächtig den Kopf. »Ich freue mich, dass ich mich getäuscht habe.«
    »Das dürfte der unglaublichste Fund in der Geschichte der Archäologie sein.«

65. KAPITEL
    Nicht viel später war der Akku des Stroboskops leer. Bis auf die Kegel der Taschenlampen und das spärliche Licht, das durch den Spalt drang, herrschte wieder Finsternis.
    Mit Hilfe seines Laserentfernungsmessers stellte Tyler fest, dass die Arche tatsächlich die biblischen Maße hatte: Sie war
dreihundert Ellen lang, fünfzig Ellen breit und dreißig Ellen hoch. Sie selbst standen an dem südlichen Ende. Der Holzbau befand sich links von ihnen und der nackte Fels der sehr gleichmäßigen Höhle rechts. Tyler konnte nur raten, wie sie entstanden sein mochte. Für den Vulkantyp des Ararat war sie so ungewöhnlich, dass ihre Existenz an ein Wunder grenzte. Eine bessere Zufluchtsstätte war schwerlich denkbar, wenn man von der Wasserversorgung einmal absah.
    Die eigentliche Arche war eine aus drei Ebenen bestehende Konstruktion, die nach oben immer schmaler wurden. Alle drei Stockwerke stießen an die linke Höhlenseite. Sie diente dem Holzbau als Rückwand. Die Kammern

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