Arche
waren nach vorne über die ganze Breite offen. Die Privatsphäre schien nicht wichtig gewesen zu sein.
Tyler untersuchte das Hartholz. Es war mit Pech behandelt, damit es nicht faulte. Er klopfte an verschiedenen Stellen. Nach sechstausend Jahren klang das Holz noch immer fest. Obwohl Dilara heftig protestierte, stach er mit dem Messer seines Leathermans in einen Balken. Er war nicht morsch. Auch die Dielen waren stabil, so dass man sie ohne Bedenken betreten konnte.
Überall sah man Holzmöbel, Keramikgegenstände und Spuren des alltäglichen Lebens, als hätten sich die Bewohner erst vor kurzem auf den Weg gemacht.
Alle fünfzehn Meter führte eine Rampe zum nächsten Stockwerk. Vor den beiden oberen Ebenen erstreckte sich eine offene, knapp fünf Meter breite Galerie über die gesamte Länge des Bauwerks. Wer dort oben entlangging, konnte auf die darunter liegenden Ebenen blicken. Über die Galerien konnte man alle Kammern betreten. Für die unterste Ebene diente der Höhlenboden als Promenade.
Die größten Kammern befanden sich im Erdgeschoss. Die in der zweiten Etage waren weniger tief, und die in der dritten
waren die kleinsten. Die wenigen Kammern, in die Tyler mit der Taschenlampe einen Blick werfen konnte, variierten in der Breite zwischen drei und fünfzehn Metern.
Er überschlug rasch die Anzahl der Räume und kam auf über fünfzig. Sie würden Tage brauchen, wenn ihnen nicht bald etwas einfiel. Tyler wandte sich zu Dilara.
»Hast du eine Idee, wo wir mit der Suche nach dem Amulett beginnen sollten?«
Sie schüttelte den Kopf. »Dieser Bau ist einmalig. Es gibt nichts Vergleichbares auf der Welt. Vermutlich dienten die untersten Räume zu Lagerzwecken, als Tierpferche und zur Aufbewahrung von Dung. Die Kammern der zweiten Ebene könnten von allen gemeinsam benutzt worden sein. Die obersten waren wahrscheinlich Unterkünfte für die einzelnen Familienmitglieder. Aber das ist alles nur Spekulation. Das Amulett kann überall sein. Vielleicht ist es sinnvoll, wenn wir uns trennen.«
»Gute Idee. Noch sind wir unter uns, die Gefahr sollte minimal sein. Aber bevor wir loslegen – hier habe ich noch ein paar nützliche Spielereien.«
Tyler holte das ferngesteuerte Fahrzeug aus seinem Marschgepäck und klappte einen Laptop auf.
»Was soll uns das bringen?«, fragte Dilara. »Es würde nur länger dauern, wenn wir die Kamera des Fahrzeugs benutzen.«
»Es kann noch mehr, als nur Aufnahmen machen. Es besitzt auch ein eingebautes Laserkartierungssystem.«
»Und was kann das?«
»Während ich das Fahrzeug durch die Höhle steuere, misst der Laser die Entfernung zu jeder Fläche, an der es vorbeifährt, und sendet seine Ergebnisse an den Laptop. Der setzt sie in Echtzeit zu einem dreidimensionalen Bild zusammen, das ich in den Memory-Chips dieser Dinger hier speichern kann.«
Tyler nahm seinen Helm ab, der auf den ersten Blick wie ein gewöhnlicher Schutzhelm mit einer starken Lampe aussah. Aber er hatte auf jeder Seite mit Gelenken versehene Bildsucher, die man nach unten vor die Augen klappen konnte. Er war auch mit einer Infrarotkamera ausgestattet. Tyler hatte damit ursprünglich Ulric und seine Leute beobachten wollen. Da sie alleine waren, würden sie jedoch die Infrarotkamera nicht brauchen.
»Die Firma hat diese Geräte für den Einsatz bei Bergwerksunglücken im Untertagebau entwickelt. Wir haben sie in West Virginia eingesetzt.«
»Soll das heißen, der Helm zeigt mir, wie die Höhle aussieht?«
»Wenn du den Kopf drehst, zeigt er dir eine grafische Darstellung dessen, was du siehst. Wenn du etwas mit der Taschenlampe anleuchtest, legt sich das, was du siehst, über das Computerbild. Die Kamera kommuniziert mit diesem Sender-Empfänger, der als Bezugspunkt dient.« Tyler stellte das Gerät seitlich an die Wand auf den Boden.
»Wie lange dauert es, bis es einsatzbereit ist?«, fragte Dilara.
»Nur einige wenige Minuten für die Datensammlung. Ich muss das Fahrzeug bis ans andere Ende der Höhle fahren, den Rest erledigt der Computer. Ist es am anderen Ende angekommen, fahre ich es auf die zweite Ebene und wiederhole den Vorgang. Es kann natürlich nicht hinter Wände schauen, aber wir bekommen einen Überblick.«
Tyler setzte das Fahrzeug auf den Boden, tippte auf den Pad des Laptops und drückte auf den Joystick. Das kleine Gerät raste im Licht seiner eigenen Lampe los. Bald war nur noch ein Schimmer von ihm zu sehen. Tyler konzentrierte sich auf seine Aufgabe. In zehn Minuten hatte
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