Arche
musste.
»Verstanden.«
Nun blieb ihm nichts mehr zu tun, als die letzten Minuten zu beobachten.
Die großen Flügelspannweiten moderner Flugzeuge erlaubten selbst ohne Antrieb einen Gleitflug über weite Strecken. Mit Hilfe hydraulischer Flugsysteme konnte ein Pilot das Flugzeug auf einem optimalen Gleitweg halten.
Ohne Pilot würde die 737 jedoch nicht lange im Gleitflug bleiben, denn der Autopilot würde versuchen, Flughöhe und Kurs zu halten. Hammer sah, wie die Höhenruder sich senkten, als der Autopilot den Geschwindigkeitsverlust kompensierte.
Er selbst musste langsamer fliegen, um auf gleicher Höhe mit der 737 zu bleiben. Als er sich den dreihundertsiebzig Stundenkilometern näherte, hatte er fast seine Mindestfluggeschwindigkeit erreicht.
»Fuzz, wir können nicht mehr längsseits fliegen. Bleib bei mir.«
Hammer erhöhte seine Geschwindigkeit und flog einen weiten Kreis um die 737, Fuzzy am Flügel. Eine Minute später, als der Autopilot den Geschwindigkeitsverlust nicht länger kompensieren konnte, begann sich die Maschine wie ein Tümmler auf und ab zu bewegen. Die Nase senkte sich, womit die Maschine schneller wurde, dann hob sie sich wieder, so dass die Maschine an Höhe gewann. Beim dritten Versuch war die Mindestfluggeschwindigkeit von dreihundert Stundenkilometern erreicht.
»Gleich ist es soweit«, sagte Fuzzy.
Sie gingen auf Abstand. Die 737 kippte jäh auf die Seite und trudelte kopfüber nach unten.
Hammer versuchte, das Beben in seiner Stimme zu überspielen, aber er hatte noch nie erlebt, wie ein Flugzeug abstürzte. Er war frustriert, dass er nichts dagegen unternehmen konnte.
»LA Control«, meldete er sich, »das Zielobjekt stürzt in einer steilen Spirale nach unten und schlägt bald auf. Wir folgen im Notsinkflug.«
»Verstanden, CALIF 32. Halten Sie uns auf dem Laufenden.«
»Abstand halten, Fuzz«, sagte Hammer. Er hatte Angst, das Flugzeug könnte noch in der Luft zerbersten.
Während des Sinkflugs berichtete Hammer weiter. Er versuchte, ruhig zu sprechen, aber bei seinem Adrenalinspiegel war das unmöglich.
»Zielobjekt trudelt weiter … noch intakt. Jetzt bei neunhundert
Meter … Sechshundert. Verdammt, die bauen wirklich solide Maschinen. Sie nähert sich dem Boden…O mein Gott!«
Hammer zog den Steuerknüppel hoch, hielt aber die Augen weiter auf den Düsenjet gerichtet.
In der einen Sekunde war die 737 ein Flugzeug wie viele andere gewesen, die er geflogen hatte. In der nächsten war sie zu einem gigantischen Wirbel aus Metall und Sand geworden. Sie wurde zerrissen und zerfetzt. Teile schnellten hoch in die Luft, die beiden mächtigen Düsen wurden zur Seite geschleudert. Treibstoff, der einen Brand oder eine Explosion hätte auslösen können, war nicht mehr vorhanden. Irgendwann kamen die Trümmer in der Sandwolke, die durch den Aufprall hochgewirbelt worden war, zum Stillstand.
Weit und breit war kein Gebäude in Sicht, nur in der Ferne konnte Hammer einen einsamen Betonstreifen mit einigen Fahrzeugen ausmachen. Laut seiner Karte handelte es sich um den U.S. Highway 93 nordwestlich von Chloride, Arizona.
Hammer umkreiste die Aufschlagsstelle mit Fuzzy am Flügel.
»Das war fürchterlich.«
Hammer blieb Fuzz eine Reaktion schuldig. Was war darauf zu sagen? Er war gerade Zeuge geworden, wie sich ein Flugzeug mit siebenundzwanzig Seelen an Bord in den Boden gebohrt hatte.
Er meldete den Absturz an LA Control.
»Verstanden, es sind bereits Rettungsfahrzeuge unterwegs.«
Was immer das bringen mochte, dachte Hammer. Diesen Absturz konnte niemand überlebt haben.
»CALIF 32 kehrt zum Stützpunkt zurück«, sagte er. Es bedrückte ihn, alles noch einmal mündlich berichten zu müssen. Es würde furchtbar sein.
Nach einem letzten Blick auf das Wrack von N-348 Z, mit dem sich bald die Flugunfall-Ermittler beschäftigen würden,
flog Hammer davon. Er beneidete sie nicht um ihre Aufgabe, denn so etwas hatten sie sicher noch nicht erlebt. Es würde gar nicht um die Frage gehen, warum das Flugzeug abgestürzt war. Denn das war klar. Die Frage lautete vielmehr: Wieso hatten sich siebenundzwanzig Personen an Bord der Maschine einfach in Luft aufgelöst?
8. KAPITEL
Bis das Rettungsboot die Ölplattform wieder erreichte, war es Nacht geworden, und Scotia One war in dichten Nebel gehüllt. Da mit den Wellen des Nordatlantiks nicht zu spaßen war, lag die tiefste Ebene der Ölplattform zwanzig Meter über der Wasseroberfläche. Die eingeschränkte Sicht und der hohe
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