Arche

erwarten«, lachend zog sie sich in den hinteren Teil des Flugzeugs zurück.
    Grant setzte sich auf ihren Platz.
    »Ich mag sie.« Er senkte die Stimme. »Es klang … als würdet ihr beide euch verstehen.« Tyler sah, wie Grant ihm zuzwinkerte. Nachdem Karen gestorben war, tat der gute Grant manchmal etwas zu viel des Guten, um ihn dazu zu bewegen, jemand Neues zu finden.
    »Wir haben uns nur unterhalten«, erwiderte Tyler. Er warf einen Blick nach hinten. Dilara hatte sich schon auf dem Sitz zusammengerollt, in die Decke gewickelt und die Augen geschlossen. Der Wunsch, sie beschützen zu wollen, überkam ihn. Er wandte sich wieder Grant zu, der albern grinsend neben ihm saß.
    »Du erinnerst dich an meine Freundin?«
    »Die Frau, die du vor zwei Wochen in Seattle kennengelernt hast?«

    »Tiffany«, bestätigte Grant. »Sie ist perfekt.«
    »Ihr habt euch wie oft getroffen? Zweimal?«
    »Ich weiß, es ist noch früh, aber sie bringt alle Voraussetzungen für eine zukünftige Mrs. Westfield mit. Weißt du überhaupt, wie wir uns kennengelernt haben?«
    »In einem Stripclub?«
    »Im Sportclub. Im Stripclub arbeitet sie.«
    »Als Rausschmeißerin?«
    »Kellnerin«, konterte Grant und tat so, als wäre er verärgert. »Du solltest sie beim Bankdrücken erleben. Unglaublich! Sie ist mir aufgefallen. Ich bin ihr aufgefallen. So ging das ein paar Tage. Kein Wort, nur Blicke. Aber eines Tages haben wir dann doch Kontakt aufgenommen. Willst du wissen, wie?«
    »Wie?«
    »Wir haben uns unterhalten.«
    Tyler sah noch einmal zu Dilara. Sie schlief fest.
    »Es ist nichts«, sagte er.
    »Okay.« Grant klang nicht überzeugt.
    »Du bist wirklich eine Nervensäge, was das angeht.«
    »Aber klar doch«, gab Grant zurück.
    Tyler seufzte. Sie hatten einen langen Flug vor sich.

17. KAPITEL
    Nach der Landung auf dem McCarren International Airport in Las Vegas nahm der von einem vierstündigen Schlaf erquickte Tyler die Schlüssel eines gemieteten Jeeps entgegen und setzte sich hinters Steuer. Einige Minuten später waren sie bereits auf dem Highway 93, auf dem Weg zur Absturzstelle.
    »Wie weit ist es?«, fragte Dilara von hinten.
    »Laut Judy Hodge, der leitenden Bergungsingenieurin,
etwa hundertachtzig Kilometer«, erwiderte Grant. »Wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen. Zum Glück liegt die Stelle nur knapp zwei Kilometer vom nächsten Highway entfernt, und alles ist flach. Wenn der Absturz über einem Canyon oder auf einem Berg erfolgt wäre, würde die Bergung zehnmal so lange dauern.«
    »Und wie lang wird es dauern, bis man herausgefunden hat, was passiert ist?«
    »In der Regel braucht man Monate, bis man auf erste Spuren stößt, und dann noch mal Jahre bis zum endgültigen Bericht.«
    »Jahre? Sam sagte, wir hätten Zeit bis zum Freitag, und heute ist schon Montag!«
    »Ich werde die Leute vom NTSB überreden, sich mit den Ermittlungen zu beeilen. Grant, ich möchte, dass du einspringst.«
    »Ach, was bist du gemein«, stöhnte Grant. »Zu Tiffany, wollte ich sagen.«
    »Sie wird noch ein paar Tage ohne dich überleben. Wir bringen alle Wrackteile zum TEC. Halle drei.«
    »Was bedeutet TEC?«, wollte Dilara wissen und sprach die drei Buchstaben wie Tyler als ein Wort aus.
    »Es ist die Abkürzung für Gordians Test and Engineering Center in Phoenix. Die zweihundert Hektar große Anlage wurde vor zwanzig Jahren mitten in der Wüste gebaut. Phoenix ist inzwischen so sehr gewachsen, dass das Versuchsgelände am Stadtrand liegt. Es umfasst eine Teststrecke von elf Kilometern, einen geschotterten Hindernisparcours, eine Schleuderplatte und weitläufige Labors. Es gibt auch noch eine Rollbahn von knapp eineinhalb Kilometer Länge und fünf Hallen für Flugtests.«
    Tyler war sich bewusst, dass er wie ein stolzer Vater klang, aber er konnte nicht anders. Die Anlage war das Juwel des Unternehmens.

    »Sie testen also Autos? Ich dachte immer, die Hersteller hätten ihre eigenen Versuchsstrecken und was man sonst noch dazu braucht.«
    »Das stimmt, aber viele Unternehmen legen Wert auf unabhängige Versuche. Versicherungen, Anwälte, Reifenfirmen. Unser größter Kunde ist die Regierung. Wir können buchstäblich alles auf Rädern testen. Von Fahrrädern bis zu Schwertransportern. Übermorgen wird ein Großmuldenkipper für den Tagebau auf Herz und Nieren geprüft.«
    »Es klingt fast so, als würde es Ihnen Spaß machen. Dürfen Sie auch hinters Steuer?«
    »Manchmal, wenn ich Glück habe. Bei dem Kipper würde es mir wirklich