Arche
Krankheit würde sich ausbreiten, ohne dass Quarantänemaßnahmen möglich wären.«
»Wer sie entwickelt hat?«, fragte Trina Harris. »Sie bestätigen also, dass wir es hier mit einem von Menschen gemachten Wirkstoff zu tun haben?«
»Die kleinen, aber spezifischen Unterschiede der Prionen legen die Annahme nahe, dass sie manipuliert sind. Es ist jedoch sehr unwahrscheinlich, dass sie aus dem Nichts entwickelt wurden. Man hat vermutlich ein Quellprion verändert. Aber ich habe noch von keiner Prionenerkrankung gehört, die auch nur annähernd dieser entspricht. Wo sie gefunden worden sein könnte – ich habe keine Ahnung. Und noch etwas: Wir haben Spuren von Argon entdeckt und vermuten deshalb, dass die Zylinder, in denen die Prionen enthalten waren, mit dem Edelgas versiegelt wurden.«
»Warum ist das von Bedeutung?«, fragte Tyler. Er fand das Gespräch vom wissenschaftlichen Standpunkt aus faszinierend,
wenn er jedoch an das Drumherum dachte, schüttelte es ihn vor Abscheu.
»Die schnell wirkende Version zerfällt innerhalb von Minuten, wenn sie nicht auf eine Zelle einwirkt. Die Lebensdauer – sofern man bei einem Prion von Lebensdauer sprechen kann – ist sehr kurz. Es wirkt rasant, muss sich aber unverzüglich erneuern. Wenn ein Mensch keine Cadherine mehr hat, lösen sich die Prionen auf. Ich wette, dass die verzögert wirkenden sich ebenso verhalten, nur über einen längeren Zeitraum hinweg. Leider haben wir das erst entdeckt, als sich unser Testmaterial bereits selbst zerstört hatte.«
Deshalb hatte man an der Absturzstelle keine Prionen gefunden, dachte Tyler. Sie waren zerfallen, lange bevor das Flugzeug abgestürzt war. Der Selbstzerstörungsmechanismus ergab Sinn, wenn Ulric die Prionen auf eine ahnungslose Welt loslassen wollte und selbst einen Bunker hatte, in dem er sich verkriechen konnte. Er brauchte nur abzuwarten, bis das Ende der Zivilisation eingetreten war und sich die Prionen schließlich selbst zerstört hatten. Die Erde wäre menschenleer, er könnte seinen Bunker verlassen und die Welt in Besitz nehmen.
»Gibt es etwas, das die Prionen zerstört, bevor sie freigesetzt werden?«, wollte Tyler wissen.
»Wir haben kurz getestet, was sie aushalten. Sie zersetzen sich erst bei einer Temperatur von über achthundertfünfzig Grad Celsius. Die andere Methode ist mit einer Salzlösung. Salz greift sie sehr an.«
»Ich muss ein paar Anrufe erledigen«, verabschiedete sich Special Agent Harris unvermittelt, öffnete ihr Handy und schritt den Flur hinunter.
»Sie hatten Glück, den Apparat zu finden, bevor das ganze Schiff infiziert war«, sagte Dr. Gavde. »Dass es von dem Zeug noch mehr geben könnte, gefällt mir gar nicht.«
Doch leider war sich Tyler dessen ziemlich sicher. Die Frage war nur, wo?
41. KAPITEL
»Aber das ist doch lachhaft«, erwiderte Dilara, die sich auf Ulrics Behauptung hin, die Flut sei eine durch das Wasser übertragene Krankheit, nicht beherrschen konnte. »In vielen Texten alter Kulturen ist die Sintflut ein zentrales Thema.«
»Und Sie glauben wirklich, dass das Wasser jeden Berg auf der Erde bis zu einer Höhe von fünfzehn Ellen bedeckte?«, konterte Ulric, der das Streitgespräch offenbar genoss. Er schien vergessen zu haben, dass Dilara auf der anderen Seite stand.
»Das ist genauso albern. Dafür gibt es nicht genug Wasser auf der Erde.«
»Dann räumen Sie also ein, dass man die Geschichte nicht wörtlich nehmen darf. Wenn Sie bereit sind, einen Teil über Bord zu werfen, warum hängen Sie dann so vehement an einem anderen Teil?«
»Fluten kamen in den alten Zeiten häufig vor. Die meisten Siedlungen wurden am Wasser gebaut. Tsunamis, Hurrikane und Flussüberschwemmungen waren alltägliche Bedrohungen. Es verwundert nicht, dass Geschichten von der Vergeltung Gottes einige dieser Ereignisse enthalten.« »Auch die Pest war eine verbreitete Geißel der vergangenen Jahrtausende«, bemerkte Ulric. »Warum ist es so schwer zu glauben, dass Noah eine Seuche überlebte?«
»In diesem Punkt ist die Bibel aber doch sehr eindeutig«, warf Dilara ein. »Warum heißt es nicht ›Seuche‹ statt ›Flut‹?«
»Wer weiß. Vielleicht weil die Stelle vor langer Zeit falsch
übersetzt wurde. Oder weil die Seuche aus den Fluten zu kommen schien. Jedes Tier, das von dem Wasser trank, starb. Ich weiß, dass es tatsächlich so war.«
»Weil Sie die Arche gefunden haben«, spottete Dilara. »Und das wirft eine andere Frage auf. Wenn es sich lediglich um eine
Weitere Kostenlose Bücher