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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verbrechen lohnt sich
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kannte sogar den Namen des Verkäufers, der ihn heute bedienen sollte, obwohl Mr. Parker keine Ahnung hatte, dass er ein winziges Rädchen in Kennys gut geölter Maschinerie sein sollte.
    Als Kenny an diesem Morgen zur Schmuckabteilung kam. beauftragte Mr. Parker gerade einen jungen Verkäufer mit einigen Änderungen, die er in einem offenen Schaukasten vornehmen sollte.
    »Guten Morgen, Sir«, wandte Parker sich dem ersten
    Kunden des Tages zu. »Kann ich Ihnen behilflich sein?« »Ich suche Manschettenknöpfe.« Kenny bemühte sich um
einen abgehackten Tonfall und hoffte, dadurch wie ein GuardsOffizier zu klingen.
»Selbstverständlich, Sir.«
Kenny amüsierte sich, wie respektvoll er wegen der GuardsKrawatte behandelt wurde, die er erst gestern für 23 Pfund in
der Herrenabteilung erstanden hatte.
»Eine bestimmte Art?«, erkundigte sich der Verkäufer. »Nein, ich hätte sie nur gern in Silber.«
»Selbstverständlich, Sir.« Mr. Parker brachte mehrere
Schachteln mit silbernen Manschettenknöpfen herbei. Kenny wusste genau, welche er wollte. Er hatte sie bereits
am Samstagnachmittag ausgewählt. »Was ist mit diesen?« Er
deutete auf das oberste Regalfach. Als der Verkäufer sich
umdrehte, schaute Kenny nach der Überwachungskamera und
machte einen Schritt nach rechts, damit sie ihn deutlicher im
Bild hatte. Mr. Parker streckte den Arm aus, um die Kollektion
aus dem Fach zu nehmen. Kenny griff inzwischen nach den
erwählten Manschettenknöpfen auf dem Verkaufstisch und
steckte sie in die Jackentasche, bevor der Verkäufer sich ihm
wieder zuwandte.
Aus den Augenwinkeln sah Kenny einen Sicherheitsmann
eiligen Schrittes auf sich zukommen und gleichzeitig in sein
Walkie-Talkie reden.
»Entschuldigen Sie, Sir.« Der Wachmann fasste ihn am
Ellbogen. »Würden Sie mich freundlicherweise begleiten?« »Was soll das?«, fragte Kenny scheinbar entrüstet, als ein
zweiter Sicherheitsmann neben ihm auftauchte.
»Sie würden sich selbst einen Gefallen tun, wenn Sie uns
begleiten, damit wir die Sache unauffällig regeln können«,
meinte der zweite Wachmann und packte Kennys anderen
Arm.
»So bin ich noch nie beleidigt worden!«, rief Kenny empört,
so laut er konnte. Er legte die Manschettenknöpfe aus seiner
Jackentasche auf den Verkaufstisch zurück und fügte hinzu:
»Ich hatte natürlich die Absicht, sie zu bezahlen.«
Der Sicherheitsmann nahm das Etui an sich. Zu seiner
Verwunderung begleitete der wütende Kunde ihn ohne ein
weiteres Wort zum Besprechungszimmer.
Als sie das kleine Gelass mit den grünen Wänden betraten,
wurde Kenny aufgefordert, hinter einem Schreibtisch Platz zu
nehmen. Der eine Sicherheitsmann kehrte zu seinen Pflichten
im Parterre zurück, der andere blieb an der Tür stehen. Kenny
wusste, dass im Durchschnitt zweiundvierzig Personen wegen
Ladendiebstahls im Harrods festgenommen und über neunzig
Prozent der Täter der Polizei überstellt wurden.
Wenige Augenblicke später öffnete sich die Tür, und ein
großer dünner Mann mit griesgrämigem Gesicht trat ein. Er
setzte sich an die andere Seite des Schreibtisches und blickte zu
Kenny hinüber, ehe er eine Schublade herauszog und ein
grünes Formular herausnahm.
»Name?«, fragte er.
»Kenny Merchant«, antwortete Kenny ohne Zögern. »Anschrift?«
»42 St Luke’s Road, Putney.«
»Beruf?«
»Arbeitslos.«
Kenny beantwortete noch mehrere Minuten lang die Fragen
des griesgrämigen Mannes. Ehe der Inquisitor zur letzten Frage
kam, studierte er kurz die silbernen Manschettenknöpfe, ehe er
anschließend ganz unten auf dem Formular »Wert 90 Pfund«
eintrug. Kenny kannte die Bedeutung dieser Summe nur zu gut. Das Formular wurde zum Unterzeichnen zu Kenny
herübergedreht. Zur Überraschung des Inquisitors unterschrieb
er sofort.
Der Sicherheitsmann führte ihn anschließend in ein Nebenzimmer, wo man ihn fast eine Stunde warten ließ. Der Wächter wunderte sich, dass Kenny nicht fragte, was als Nächstes geschehen würde, weil alle anderen es taten. Doch Kenny wusste genau, was nun bald passieren würde, obwohl er
nie zuvor wegen Ladendiebstahls festgenommen worden war. Etwa eine Stunde später traf die Polizei ein, und er wurde
mit fünf anderen zum Magistrates Court in der Horseferry
Road gebracht, dem Gericht für kleinere Vergehen. Wieder
musste er lange warten, bis er vor den Magistrat kam, den
Friedensrichter, der ohne Geschworene sein Urteil sprach. Die
Anklage wurde verlesen, und Kenny erklärte sich für schuldig.
Da der Wert der

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