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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die chinesische Statue und andere Uberraschungen
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keineswegs Tränen der
Erleichterung, und folgte dann seinem Vater in dessen
Arbeitszimmer. Der Gardeoffizier winkte ihm beim
Vorübergehen zu, aber der Junge wußte, daß ihn nun nichts
mehr retten konnte. Sein Vater ging ihm voraus und setzte sich
auf den ledernen Stuhl hinter seinem Arbeitstisch. Seine
Mutter war ihnen nachgekommen und stand nun still im
Türrahmen.
„Jetzt erzählst du mir einmal ganz genau, wo du warst und
warum du so lange ausgeblieben bist; und wehe, du sagst nicht
die Wahrheit!“
Der Junge stand seinem Vater gegenüber und erzählte ihm
alles, was geschehen war. Wie er zum Dorf gegangen sei, dort
die Lebensmittel sorgfältig ausgewählt und dabei die Hälfte
des Geldes eingespart habe, das die Mutter ihm mitgegeben
hatte. Wie er dann auf dem Rückweg einer dicken Dame
begegnet sei, die auf einem Esel saß und in der Herberge kein
Quartier mehr gefunden hatte; und er erklärte auch, warum er
ihr das Huhn und die Früchte habe schenken müssen. Weiters
erzählte er, wie die Hirten geschrien und sich an die Brust
geschlagen hätten, bis plötzlich ein helles Licht vom Himmel
gekommen sei, worauf sie schweigend auf die Knie gefallen
seien; und wie er schließlich den drei vornehm gekleideten
Männern begegnet sei, die den König der Könige suchten. Den Vater packte bei den Worten seines Sohnes der Zorn. „Was erzählst du mir da für Märchen“, schrie er. „Erzähl
doch weiter: Hast du ihn gefunden, diesen König der Könige?“ „Nein, Herr Vater, ich habe ihn nicht gefunden“, antwortete
der Junge, während der Vater sich von seinem Stuhl erhob und
im Zimmer auf und ab zu gehen begann.
„Gibt es nicht vielleicht eine einfachere Erklärung dafür, daß
deine Hände und dein Gesicht so mit Granatapfelsaft
beschmiert sind?“ fragte er.
„Nein, Vater. Ich habe einen Granatapfel mehr gekauft, aber
mir ist sogar noch ein ganzer Silberdenar übriggeblieben,
nachdem ich alles, was die Mutter mir aufgetragen hat, bezahlt
hatte!“
Der Junge reichte die Münze seiner Mutter, in der Meinung,
seine Geschichte damit beweisen zu können. Seinen Vater aber
brachte der Anblick des Silberstücks noch mehr in Harnisch. Er pflanzte sich vor seinem Sohn auf und sah ihm in die
Augen.
„Um den anderen Denar hast du dir selbst etwas gekauft und
hast wohl deshalb jetzt nichts vorzuweisen, wie?“
„Das ist nicht wahr, Vater, ich habe…“
„Dann gebe ich dir noch eine letzte Chance, mir die Wahrheit
zu sagen“, sagte der Vater, indem er sich wieder in den Sessel
fallen ließ. „Belüge mich nicht, sonst kannst du dich auf eine
Tracht Prügel gefaßt machen, die du dein Lebtag nicht
vergessen wirst.“
„Was ich erzählt habe, ist die Wahrheit, Vater.“
„Hör mir gut zu, mein Sohn. Wir sind Römer, dazu geboren,
die Welt zu regieren. Unsere Sitten und Gesetze werden
überall als gut und gerecht anerkannt, weil sie auf absolute
Ehrenhaftigkeit gegründet sind. Ein Römer lügt niemals; das
hat immer unsere Stärke und unsere Überlegenheit gegenüber
unseren Feinden ausgemacht. Daher kommt es, daß wir
regieren, während andere regiert werden, und solange es so
bleibt, wird das Römische Reich niemals untergehen. Hast du
mich verstanden, mein Junge?“
„Ja, Vater, ich habe verstanden.“
„Dann wirst du auch verstehen, warum man unbedingt immer
die Wahrheit sagen muß.“
„Aber ich habe doch nicht gelogen, Vater!“
„Nun, dann ist dir nicht mehr zu helfen“, erwiderte der Vater
zornig, „und es bleibt mir in diesem Fall nur noch eine einzige
Möglichkeit.“
Die Mutter wäre ihrem Sohn gerne zu Hilfe gekommen, doch
sie wußte, daß ihr Einspruch nichts nützen würde. Der Vater
erhob sich, löste seinen Ledergürtel und legte ihn so
zusammen, daß dessen schwere Messingbeschläge nach außen
wiesen. Dann befahl er seinem Sohn, mit den Händen seine
Zehenspitzen zu berühren. Der Junge gehorchte ohne Zögern, und sein Vater holte mit dem Lederriemen weit aus, um ihn mit voller Wucht auf das Kind niedersausen zu lassen. Der Junge rührte sich nicht vom Fleck und gab keinen Laut von sich. Die Mutter, die diesen Anblick nicht ertrug, wendete sich weinend ab. Nach dem zwölften Peitschenhieb befahl der Vater dem Jungen, in sein Zimmer zu gehen. Dieser verließ wortlos den Raum, gefolgt von seiner Mutter, die ihm nachsah, wie er die Treppe hinaufstieg. Dann lief sie in die Küche, um Olivenöl und Salben zu holen, mit denen sie die Schmerzen ihres Sohnes zu lindern hoffte. Als sie mit den

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