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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die chinesische Statue und andere Uberraschungen
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Atem an, um nicht den Eindruck zu erwecken, er könnte sich fürchten. Natürlich fürchtete er sich, trotzdem ging er mutig weiter, entschlossen, sich durch nichts und niemanden vom Weg abbringen zu lassen. Als er ihnen
gegenüberstand, war er verblüfft.
Vor sich sah er drei Kamele, geritten von drei Männern, die
auf ihn herabblickten. Der erste war ganz in Gold gekleidet
und hatte den einen Arm schützend um einen unter seinem
Mantel verborgenen Gegenstand gelegt. An der Seite trug er
ein gewaltiges Schwert, dessen Scheide mit den
verschiedensten Edelsteinen verziert war, von denen der Junge
viele nicht einmal kannte. Der zweite Reiter war weiß
gekleidet und hielt einen Silberhelm an die Brust gedrückt,
während der dritte rot gekleidet war und eine große Holzkiste
trug. Der Mann mit dem goldenen Gewand hob die Hand und
sprach den Jungen in einer seltsam klingenden Sprache an, die
dieser noch nie zuvor, nicht einmal aus dem Mund seines
Lehrers, gehört hatte. Der zweite Mann versuchte es mit
Hebräisch, jedoch ohne Erfolg, und der dritte mit einer
weiteren fremden Sprache, mit der er dem Jungen jedoch
ebenfalls keine Antwort entlockte.
Die Arme vor der Brust verschränkend, sagte ihnen der
Junge, wer er sei und wohin er wolle und fragte, woher sie
kämen. Er hoffte, daß der schrille Ton seiner Stimme seine
Angst nicht verriet. Der in Gold Gekleidete antwortete als
erster und befragte den Jungen in dessen Muttersprache: „Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen
Stern im Morgenland gesehen und sind gekommen, ihn
anzubeten.“
„Der Palast von König Herodes ist…“
„Wir meinen nicht König Herodes“, sagte der zweite der
Männer, „denn der ist nur ein weltlicher König wie wir selbst.“ „Wir sprechen“, sagte der dritte, „vom König der Könige und
bringen ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe als Geschenke.“ „Ich weiß nichts von einem König der Könige“, sagte der
Junge, der sein Selbstvertrauen allmählich wiedergewann. „Ich
anerkenne nur Caesar Augustus, den Beherrscher der gesamten
bekannten Welt.“
Der in Gold Gekleidete schüttelte den Kopf und, auf den
Himmel weisend, fragte er den Jungen: „Siehst du dort im
Osten den hellen Stern? Wie heißt das Dorf, über dem er
steht?“
Der Junge sah in Richtung des Sterns; das Dorf darunter war
tatsächlich deutlicher zu erkennen als bei Tageslicht. „Ach, das ist doch nur Bethlehem“, antwortete er lachend.
„Dort werdet ihr keinen König der Könige finden.“
„Eben dort werden wir ihn finden“, sagte der zweite König.
„Hat der Hohepriester des Herodes uns nicht aus der Schrift
zitiert: Du, Bethlehem im Lande Juda, bist keineswegs die
geringste unter den Fürstenstädten Judas; denn aus dir wird der
Führer hervorgehen, der Mein Volk Israel regieren soll.“ „Das kann nicht sein“, erwiderte der Junge fast schreiend,
„Caesar Augustus regiert über Israel und die gesamte bekannte
Welt.“
Aber die drei vornehm gekleideten Männer achteten nicht auf
seine Worte, sondern ließen ihn stehen, um in Richtung
Bethlehem weiterzureiten.
Verwirrt machte sich der Junge auf das letzte Stück Weges
nach Hause. Obwohl der Himmel inzwischen nachtschwarz geworden war, konnte er, wenn er zurücksah, das Dorf Bethlehem im hellen Sternenlicht noch immer deutlich erkennen. Er setzte sich wieder in Trab und verspürte ein Gefühl der Erleichterung, als endlich die Umrisse des Lagers vor ihm auftauchten. Am Eingang angelangt, schlug er mehrmals heftig gegen das schwere Holztor, bis ein Centurio mit gezücktem Schwert und einer brennenden Fackel herbeieilte, um nachzusehen, wer ihn bei seinem Rundgang
störte. Als er den Jungen erblickte, runzelte er die Stirn. „Dein Vater ist sehr verärgert. Er wartet seit
Sonnenuntergang auf dich und war schon nahe daran, einen
Suchtrupp nach dir auszuschicken.“
Der Junge stürmte an dem Centurio vorbei und machte erst
vor dem Haus seiner Eltern halt. Sein Vater sprach gerade mit
einem Gardeoffizier, seine Mutter stand daneben und weinte. Als er seinen Sohn erblickte, drehte der Vater sich um und
schrie ihn an: „Wo warst du?“
„In Bethlehem.“
„Das weiß ich, aber was fällt dir ein, so spät
zurückzukommen? Habe ich dir nicht schon oft genug gesagt,
daß du nach Einbruch der Dunkelheit außerhalb des Lagers
nichts mehr zu suchen hast? Du kommst jetzt sofort zu mir in
mein Arbeitszimmer!“
Der Junge warf einen hilfesuchenden Blick auf seine Mutter,
die immer noch weinte, wenn auch

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