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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die chinesische Statue und andere Uberraschungen
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einem New Yorker Bankier.
„Bleiben Sie längere Zeit in New York?“ fragte er. Dabei zog er ein schmales Lederetui aus der Innentasche seines Jacketts und entnahm diesem eine Brille mit halbmondförmigen Gläsern, die er sich auf die Nasenspitze setzte.
„Nur bis zum Ende der Woche.“
„Sie sind nicht zufällig morgen mittag noch frei?“ fragte er mit einem Blick über den Rand seiner Brille.
„Warum nicht? Auf gar keinen Fall denke ich daran, noch einmal mit diesem Agenten essen zu gehen.“
„Ausgezeichnet. Dann könnten wir uns doch zum Mittagessen treffen, und Sie erzählen mir die Fortsetzung dieser dramatischen Jagd nach der so schwer faßbaren amerikanischen Autorin.“
„Und ich werde vielleicht doch noch die Entdeckung machen, daß eine Geschichte in Ihnen steckt.“
„Machen Sie sich keine Hoffnungen“, sagte er, „Sie setzen auf eine Niete, wenn Sie damit spekulieren.“ Er reichte mir die Hand. „Morgen dreizehn Uhr im Speisesaal des Clubs, paßt Ihnen das?“
„Dreizehn Uhr, Club-Speisesaal“, wiederholte ich.
Als er den Umkleideraum verließ, trat ich zum Spiegel und rückte meine Krawatte zurecht. Am Abend war ich zum Essen mit Eric McKenzie verabredet, einem Verlagsfreund, der mich für die Aufnahme in den Club ursprünglich vorgeschlagen hatte. Eigentlich war Eric gar nicht mit mir, sondern mit meinem Vater befreundet. Die beiden hatten einander kurz vor dem Krieg auf einer Urlaubsreise in Portugal kennengelernt. Mein Vater war bereits in Pension, als ich zum Clubmitglied gewählt wurde, und seither hatte Eric es sich zur Gewohnheit gemacht, mich jedesmal, wenn ich nach New York kam, zum Essen einzuladen. In den Augen der Elterngeneration bleibt man lebenslänglich ein hilfsbedürftiges Kind. Da er ein Altersgenosse meines Vaters war, mußte Eric an die siebzig sein, und obwohl er schlecht hörte und etwas gebeugt ging, unterhielt ich mich immer ausgezeichnet mit ihm, auch wenn er es nicht lassen konnte, ständig zu wiederholen, daß sein Großvater Schotte gewesen sei.
Er müßte in ein paar Minuten da sein, stellte ich fest, als ich meine Uhr überstreifte. Also zog ich mein Sakko an und schlenderte hinaus in die Halle, wo er bereits auf mich wartete. Zum Zeitvertreib studierte er gerade alte Ankündigungen auf dem Anschlagbrett des Clubs. Bei Amerikanern kann man sich meiner Erfahrung nach darauf verlassen, daß sie entweder zu früh oder zu spät zu einer Verabredung kommen; pünktlich sind sie nie. Ich blieb stehen und sah zu der gebeugten Gestalt hinüber. Bis auf einige dunklere Strähnen war Erics Haar nun silbrig weiß, und an seinem Anzug fehlte ein Knopf, was mir wieder ins Gedächtnis rief, daß er vor einem Jahr seine Frau verloren hatte. Wir begrüßten einander mit einem Händedruck und den üblichen Begrüßungsworten und fuhren dann mit dem Lift in die zweite Etage, wo sich der Speisesaal befand.
Der Speisesaal für die Mitglieder des Metropolitan-Clubs unterscheidet sich kaum von denjenigen anderer Männervereine: eine gefällige Mischung von alten Lederfauteuils, alten Teppichen, alten Bildern und alten Mitgliedern. Ein Kellner führte uns zu einem Ecktisch, von dem aus man auf den Central Park sah. Wir bestellten und lehnten uns dann bequem zurück, um uns über alle die Dinge zu unterhalten, über die ich mich üblicherweise mit Bekannten unterhalte, die ich nicht öfter als zwei-, dreimal im Jahr treffe – das heißt also, über Familie, Kinder, gemeinsame Freunde, Beruf, Baseball und Kricket. Bis zum Kaffee waren wir glücklich beim Thema Kricket angelangt und begaben uns an das andere Ende des Saals, wo wir es uns in zwei abgenutzten Lederfauteuils bequem machten. Als der Kaffee serviert wurde, bestellte ich uns Brandy, während Eric eine große kubanische Zigarre auswickelte. Auf der Schleife stand zwar als Herkunftsland Westindien, doch ich wußte, daß es kubanische Zigarren waren, denn ich hatte sie ihm in einem Tabakladen im St. James am Piccadilly besorgt, der sich darauf spezialisiert hatte, für seine amerikanische Kundschaft die Schleifen auszuwechseln. Es ist meines Wissens wohl der einzige Laden der Welt, der Etiketten nur zu dem Zweck vertauscht, ein hochwertiges Produkt für ein minderwertiges auszugeben. Ich bin sicher, mein Weinhändler macht es genau umgekehrt.
Während Eric seine Zigarre anzuzünden versuchte, fiel mein Blick auf eine Tafel an der Wand. Es war, genauer gesagt, eine auf Hochglanz polierte Holzplakette, auf der in schrägen

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