Archer Jeffrey
Minister wird dreißig Jahre in Le Cumbern eingelocht, während die betreffende Firma enteignet und von allen künftigen Projekt
vergaben in Mexiko ausgeschlossen wird.“
„Ich kann mich wirklich nicht auf derlei faulen Zauber
einlassen“, sagte Sir Hamish.
„ Sie brauchen sich auch auf nichts einzulassen“, entgegnete
Heath. „Nachdem wir uns um den Vertrag beworben haben,
warten Sie einfach ab, ob unsere Gesellschaft in die engere
Wahl gekommen ist, und wenn ja, dann warten Sie wiederum
ab, ob der Mann des Ministers mit uns Kontakt sucht. Ich
kenne den Mann – wenn er es tut, dann können wir mit dem
Vertrag rechnen. Die Graham-Baugesellschaft ist doch ein
international hoch angesehenes Unternehmen.“
„Allerdings ist sie das, und eben deshalb läuft diese Sache
meinen Überzeugungen zuwider“, sagte Sir Hamish
hochmütig.
„Ich hoffe sehr, Sir Hamish, daß es Ihren Überzeugungen
auch zuwiderläuft, wenn die Deutschen oder die Amerikaner
uns den Vertrag vor der Nase wegschnappen.“
Sir Hamish blickte seinen Planungsleiter durchbohrend an,
blieb aber stumm.
„Und hinzufügen muß ich noch, Sir“, sagte David Heath, der
unruhig von einem Fuß auf den anderen trat, „daß die
Einnahmen in Schottland uns in letzter Zeit nicht gerade
reichen Erntesegen bringen.“
„Also gut, also gut, dann machen Sie weiter“, sagte Sir
Hamish widerwillig. „Setzen Sie eine Angebotsziffer für die
Ringstraße um Mexico City ein, aber lassen Sie es sich gesagt
sein: sollte ich entdecken, daß Bestechung im Spiel ist, dann
geht es zu Ihren Lasten“, fügte er hinzu und hämmerte mit der
Faust auf den Tisch.
„Zu welcher Angebotsziffer haben Sie sich entschlossen,
Sir?“ fragte der Projektleiter. „Ich glaube, ich habe schon in
meinem Bericht betont, daß die Summe unter 40 Millionen
Dollar liegen sollte.“
„Einverstanden“, sagte Sir Hamish, hielt einen Augenblick
inne und lächelte, ehe er sagte: „Setzen Sie also 39.121.110.
Dollar ein.“
„Warum gerade diese Zahl, Sir?“
„Aus persönlichen Gründen“, sagte Sir Hamish ohne ein
weiteres Wort der Erklärung.
Vergnügt, weil er seinen Chef überredet hatte, die
vorgegebene Linie einzuhalten, schloß David Heath die Tür
hinter sich, wenn er auch befürchtete, daß es schwieriger sein
würde, mit Sir Hamishs Prinzipien fertigzuwerden als mit der
mexikanischen Regierung. Dennoch setzte er in die letzte Zeile
des Angebots die besprochene Zahl ein und ließ das Papier
dann von drei Direktoren, darunter den Firmenpräsidenten,
unterzeichnen, wie das mexikanische Gesetz es erforderte. Er
schickte das Angebot mit einem Spezialkurier an das
Bautenministerium in Paseo de la Reforma, denn wer sich um
einen Auftrag von mehr als 39 Millionen Dollar bewirbt,
bedient sich nicht der gewöhnlichen Post.
Mehrere Wochen vergingen, dann nahm die mexikanische
Botschaft in London mit Sir Hamish Verbindung auf und
ersuchte ihn, nach Mexico City zu einer Zusammenkunft mit
Manuel Unichurtu, dem zuständigen Minister für das Projekt
Umfahrungsstraße, zu kommen. Sir Hamish blieb mißtrauisch,
aber David Heath triumphierte, weil er schon aus anderer
Quelle erfahren hatte, daß die Graham-Baugesellschaft zur Zeit
der einzige ernsthaft in Erwägung gezogene Bewerber sei,
obgleich noch ein oder zwei wichtige Einzelheiten
abzustimmen waren. David Heath wußte genau, was das
bedeutete.
Eine Woche später flogen sie vom Flughafen Heathrow nach
Mexico City ab, Sir Hamish in der ersten, David Heath in der
Touristenklasse. Nach der Ankunft dauerte es noch eine
Stunde, ehe sie die Zollformalitäten erledigt hatten, und
weitere dreißig Minuten, bis sie ein Taxi fanden, aber auch das
erst, nachdem der Fahrer einen wahnwitzigen Fahrlohn
ausgehandelt hatte. Für die zwanzig Kilometer vom Flughafen
bis in ihr Hotel brauchten sie etwas über eine Stunde, und Sir
Hamish konnte sich selbst überzeugen, warum die Mexikaner
unbedingt eine Umfahrungsstraße bauen wollten. Obwohl die
Fenster heruntergekurbelt waren, herrschte in dem uralten
Auto eine Hitze wie in einem Backofen, der die Nacht über
voll angeheizt war, doch während der ganzen Fahrt lockerte Sir
Hamish nicht ein einziges Mal Kragen oder Krawatte. Die
beiden Männer begaben sich auf ihre Zimmer, verständigten
telefonisch das Sekretariat des Ministers von ihrer Ankunft,
und warteten alles weitere ab.
Zwei Tage lang geschah überhaupt nichts. David Heath
versicherte dem Präsidenten, daß derlei Verzögerungen in
Mexiko nichts
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