Archer Jeffrey
blieb, allen Auflagen zuzustimmen, vorbehaltlich ihrer Genehmigung durch Sir Hamish. Nachdem er jede mögliche Vorsichtsmaßnahme eingebaut hatte, akzeptierte Heath die Bauauftragssumme, die Perez nannte und die bereits die Provision für den Minister einschloß, und sobald er den Bericht für den Präsidenten seiner Gesellschaft abgeschlossen hatte, flog er mit seinen Mitarbeitern nach England zurück.
An dem Abend, an dem David Heath heimkehrte, ging Sir Hamish früh zu Bett, um dort die Schlußfolgerungen seines Planungsleiters zu studieren. Nachtsüber las er, wie andere einen Agentenroman, den Bericht, der keinen Zweifel daran ließ, daß dies die Gelegenheit war, auf die Sir Hamish gewartet hatte, um die zeitweisen Rückschläge, unter denen die Graham-Baugesellschaft jetzt litt, zu überwinden. Obwohl Sir Hamish mit Rivalen wie Costains, Sunleys und John Brown zu rechnen haben würde und außerdem noch mit der Konkurrenz vieler Baugesellschaften aus anderen Ländern, vertraute er doch fest darauf, daß jede Bewerbung, seiner Firma zumindest, „gute Aussichten“ haben müßte. Als Sir Hamish am nächsten Morgen sein Büro betrat, ließ er David Heath zu sich bitten, der über die positive Aufnahme seines Berichtes durch den Firmeninhaber entzückt war.
Kaum hatte der stämmige Planungsleiter das Zimmer betreten, begann Sir Hamish, ohne ihn zum Platznehmen einzuladen, ihm Anweisungen zu erteilen:
„Sie müssen sich sofort mit unserer Botschaft in Mexico City in Verbindung setzen und sie über unsere Absichten informieren“, sagte er nachdrücklich. „Ich werde vielleicht sogar persönlich mit dem Botschafter sprechen“, fügte er hinzu und hielt damit das Gespräch mit dem Projektleiter für beendet.
„Zwecklos“, sagte David Heath.
„Wie bitte?“
„Ich möchte ja nicht unhöflich sein, Sir, aber so geht das
heutzutage nicht mehr. England ist nicht mehr die größte Nation, die milde Gaben an dankbare Empfänger in aller Welt austeilt.“
„Um so schlimmer“, sagte Sir Hamish.
Der Planungsleiter ließ sich so wenig beirren, als hätte er die
Bemerkung nicht gehört.
„Die Mexikaner verfügen jetzt selbst über reiche Mittel, und
Länder wie die Vereinigten Staaten, Japan, Frankreich und
Deutschland unterhalten in Mexiko City Botschaften mit
hochrangigen Handelsdelegierten, durch die sie jedes
Ministerium zu beeinflussen versuchen.“
„Die geschichtliche Entwicklung wird wohl auch ins Gewicht
fallen“, sagte Sir Hamish. „Man würde doch sicherlich lieber
mit einer renommierten englischen Firma verhandeln als mit
irgendwelchen Emporkömmlingen aus…?“
„Vielleicht Sir, letzten Endes zählt allerdings nur, welcher
Minister für welchen Kontrakt verantwortlich zeichnet und wer
sein Außenmitarbeiter ist.“
Sir Hamish sah ihn etwas verwirrt an. „Mir ist unklar, was
Sie meinen, Mr. Heath.“
„Dann gestatten Sie mir, es Ihnen zu erklären, Sir. Unter dem
gegenwärtig in Mexiko herrschenden System erhält jedes
Ministerium Mittel zugeteilt, die es für von der Regierung
bewilligte Projekte aufwendet. Jeder Staatssekretär weiß
genau, daß seine Amtsdauer sehr kurz bemessen sein kann und
sucht sich deshalb aus der Vielzahl geförderter Projekte einen
der großen Verträge heraus. Das ist für ihn die einzige
Möglichkeit, sich eine lebenslängliche Rente zu sichern, auch
dann, wenn die Regierung über Nacht wechselt oder einfach
nur der Minister seinen Sessel verliert.“
„Erzählen Sie mir keine Kinkerlitzchen, Mr. Heath. Ihr
Vorschlag läuft also darauf hinaus, daß ich einen
Staatsbeamten bestechen soll. Mit dieser Art von Geschäften
habe ich nie etwas zu schaffen gehabt.“
„Und ich würde Ihnen auch nicht vorschlagen, jetzt damit zu
beginnen“, erwiderte Heath. „Der Mexikaner ist in
geschäftlichen Praktiken viel zu erfahren als daß man ihm etwas so Grobschlächtiges vorschlagen dürfte; wenn jedoch das Gesetz vorschreibt, daß wir uns eines mexikanischen Vermittlers bedienen, dann ist es doch sinnvoll, für diese Aufgabe den Mann des Ministers anzuheuern, der uns als einziger die Gewißheit geben kann, daß wir den Vertrag auch tatsächlich bekommen. Das System scheint gut zu funktionieren, und solange ein Minister nur mit international angesehenen großen Gesellschaften verhandelt und nicht geldgierig wird, regt sich auch niemand darüber auf. Mißachtet man aber auch nur eine dieser beiden goldenen Regeln, dann stürzt das ganze Kartenhaus in sich zusammen. Der
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