Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die chinesische Statue und andere Uberraschungen
Vom Netzwerk:
Ungewöhnliches seien, da der Minister sicher
fast den ganzen Tag an Konferenzen teilnehme, und außerdem ,mañana’ doch das einzige spanische Wort sei, das jeder
Ausländer kenne.
Am Nachmittag des dritten Tages, kurz bevor Sir Hamish
beschloß, mit der Heimfahrt zu drohen, erhielt David Heath
einen Anruf vom Vertrauten des Ministers, der sich bereit
erklärte, noch am selben Tag eine Einladung zum Abendessen
in Sir Hamishs Hotelsuite anzunehmen.
Sir Hamish legte aus diesem Anlaß den Smoking an, obwohl
David Heath ihm davon abriet. Er bestellte sogar eine Flasche
„ Fina La Ina-Sherry“ aufs Zimmer, für den Fall, daß der Mann
des Ministers einen Aperitif wünschte. Der Tisch wurde
gedeckt, und die Gastgeber waren um sieben Uhr dreißig
bereit. Der Vertraute des Ministers erschien weder um sieben
Uhr dreißig noch um sieben Uhr fünfundvierzig, auch nicht um
acht Uhr oder um acht Uhr dreißig. Um acht Uhr
neunundvierzig hämmerte jemand an die Tür, und während Sir
Hamish einen leisen Fluch ausstieß, ging David Heath zur Tür,
vor der der Vertrauensmann stand.
„Guten Abend, Mr. Heath. Es tut mir leid, daß ich mich
verspätet habe, aber der Minister hat mich aufgehalten, Sie
wissen ja.“
„Ja, natürlich“, sagte David Heath. „Wie erfreulich, daß Sie
noch kommen konnten, Senor Perez. Darf ich Sie mit meinem
Präsidenten, Sir Hamish Graham, bekannt machen?“ „Wie geht es Ihnen, Sir Hamish? Victor Perez, ganz zu ihren
Diensten!“
Sir Hamish war zur Salzsäule erstarrt. Er starrte auf den
kleinen, etwa fünfzigjährigen Mexikaner, der zu einem Diner
in einem schmierigen weißen Sporthemd und Jeans gekommen
war. Perez sah aus, als hätte er sich seit drei Tagen nicht
rasiert, und erinnerte Sir Hamish an die Banditen aus den
Wildwestfilmen, die er als Schuljunge gesehen hatte. Um das
Handgelenk trug er ein schweres goldenes Armband, das von Cartier stammen konnte, und um den Hals an einer Platinkette einen Tigerzahn, der aussah, als sei er aus einem billigen Warenhaus. Perez grinste über das ganze Gesicht, erfreut über
die Wirkung, die sein Anblick auslöste.
„Guten Abend“, erwiderte Sir Hamish steif und trat einen
Schritt zurück. „Möchten Sie vielleicht einen Sherry?“ „Nein, danke, Sir Hamish. Ich habe mich an Ihren Whisky
gewöhnt, mit Eiswürfeln und nur wenig Soda.“
„Ich bedaure, ich habe nur…“
„Erlauben Sie, Sir, ich habe welchen in meinem Zimmer“,
sagte David Heath und eilte fort, um eine Flasche Johnnie
Walker herbeizuschaffen, die er unter seinen Hemden in der
obersten Lade versteckt hatte.
Trotz dieses schottischen Hilfsmittels war die Konversation
der drei Männer vor dem Abendessen ein bißchen gestelzt,
doch David Heath war nicht achttausend Kilometer geflogen,
um mit Victor Perez ein miserables Hotelessen einzunehmen,
und Victor Perez hätte sich normalerweise nicht träumen
lassen, auch nur die Straße zu überqueren, um Sir Hamish
Graham zu begegnen, selbst wenn dieser die Straße selbst
gebaut hätte. Die Konversation reichte von dem kürzlichen
Besuch Ihrer Majestät, der Königin – wie Sir Hamish sie
beharrlich nannte – in Mexiko bis zu der vorgesehenen
Stippvisite Präsident Portillos in Großbritannien. Vielleicht
wäre das Diner etwas harmonischer verlaufen, wenn Mr. Perez
nicht einen Teil seiner Mahlzeit mit den Fingern gegessen
hätte, die er anschließend an seinen Jeans sauberwischte. Je
fassungsloser Sir Hamish in anstarrte, um so breiter grinste der
kleine Mexikaner. Nach dem Abendessen hielt David Heath
die Zeit für gekommen, das Gespräch auf den eigentlichen
Anlaß ihres Zusammentreffens hinzusteuern, zuvor allerdings
mußte Hamish noch widerwillig eine Flasche Kognak und eine
Kiste Zigarren bestellen.
„Wir suchen einen Repräsentanten, der die GrahamBaugesellschaft in Mexiko vertritt, Mr. Perez, und Sie sind uns dafür wärmstens empfohlen worden“, sagte Sir Hamish, und es
klang, als glaubte er seinen Worten selber nicht.
„Nennen Sie mich doch Victor.“
Sir Hamish senkte wortlos den Kopf und erschauerte. Eher
ließe er sich vierteilen, dachte er, als diesem Menschen zu
gestatten, ihn mit dem Vornamen anzureden.
„Ich vertrete Sie gerne, Hamish“, setzte Perez fön,
„vorausgesetzt, Sie akzeptieren meine Bedingungen.“ „Vielleicht haben Sie die Freundlichkeit uns darüber ins Bild
zu setzen, wie Ihre – hm, Bedingungen – aussehen würden“,
sagte Sir Hamish steif.
„Aber gerne“, sagte der kleine Mexikaner fröhlich.

Weitere Kostenlose Bücher