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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die chinesische Statue und andere Uberraschungen
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Erfolgen vorzuweisen, die ihm recht gaben.
    In den frühen siebziger Jahren, als der Preisverfall die Bauindustrie voll traf, mußte die Graham-Baugesellschaft die gleichen Budgetkürzungen und Auftragsverluste hinnehmen wie alle ihre Konkurrenten. Sir Hamish reagierte wie vorauszusehen: er zog den Gürtel enger und kalkulierte knapper, weigerte sich aber gleichzeitig standhaft, auch nur ein Jota von seinen Geschäftsprinzipien abzurücken. Also schrumpfte die Gesellschaft, und viele der jungen Spitzenkräfte wanderten von der Graham-Baugesellschaft zu Firmen ab, die bereit waren, sich auch auf risikoreichere Aufträge einzulassen.
    Erst als seine Gewinnkurve mehr und mehr einem Slalomkurs im Alpinschilauf glich, begann Sir Hamish sich Sorgen zu machen. Eines Nachts, nachdem er die Bilanzen der vergangenen Jahre studiert hatte und sich nicht verhehlen konnte, daß selbst in Schottland die Aufträge anderswohin abwanderten, beschloß er widerwillig, sich künftig auch um weniger bombensichere Abschlüsse zu bewerben, ja vielleicht sogar ab und zu riskante Einsätze zu erwägen.
    Sein intelligentester Manager, David Heath, ein bulliger Junggeselle in mittleren Jahren, dem Sir Hamish nicht restlos traute – schließlich hatte der Mann südlich der schottischen Landesgrenze die Schule absolviert und, noch schlimmer, an einem extravaganten Institut in den Vereinigten Staaten studiert, das sich Wharton Business School nannte – dieser David Heath also hatte ihm dringend geraten, einmal den Fuß auf mexikanischen Boden zu setzen. In Mexiko, wie Heath sich beeilte hinzuzufügen, habe man vor der Ostküste riesige Ölreserven entdeckt, und nun quelle das Land über Nacht von amerikanischen Dollars über. Die Bauwirtschaft in Mexiko erwiese sich mit einemmal als sehr gewinnbringend, und es würden Bauaufträge ausgeschrieben, die Vertragssummen von dreißig bis vierzig Millionen Dollar vorsahen. Heath drängte Sir Hamish vor allem, sich um einen bestimmten Bauauftrag zu bewerben, der kürzlich ganzseitig im Economist angezeigt worden sei. Die mexikanische Regierung kündige die Ausschreibungsbedingungen für das Projekt einer Umfahrungsstraße um die Hauptstadt Mexico City an. In einem Artikel im Wirtschaftsteil des Observer sei ausführlich begründet worden, weshalb renommierte englische Baufirmen gut beraten wären, sich um dieses Ringstraßenprojekt zu bewerben. Schon früher hatte Heath oft klugdurchdachte Ratschläge vorgebracht, wie man an außereuropäische Bauaufträge herankommen könnte, die sich Sir Hamish bisher aber jedesmal durch die Finger hatte schlüpfen lassen.
    Am nächsten Morgen saß Sir Hamish an seinem Schreibtisch und lauschte aufmerksam den Ausführungen von David Heath, der darlegte, daß die Graham-Baugesellschaft bereits die Umfahrungsstraßen um Glasgow und Edinburgh gebaut hatte, so daß die mexikanische Regierung gerade ihre Bewerbung sehr ernsthaft in Erwägung ziehen müßte. Zu Heaths Überraschung stimmte Sir Hamish ihm zu und bewilligte die Reise einer Gruppe von sechs Mitarbeitern nach Mexiko, wo sie die Ausschreibungsbedingungen beschaffen und das Projekt ein bißchen näher erkunden sollten.
    David Heath war der Leiter dieses Teams, das noch aus drei weiteren Ingenieuren, einem Geologen und einem Buchhalter bestand. Als die Gruppe in Mexiko eintraf, beschafften sie sich im Arbeitsministerium die Projektunterlagen und gingen sogleich daran, sie genauestens zu studieren. Nachdem sie festgestellt hatten, wo die Hauptschwierigkeiten lagen, inspizierten sie die Umgebung von Mexico City mit offenen Ohren, aber ohne selbst etwas zu sagen, und stellten dann eine Liste der Probleme auf, mit denen auf jeden Fall zu rechnen war: die Unmöglichkeit, Fracht in Vera Cruz abzuladen und nach Mexico City zu transportieren, ohne daß die Hälfte der gesamten Ladung gestohlen wurde, der Mangel an Kommunikation zwischen den einzelnen Ministerien; vor allem aber die Arbeitsmoral der Mexikaner. David Heaths nützlichster Beitrag zu dieser Liste war jedoch die Entdeckung, daß jeder Minister seinen eigenen Außenmitarbeiter beschäftigte, und dieser Mann der Graham-Baugesellschaft wohlgesonnen sein mußte, wenn die Firma auch nur in die engere Wahl kommen sollte. Heath suchte sogleich den Außenmitarbeiter des Arbeitsministers auf, einen gewissen Victor Perez, und lud ihn zu einem opulenten Mittagessen in das Fonda el Refugio ein, wo sich beide beinahe sinnlos betranken, obwohl Heath immerhin nüchtern genug

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