Archer Jeffrey
„Ich
verlange zehn Prozent der vereinbarten Vertragssumme, von
denen fünf Prozent an dem Tag fällig werden, an dem Sie
Ihren Vertrag kriegen, und fünf Prozent, sobald Sie
nachgewiesen haben, daß Sie Ihren Auftrag ausgeführt haben.
Sie brauchen keinen Penny an mich zu zahlen, bevor Sie Ihr
Geld haben, alle Zahlungen an mich gehen auf ein Genfer
Konto beim Credit Suisse, und zwar innerhalb von sieben
Tagen, nachdem die Bank von Mexiko Ihren Scheck gecleart
hat.“
David Heath zog scharf die Luft ein und starrte unbeweglich
auf den Steinboden.
„Aber unter diesen Umständen würden Sie ja fast vier
Millionen Dollar verdienen“, protestierte Sir Hamish, der jetzt
rot angelaufen war. „Das ist mehr als die Hälfte des
Gesamtgewinns, den wir uns erwarten.“
„Das, wie man meines Wissens in England zu sagen pflegt,
ist Ihr Problem, lieber Hamish, denn Sie haben die
Vertragssumme eingesetzt, nicht ich“, sagte Perez. „Jedenfalls
steckt in der Sache trotzdem noch ein ganz ansehnlicher Gewinn für uns beide, was ja nur fair ist, weil wir schließlich
auch beide unseren Beitrag dazu leisten.“
Sir Hamish war sprachlos, zupfte nervös an seiner
Smokingmasche. David Heath betrachtete aufmerksam seine
Fingernägel. „Überlegen Sie sich die ganze Sache, Hamish“,
sagte Perez gelassen, „und sagen Sie mir spätestens morgen
mittag, ob Sie sich dafür oder dagegen entschieden haben. Für
mich persönlich macht es kaum einen Unterschied.“ Der
Mexikaner stand auf, schüttelte Sir Hamish die Hand und ging.
Ein leicht schwitzender David Heath begleitete ihn im Lift
hinunter. In der Halle kam es zu einem feuchten Händedruck
mit dem Mexikaner.
„Gute Nacht, Victor. Ich bin überzeugt, es klappt alles – bis
morgen mittag.“
„Na, hoffentlich“, erwiderte der Mexikaner, „Ihretwegen.“
Leise pfeifend marschierte er aus der Halle. Als sein
Projektleiter zurückkehrte, saß Sir Hamish, ein Glas Wasser in
der Hand, stumm auf seinem Platz am Eßtisch.
„Ich kann es nicht glauben, daß dieser – dieser Mensch im
Auftrag des Staatssekretärs spricht, daß so jemand die
Regierung vertritt.“
„Das steht jedoch außer Zweifel“, erwiderte David Heath. „Aber so einem Kerl fast vier Millionen Dollar zu
überlassen…“
„Ich bin ganz Ihrer Meinung, Sir, aber so werden eben
hierzulande Geschäfte abgeschlossen.“
„Ich kann das nicht glauben“, sagte Sir Hamish. „Ich will es
auch nicht glauben. Bitte, vereinbaren Sie für mich eine
Zusammenkunft mit dem Minister, ich will ihn gleich morgen
vormittag sprechen.“
„Das wird er nicht gerne sehen, Sir. Er könnte damit seine
Position gefährden, er würde sich in einer Weise exponieren,
die ihn in größte Verlegenheit bringen könnte.“
„Was schert es mich, ob er in Verlegenheit gerät.
Hier geht es um Bestechung, haben Sie das denn nicht
begriffen, Heath? Um eine Bestechungssumme von fast vier
Millionen Dollar! Haben Sie denn gar keine moralischen
Prinzipien, Mensch?“
„Doch, Sir, das schon, aber dennoch würde ich dringend
davon abraten, daß Sie den Minister aufsuchen. Er wird nicht
wünschen, daß irgend etwas von Ihrem Gespräch mit Mr.
Perez in die Akten kommt.“
„Diese Gesellschaft leite ich so, wie ich es für richtig halte,
Mr. Heath, und zwar schon seit dreißig Jahren, und ich
entscheide selbst, was in den Akten stehen soll und was nicht.“ „Selbstverständlich, Sir.“
„Ich wünsche den Minister gleich morgen vormittag zu
sprechen. Also bitte, verabreden Sie den Besuchstermin.“ „Wenn es Ihr Wunsch ist, Sir, natürlich“, sagte David Heath
ergeben. „Es ist mein Wunsch.“
Der Projektleiter zog sich in sein Zimmer zurück, wo er eine
schlaflose Nacht verbrachte. Früh am Morgen überbrachte er
ein privates vertrauliches Handschreiben an den Minister, der
sogleich einen Wagen mit Chauffeur zum Hotel schickte, um
den schottischen Industriebaron abholen zu lassen.
In dem schwarzen Ford Galaxy mit wehendem Stander wurde
Sir Hamish in gemächlichem Tempo durch die lärmenden, von
geschäftigen Menschen überquellenden Straßen gefahren. Die
Leute machten dem Wagen respektvoll Platz. Vor dem
Ministerium in Paseo de la Reforma hielt der Fahrer an und
geleitete Sir Hamish durch die langen weißgetünchten
Korridore zu einem Wartezimmer. Nach einigen Minuten
brachte eine Sekretärin Sir Hamish zu dem Minister und setzte
sich selbst auf einen Stuhl neben ihn. Der Minister, ein streng
wirkender alter Herr, der aussah, als sei er weit über
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