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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die chinesische Statue und andere Uberraschungen
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siebzig,
trug einen makellos weißen Anzug zum weißen Hemd mit blauer Krawatte. Er erhob sich, beugte sich über die unglaublich breite, mit grünem Leder bezogene Schreibtischplatte und streckte ihm die Hand entgegen. „Bitte,
nehmen Sie doch Platz, Sir Hamish.“
„Ich danke Ihnen“, sagte der Firmenpräsident, der sich in der
Atmosphäre des Ministerzimmers um so wohler zu fühlen
begann, je genauer er dieses betrachtete; an der Decke drehten
sich langsam Ventilatorflügel, fast so groß wie Propeller, ohne
daß die schwüle Luft dadurch sehr in Bewegung geriet; an der
Wand hinter dem Minister hingen ein Photo mit
handschriftlicher Widmung von Präsident José Lopez Portillo
im Frack und darunter ein Wappenschild. „Sie haben in
Cambridge studiert, wie ich sehe.“
„Das ist richtig, Sir Hamish. Ich war drei Jahre am Corpus
Christi College.“
„Dann kennen Sie ja meine Heimat gut, Sir.“
„Ich habe schöne Erinnerungen an meine Aufenthalte in
England, Sir Hamish; ich fahre übrigens immer noch gerne
nach London, sooft ich mir einen Urlaub gestatten kann.“ „Dann müssen Sie aber auch einmal nach Edinburgh
kommen.“
„Das habe ich bereits getan, Sir Hamish. Ich habe zweimal
die Festspiele besucht und weiß seither, weshalb man Ihre
Heimatstadt das ,Athen des Nordens’ nennt.“
„Sie sind ausgezeichnet informiert, Herr Minister.“ „Sehr freundlich, Sir Hamish. Nun muß ich Sie aber bitten,
mir zu sagen, wie ich Ihnen behilflich sein kann. Die Angaben
Ihres Mitarbeiters waren ziemlich vage.“
„Zunächst lassen Sie mich einleitend feststellen, daß meine
Gesellschaft es als eine Ehre ansieht, Herr Minister, für das
Projekt der Umfahrungsstraße um die Stadt in Betracht
gezogen zu werden, und ich hoffe, daß unsere dreißigjährige
Erfahrung im Straßenbau, zwanzig Jahre davon in der Dritten Welt“ – beinahe hätte er „in unterentwickelten Ländern“ gesagt, ein Ausdruck den zu verwenden ihn sein Projektleiter eindringlich gewarnt hatte – „der Grund dafür war, daß Sie als verantwortlicher Minister uns als den geeignetsten Partner für
dieses Projekt angesehen haben.“
„Das und Ihr Ruf, Aufgaben pünktlich und zum vereinbarten
Preis fertigzustellen“, erwiderte der Minister. „Nur zweimal in
der Geschichte Ihres Unternehmens mußten Sie sich an Ihre
Auftraggeber mit der Bitte um Änderung der
Zahlungsbedingungen wenden. Einmal in Uganda, als die
unrealistischen Forderungen Idi Amins Ihren Terminplan über
den Haufen warfen, und das andere Mal, wenn ich mich recht
erinnere, bei einem Flughafenprojekt in Bolivien, dessen
Fertigstellung durch ein Erdbeben um sechs Monate verzögert
wurde. In beiden Fällen haben Sie die Verträge zu den neu
abgesprochenen Bedingungen erfüllt, und meine Berater sind
der Ansicht, daß Sie in beiden Fällen Geld verloren haben
müssen.“ Der Minister wischte sich mit einem seidenen Tuch
über die Stirne, ehe er fortsetzte. „Ich möchte nicht, daß Sie
glauben, unsere Regierung nähme die Entscheidungen über die
Auswahl geeigneter Firmen auf die leichte Schulter.“ Sir Hamish war verblüfft, wie gründlich der hohe Politiker
den Sachverhalt kannte, und dies um so mehr, als keinerlei
hilfreiche Notizen auf der lederbezogenen Schreibtischplatte
vor ihm lagen. Plötzlich schämte er sich dafür, wie wenig er
selbst über den Minister und dessen Werdegang wußte. „Natürlich nicht, Herr Minister. Ich bin stolz, daß Sie sich
persönlich dieser Angelegenheit annehmen, und das hat mich
in meinem Entschluß noch bestärkt, ein Thema anzuschneiden,
das peinlicherweise…“
„Ehe Sie noch etwas sagen, Sir Hamish, darf ich Ihnen einige
Fragen stellen?“
„Aber selbstverständlich, Herr Minister.“
„Finden Sie nach wie vor die Auftragssumme von
39.121.110.- Dollar akzeptabel, nachdem Sie nun alle
Gegebenheiten überdacht haben?“
„Ja, Herr Minister.“
„Ist die Auftragssumme für Sie hinreichend, um die Arbeiten
mustergültig auszuführen, und bleibt Ihrer Gesellschaft ein
Gewinn?“
„Gewiß, Herr Minister, aber…“
„Ausgezeichnet, denn in diesem Fall, glaube ich, brauchen
Sie nur noch zu entscheiden, ob Sie den Vertrag zu
unterzeichnen wünschen, und zwar bis heute mittag.“ Der
Minister betonte das Wort „mittag“ so nachdrücklich wie
möglich.
Sir Hamish, der nie begriffen hatte, was die Redensart vom
Spatz in der Hand bedeutete, ging albernerweise zum Angriff
über. „Im Zusammenhang mit dem Vertrag gibt es noch einen
Aspekt,

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