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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rivalen
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hatte, wußte jedoch, daß es die beste Rede war, die er je gehalten hatte. Als er aufsah, bestätigten ihm die lächelnden Gesichter um den ovalen Tisch, daß sein Beitrag wohlwollend aufgenommen worden war. Der Botschafter erklärte Raymond, daß in diesem illustren Kreis ein Zurschaustellen von Emotionen unbekannt sei. Er sei zuversichtlich, daß der Kredit des Währungsfonds erneuert werden würde.
Es folgten zwei weitere Reden, bevor man zum Lunch ging. Am Nachmittag verließ Raymond nach der Sitzung das Gebäude und genoß die klare Luft von Washington; er beschloß, zu Fuß in die Botschaft zu gehen. Das Erlebnis, eine internationale Konferenz beeindruckt zu haben, beschwingte ihn. Er kaufte eine Abendzeitung. In einem Bericht über die Konferenz wurde angedeutet, daß Raymond Englands nächster Finanzminister sein werde.
Noch ein Tag, dann das offizielle Bankett, und zum Wochenende würde er wieder zu Hause sein.
Die Wache vor der Botschaft untersuchte ihn sehr gründlich; an Minister, die zu Fuß und ohne Leibwache kamen, war man nicht gewöhnt. Endlich erlaubte man Raymond, die von Bäumen gesäumte Einfahrt hinaufzugehen. Er sah, daß die britische Flagge auf halbmast stand; welcher bedeutende Amerikaner war da gestorben?
»Was ist geschehen?« fragte er den Butler im Frack, der ihm die Tür öffnete.
»Der Außenminister, Sir.«
»Anthony Crossland? Ich wußte, daß er im Krankenhaus ist, aber …« sagte Raymond fast zu sich selbst. In der Botschaft ratterten die Fernschreiber mit Nachrichten und verschlüsselten Mitteilungen. Ein paar Stunden verbrachte Raymond allein in seinem privaten Wohnzimmer, dann verließ er zum Entsetzen der Sicherheitsbeamten die Botschaft, um mit Senator Hart im Mayflower Hotel das Dinner einzunehmen.
Am nächsten Morgen um neun Uhr saß Raymond wieder am Konferenztisch und hörte dem französischen Handelsminister zu, der für eine weitere Kredithilfe plädierte. Raymond freute sich auf das offizielle Bankett im Weißen Haus, als Sir Peter Ramsbotham ihm auf die Schulter klopfte, einen Finger an die Lippen legte und ihm zu verstehen gab, daß er ihn sprechen müsse.
»Der Premier wünscht, daß Sie mit der Vormittags-Concorde zurückkehren. Sie haben eine Stunde Zeit bis zum Abflug. Bei der Ankunft sollen Sie sofort nach Downing Street kommen.«
»Worum geht es denn?«
»Keine Ahnung. Ich habe nur diese Weisung von No. 10 erhalten«, sagte der Botschafter.
Raymond kehrte an den Konferenztisch zurück, entschuldigte sich beim Vorsitzenden, verließ den Saal und wurde sofort zu dem wartenden Flugzeug gefahren. »Ihr Gepäck wird nachgeschickt«, versicherte man ihm.
Drei Stunden und vierzig Minuten später, kurz nach halb acht, stand er auf britischem Boden. Der Steward ließ ihn als ersten aussteigen, und ein neben der Maschine wartendes Auto brachte ihn in die Downing Street. Als er ankam, begab sich der Premierminister, begleitet von einem älteren afrikanischen Staatsmann, der einen Fächer in der Hand trug, eben zum Dinner.
»Willkommen zu Hause, Ray«, sagte der Premier. »Ich hätte dich gebeten, mit uns zu kommen, aber wie du siehst, führe ich den Präsidenten von Malawi aus. Gehen wir einen Moment in mein Arbeitszimmer.«
Kaum hatte Raymond sich gesetzt, begann Callaghan:
»Tonys tragischer Tod veranlaßte mich, einige Änderungen vorzunehmen, die auch den Staatssekretär im Handelsministerium betreffen. Ich hoffe, du bist bereit, seinen Posten zu übernehmen.«
Raymond setzte sich bolzengerade. »Es wäre mir eine Ehre, Premier.«
»Gut. Du hast die Beförderung verdient, Ray. Wie ich höre, warst du auch in Amerika ausgezeichnet. Wir sind stolz auf dich.«
»Danke.«
»Du wirst sofort in den Staatsrat aufgenommen. Die erste Kabinettssitzung findet morgen um zehn Uhr statt. Bitte entschuldige mich jetzt, ich kann Dr. Banda nicht länger warten lassen.«
Raymond blieb allein in der Halle.
Er wies den Fahrer an, ihn zu seiner Wohnung zu bringen. Alles was er wollte, war, Kate die Neuigkeit zu berichten. Als er ankam, war die Wohnung leer; dann erinnerte er sich, daß sie ihn erst am nächsten Tag erwartete. Er rief bei ihr zu Hause an und ließ es zwanzigmal klingeln, bis er sich damit abfand, daß sie nicht da war. »Verdammt«, sagte er laut, ging eine Weile hin und her und rief dann Joyce an. Auch diesmal erhielt er keine Antwort.
Er ging in die Küche, um zu sehen, was es im Kühlschrank gab: eine vertrocknete Speckscheibe, ein kleines Stück Käse, drei Eier. Er

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