Archer Jeffrey
unterbrach Kate, »sonst versäume ich den
Flug.«
»Bitte entschuldigen Sie mich einen Moment, Bert«, sagte
Raymond.
»Natürlich. Ich warte auf Sie. Hab nicht oft Gelegenheit, mit
einem Abgeordneten zu sprechen.«
Raymond ging mit Kate bis zur Absperrung. »Es tut mir so
leid. So sind sie alle in Leeds. Herzen aus Gold, aber nicht zu
bremsen, wenn sie einmal losgelegt haben. Was wolltest du
sagen?«
»Nur, daß ich glücklich gewesen wäre, in Leeds zu leben, auch
wenn es dort noch so kalt ist. Noch nie im Leben habe ich
jemanden beneidet. Jetzt beneide ich Joyce.« Sie küßte ihn zart
auf die Wange und ging, bevor er antworten konnte, durch die
Sperre.
»Fühlen Sie sich nicht gut, Madam?« fragte ein Beamter. »Alles in Ordnung«, sagte Kate und wischte die Tränen weg.
Langsam ging sie zu Ausgang Nummer 14 und war froh, daß
Raymond zum erstenmal das rosa Hemd trug. Ob er den Zettel
finden würde, den sie unter den Kragen geschoben hatte? Wenn
er sie noch einmal gefragt hätte …
Raymond stand allein da, dann wandte er sich ziellos dem
Ausgang zu.
»Eine Amerikanerin, nicht wahr?« stellte Mr. Cox fest, der ihn
einholte. »Ich erkenne den Akzent immer.«
»Ja«, sagte Raymond gedankenverloren.
»Eine Freundin von Ihnen?«
»Meine beste Freundin«, erwiderte Raymond.
Als Elizabeth nach zehn Tagen nichts von Miss Wallace gehört hatte, beschloß sie, sie anzurufen. Sie suchte die letzte Telefonnummer heraus, die Amanda ihr gegeben hatte.
Elizabeth wählte. Es dauerte eine Weile, bis jemand abhob. »Hier Charles Seymour.« Eine lange Pause. »Wer spricht, bitte?«
Elizabeth war unfähig zu antworten. Sie legte auf und spürte, wie ihr der kalte Schweiß ausbrach. Langsam schloß sie Amanda Wallaces Mappe und ordnete sie wieder ein.
25
Simon verbrachte fast ein Jahr mit der Vorbereitung eines Dokumentes mit dem Titel »Eine echte Partnerschaft für Irland«, um es dem Unterhaus vorzulegen.
Das Regierungsziel war es, Norden und Süden für die Dauer von zehn Jahren zusammenzubringen, um danach eine endgültige Lösung zu finden. Während dieser Periode sollten beide Seiten unter der direkten Verwaltung Londons und Dublins stehen. Sowohl Protestanten wie Katholiken hatten zu der »Charta«, wie die Presse den Entwurf nannte, beigetragen. Mit Geschick, Geduld und Ausdauer hatte Simon die politische Führung Nordirlands überredet, den endgültigen Entwurf zu unterzeichnen, falls er vom Unterhaus gebilligt werden sollte.
Die Vereinbarung sei nur ein Stück Papier, sagte er zu Elizabeth, aber sie stelle eine Basis dar, auf der man eine endgültige Regelung aufbauen könnte. Auf beiden Seiten der Irischen See bezeichneten Politiker und Journalisten die Charta als einen echten Durchbruch.
Der Minister für Nordirland sollte das Dokument dem Unterhaus vorlegen, wenn Irland das nächstemal auf dem Terminkalender aufschien. Man hatte Simon – als Vater des Entwurfes – aufgefordert, die Schlußrede für die Regierung zu halten. Sollte das Haus den Entwurf gutheißen, hoffte er, einen parlamentarischen Gesetzesentwurf einbringen zu können, womit das Problem, mit dem so viele seiner Vorgänger gekämpft hatten, gelöst wäre. Gelänge ihm das, waren alle Opfer, die er bisher gebracht hatte, der Mühe wert gewesen, fand Simon.
Elizabeth las den endgültigen Entwurf eines Abends in Simons Arbeitszimmer und gab zum erstenmal zu, froh zu sein, daß er die irische Herausforderung angenommen hatte.
»Und jetzt, kleiner Staatsmann«, fuhr sie fort, »bist du, wie jeder normale Mensch um diese Zeit, bereit fürs Abendessen?«
»Ganz ohne Zweifel«, antwortete Simon und legte die einhundertneunundzwanzig Seiten umfassende Kopie der Charta vom Eßtisch auf die Anrichte, weil er sie nach dem Essen nochmals durchsehen wollte.
»Verdammt«, rief Elizabeth aus der Küche.
»Was ist los?« fragte er, ohne aufzusehen, wie ein Kind, das in sein Puzzlespiel vertieft ist.
»Ich habe keine Saucenwürfel.«
»Ich werde welche kaufen gehen«, erbot sich Simon. Die zwei Polizisten vor der Tür unterhielten sich, als Simon kam.
»Los. Meine Frau braucht Saucenwürfel, die Staatsaffären müssen warten.«
»Es tut mir leid, Sir«, sagte der Polizeiinspektor, »als man mir mitteilte, daß Sie zu Hause bleiben, habe ich den Dienstwagen weggeschickt. Aber Barker kann Sie begleiten.«
»Kein Problem«, meinte Simon. »Wir nehmen den Wagen meiner Frau. Wir müssen nur feststellen, wo sie ihn geparkt hat.«
Er ging ins Haus und kam gleich
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