Archer Jeffrey
Telefon, das nicht klingelte.
An demselben Sonntag bat die Premierministerin Simon Kerslake zu sich, um ihm mitzuteilen, daß er zum Minister des Staatsrats ernannt worden sei und ins Verteidigungsministerium versetzt werde.
Simon wollte protestieren, Mrs. Thatcher aber lehnte jede Diskussion ab. »Ich will keine toten Helden, Simon«, sagte sie scharf.
Elizabeth war erleichtert, als sie davon erfuhr, brauchte jedoch eine Weile, um sich daran zu gewöhnen, daß ihr Mann jetzt als » The Right Honourable Simon Kerslake« angesprochen wurde.
Am Montagmorgen, als Charles auf die Rückgabe des Holbeins wartete, wurde er von Mrs. Thatcher angerufen. Beide Anwälte waren übereingekommen, daß das Porträt des Ersten Earl of Bridgwater an diesem Morgen um elf Uhr geliefert werden sollte. Nur die Königin oder Mrs. Thatcher hätten Charles abhalten können, bei der Ankunft dabeizusein.
Der Anruf der Premierministerin erfolgte lange nach der Kabinettsumbildung, da man sie informiert hatte, daß Charles erst am Montag zurückkehren werde.
Charles nahm ein Taxi nach Downing Street und wurde rasch ins Arbeitszimmer der Premierministerin geführt. Mrs. Thatcher lobte seine Arbeit bei den verschiedenen Finanzvorlagen und lud ihn ein, als Finanzsekretär in das Vorderbänkler-Team einzutreten.
Charles dankte und fuhr nach einer kurzen Lagebesprechung wieder nach Hause, um seinen doppelten Triumph zu feiern. Amanda empfing ihn mit der Nachricht, der Holbein sei zurückgekehrt. Fiona hatte die Vereinbarung eingehalten: Das Gemälde war um punkt elf Uhr abgegeben worden.
Charles war entzückt, im Wohnzimmer das große Paket vorzufinden. Weniger erfreut war er, daß ihm Amanda, in der einen Hand eine Zigarette, in der anderen ein Glas Gin, nachkam. Aber das war kein Tag für Streitereien, entschied Charles. Er teilte ihr seine Ernennung mit, sie schien jedoch deren Bedeutung erst zu verstehen, als er eine Flasche Champagner öffnete.
Charles schenkte zwei Gläser voll und reichte eines seiner Frau.
»Eine Doppelfeier, wie lustig«, sagte sie und trank zuerst den Gin aus.
Charles nippte an dem Champagner, bevor er das Paket öffnete. Als er das rote Packpapier und die letzte Kartonhülle entfernt hatte, betrachtete er begeistert das Porträt.
Der Erste Earl of Bridgwater war zurückgekehrt. Charles nahm den Goldrahmen, den er so gut kannte, und stellte fest, daß das Bild etwas locker im Rahmen lag. »Verdammt«, murmelte er.
»Was ist los?« fragte Amanda, immer noch an der Tür.
»Nichts Wichtiges. Der Rahmen muß repariert werden. Ich habe drei Jahre gewartet, noch ein paar Tage spielen keine Rolle.«
Jetzt, da er den Posten eines Finanzsekretärs angenommen hatte, galt es, noch ein Detail zu klären, bevor die Ernennung bekannt wurde. Er gab den Holbein beim Rahmenmacher ab, fuhr zu seiner Bank und ließ Clive Reynolds rufen. Reynolds wußte offenbar noch nichts von Charles neuer Stellung.
»Clive«, Charles nannte ihn zum erstenmal beim Vornamen, »ich möchte Ihnen einen Vorschlag machen.«
Clive Reynolds wartete schweigend.
»Die Premierministerin hat mir ein Amt in der Regierung angeboten.«
»Meinen Glückwunsch«, sagte Reynolds, »das haben Sie verdient, wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf.«
»Danke. Ich möchte Ihnen Gelegenheit geben, während meiner Abwesenheit Vorsitzender der Bank zu sein.«
Clive Reynolds sah ihn überrascht an.
»Mit der Auflage, daß ich, falls die Konservativen wieder in die Opposition gehen oder ich mein Regierungsamt verliere, sofort wieder Vorsitzender werde.«
»Natürlich«, sagte Reynolds, »ich werde Sie mit Vergnügen vertreten.«
»Gut«, sagte Charles. »Sie wissen zweifellos, was mit dem letzten Vorsitzenden in der gleichen Situation geschehen ist.«
»Das wird sich bestimmt nicht wiederholen, darauf können Sie sich verlassen.«
»Danke. Wenn ich zurückkehre, werde ich Ihre Loyalität nicht vergessen haben.«
»Ich werde bemüht sein, in Ihrer Abwesenheit die Tradition der Bank fortzusetzen«, fügte Reynolds mit gesenktem Kopf hinzu.
»Davon bin ich überzeugt.«
Der Aufsichtsrat nahm die Empfehlung an; Clive Reynolds wurde zum Vorsitzenden auf Zeit ernannt, und Charles verließ glücklich die Bank, um seine neue Stellung im Finanzministerium anzutreten.
Charles fand, das sei die erfolgreichste Woche seines Lebens gewesen; Freitag abend fuhr er auf dem Heimweg beim Rahmenmacher vorbei, um den Holbein abzuholen.
»Es tut mir leid, aber das Bild paßt nicht genau in den
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