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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rivalen
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hinkte er die Treppe hinunter und öffnete, hoffend, daß Elizabeth ihn nicht hören würde, das Haustor. Als der diensthabende Polizist ihn sah, legte Simon rasch den Finger an die Lippen, humpelte mühsam zum Polizeiwagen, sank in den Fond und sagte: »Bitte, drehen Sie das Radio an und fahren Sie mich so rasch wie möglich zum Parlament.«
Simon hörte dem Oppositionssprecher zu, während der Chauffeur das Auto – wieder über eine Route, die er nicht kannte – durch den dichten Verkehr lenkte. Um neun Uhr fünfundzwanzig kamen sie zum Unterhaus.
Die Besucher traten zur Seite, als sei er ein Mitglied der königlichen Familie, aber Simon bemerkte es gar nicht. Er hatte nur einen Wunsch: den Sitzungssaal vor dem Schlußwort zu erreichen. Er humpelte an einem erstaunten Diener vorbei und stand eine Minute vor halb zehn vor der Schranke des Sitzungssaales.
Der Sprecher der Opposition setzte sich eben unter leisem Gemurmel und »Hört, hört« auf die vordere Bank, und der Speaker stand auf, um dem Staatsminister das Wort zu erteilen. In diesem Augenblick ging Simon langsam über den grünen Teppich nach vorne. Einen Moment lang war alles still. Dann brach der Jubel aus. Als Simon die vorderste Bankreihe erreichte, kannte der Beifall keine Grenzen. Sein Gehstock fiel zu Boden, als er sich an das Rednerpult klammerte. Sotto voce rief der Speaker seinen Namen.
Simon wartete, bis wieder Ruhe eintrat.
»Mr. Speaker, ich möchte dem Haus für den freundlichen Empfang danken. Ich bin heute abend in diesem Saal, weil ich jedes Wort der Debatte im Radio mitgehört habe und glaube, dem Haus meine Überlegungen zur Patriots’ Provision erklären zu müssen. Sie ist keine leere Formel, um ein schwieriges Problem zu lösen, sondern ein Bekenntnis des guten Willens, das Vertreter beider Seiten gutgeheißen haben. Sie mag nicht perfekt sein, weil Worte für verschiedene Menschen etwas Verschiedenes bedeuten – wie uns Anwälte tagtäglich beweisen.«
Das Gelächter lockerte die gespannte Atmosphäre im Saal.
»Doch wenn wir diese Gelegenheit heute vorübergehen lassen, so bedeutet das einen weiteren Sieg für jene, die, aus welchen Gründen immer, die selbstzerstörerischen Vorgänge von Nordirland begrüßen, und eine Niederlage für alle, die guten Willens sind.«
Das Haus war totenstill, als Simon die Überlegungen erklärte, die zu der Klausel geführt hatten, und ihre Wirkung auf Protestanten und Katholiken in Nord und Süd skizzierte. Er behandelte jeden einzelnen Punkt, der in der Debatte aufgeworfen wurde, bis er feststellte, daß ihm nur noch eine Minute Zeit blieb.
»Mr. Speaker, wir haben heute Gelegenheit, erfolgreich zu sein, wo unsere Vorgänger versagten. Ich bitte Sie, diese Charta zu unterstützen – nicht ohne Einschränkungen natürlich, aber um Terroristen und Mördern zu zeigen, daß wir hier in Westminster für die Kinder des Irlands von Morgen stimmen wollen. Möge das irische Problem im 21. Jahrhundert nur mehr Teil der Geschichte sein. Mr. Speaker, ich bitte um die Unterstützung des Hauses.«
Der Antrag über die Charta wurde ohne Abstimmung angenommen.
Simon fuhr sofort wieder nach Hause und hinkte die Treppe hinauf. Leise schloß er die Schlafzimmertür und suchte nach dem Lichtschalter. Die Nachttischlampe wurde angeknipst, Elizabeth setzte sich auf.
»Dein Kakao ist kalt, und ich habe alle Kekse gegessen«, sagte sie lachend. »Danke, daß du das Radio angelassen hast. So wußte ich wenigstens, wo du bist.«

26
    Charles und Amanda heirateten auf dem unauffälligsten Standesamt von Hammersmith, dann fuhren sie nach Paris. Charles bat seine Frau, die Eheschließung noch eine Woche geheimzuhalten. Er wollte Fiona keine Ausrede bieten, den Holbein nicht zurückzugeben. Amanda versprach es ihm, dann fiel ihr Alec Pimkin ein – aber der zählte doch bestimmt nicht.
    In Paris war es lustig, obwohl Amandas Schwangerschaft Charles etwas verlegen machte – besonders, als sie am Freitag abend im Plaza Athenée ankamen und in eine Suite mit Blick auf den Hof geführt wurden. Beim Dinner erstaunte Amanda die Kellner nicht nur durch ihren Appetit, sondern auch durch den Schnitt ihres Kleides.
    Beim Frühstück las Charles in der Herald Tribune, daß Mrs. Thatcher in den nächsten Tagen eine Kabinettsumbildung vornehmen werde. Zu Amandas Mißvergnügen verkürzte er die Flitterwochen und kehrte schon am Samstag, zwei Tage früher als geplant, nach London zurück. Den ganzen Sonntag verbrachte er neben dem

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