Archer Jeffrey
Simon in seinem Büro und hörte in den Nachrichten, daß die Broadsword sich mit Volldampf dem Hafen nähere und um drei Uhr in Portsmouth erwartet werde. Es war genau eine Woche, nachdem sein Sohn das Hockey-Match verloren hatte. Simon hatte den niedergeschlagenen Jungen zu trösten versucht. Daß er der Tormann gewesen war, machte die Sache nicht besser.
Simon lächelte, als die Sekretärin seine Gedanken unterbrach, um mitzuteilen, man erwarte ihn in einer Stunde in Portsmouth. Als er zur Tür ging, klingelte das Telefon.
Die Sekretärin sagte: »Ich glaube, das geht nicht, Sir.« Simon drehte sich verwundert um. »Wer will mich sprechen?« »Ihre Majestät, die Königin.«
Simon humpelte zum Schreibtisch zurück und hörte seiner
Königin zu. Als sie geendet hatte, dankte er ihr und versprach, die Nachricht an Kapitän Packard weiterzugeben. Während des Fluges sah Simon aus dem Helikopter auf den Verkehrsstau hinab, der sich von London bis zur Küste ausdehnte; alle wollten die Broadsword willkommen heißen. Eine Stunde später landete der Hubschrauber.
Der Verteidigungsminister stand am Kai und beobachtete den Zerstörer durch ein Fernglas. Er war noch etwa eine Stunde entfernt, aber schon von einer Flottille kleinerer Schiffe umringt.
Sir John informierte Simon von der Anfrage Kapitän Packards, ob der Verteidigungsminister bei ihm auf der Brücke stehen wolle, wenn das Schiff in den Hafen einlief. Simon lehnte dankend ab. »Das ist sein Tag, nicht meiner.«
»Gut, daß der Außenminister nicht hier ist«, sagte Sir John. Ein Geschwader Tornados flog vorbei, und Simons Antwort ging in dem Lärm unter. Als die Broadsword in den Hafen einlief, stand die ganze Mannschaft in Paradeuniform an Deck stramm. Das Schiff selbst funkelte wie ein fabriksneuer Rolls Royce.
Der Kapitän kam die Laufplanke herunter, und fünfhunderttausend Menschen jubelten so laut, daß man das eigene Wort nicht verstand. Kapitän Packard salutierte, als der Verteidigungsminister sich vorbeugte und ihm die Botschaft der Königin zuflüsterte.
»Willkommen zu Hause, Konteradmiral Sir Lawrence Packard.«
31
Der Effekt der Broadsword Affäre war von kürzerer Dauer als jener des Falkland-Sieges, und das Scheitern der Abrüstungsverhandlungen zwischen Reagan, Tschernenko und Thatcher in Genf schadete den Konservativen.
Die Sowjetunion machte Mrs. Thatcher für das Scheitern verantwortlich, weil sie, obwohl man sie bezüglich einer diplomatischen Lösung bei den Vereinten Nationen unterstützt habe, eine »aggressive Handlung« vorgezogen hatte. Der konservative Vorsprung fiel, den Umfragen zufolge, binnen sechs Monaten um drei Prozent.
»Die Wahrheit ist«, stellte Raymond bei einer Sitzung des Schattenkabinetts fest, »daß Mrs. Thatcher nun fast acht Jahre in Downing Street residiert, und seit Lord Liverpool im Jahr 1812 war niemand zwei Amtsperioden hindurch Premierminister – geschweige denn drei.«
Nach den Weihnachtsferien war Raymond davon überzeugt, daß es im Mai oder Juni zu Neuwahlen kommen werde; die Premierministerin würde keine weitere Session mehr riskieren. Als die Konservativen ihren gefährdeten Sitz in Birmingham behielten und bei den lokalen Wahlen im Mai besser abschnitten als angenommen, wartete alles auf die Ankündigung der Premierministerin.
Margaret Thatcher schien sich weder um Lord Liverpool noch um historische Beispiele zu kümmern; sie schrieb Neuwahlen für Ende Juni aus – ein Monat, der ihr in der Vergangenheit Glück gebracht hatte und es vielleicht wieder tun würde.
»Es ist an der Zeit, die Nation entscheiden zu lassen, wer die nächsten fünf Jahre regieren soll«, erklärte sie in einem Interview.
»Natürlich hat das gar nichts damit zu tun, daß sie laut Meinungsumfragen wieder etwas aufgeholt hat«, meinte Joyce trocken.
»Dieser Vorsprung könnte in den nächsten Wochen wieder schwinden«, fügte Raymond hinzu.
Für seinen Wahlkampf in Yorkshire blieben ihm nur drei Tage; als einer der führenden Männer seiner Partei mußte er im ganzen Land umherfahren und überall, wo Sitze gefährdet waren, Reden halten. Viele Journalisten gingen so weit, zu behaupten, daß Labour viel größere Chancen hätte, wäre Raymond der Parteiführer. Die wenigen Male, die er nach Leeds kam, genoß er die Wahlkampfstimmung und war zum erstenmal im Leben seinen Wählern gegenüber völlig entspannt. Sein Alter aber kam ihm zu Bewußtsein, als er feststellte, daß der neue konservative Kandidat für
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