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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rivalen
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Morgenzeitungen. Simon heftete die Schlagzeile des Telegraph an die Tafel. »Kerslake in der Hängematte, bis die große Armada kommt.« Der Schreiber des Artikels wollte wissen, wieso der Held von Nordirland so unentschlossen sei, während Britanniens Seeleute gefesselt und geknebelt in fremden Gewässern lagen. Er endete mit den Worten: »Captain, gebt Ihr Euch da unten dem Schlafe hin?« »Kein bißchen«, murmelte Simon. »Zurücktreten« lautete die lapidare Überschrift des Daily Express.
    Sir John schaute über seine Schulter und las den ersten Absatz des Artikels.
    »Ich werde nie begreifen, warum jemand Politiker sein will«, sagte er, bevor er berichtete: »Wir haben soeben von der Luftaufklärung erfahren, daß die beiden U-Boote ihre Positionen bezogen haben.«
    Simon nahm seinen Stock und begab sich nach Downing Street. Er fuhr mit dem privaten Fahrstuhl in den Keller und ging durch den Tunnel, der von Whitehall direkt zum Beratungszimmer des Kabinetts führt. So vermied er Presseleute und neugierige Zuschauer.
    Die Premierministerin war allein. Simon besprach mit ihr nochmals in allen Details das Vorhaben und versicherte, daß zur Frühstückszeit alles vorüber sein würde.
    »Benachrichtigen Sie mich sofort, wenn Sie etwas hören, auch wenn es noch so unwichtig ist«, sagte sie abschließend und wandte sich wieder dem Studium der düsteren Wirtschaftslage zu. Finanzexperten sagten voraus, daß Pfund und Dollar 1988 wertgleich sein würden. »Eines Tages werden alle diese Probleme Sie bedrücken«, sagte sie.
    Simon lächelte und ging durch den Tunnel zurück in sein Büro auf der anderen Seite von Whitehall.
Er nahm den Fahrstuhl in den 6. Stock, wo die Stabschefs immer noch versammelt waren; obwohl Mitternacht vorüber war, sah keiner von ihnen müde aus. Sie alle teilten die einsame Wache mit ihren mehr als dreitausend Kilometer entfernten Kameraden. Man erzählte Geschichten vom Suezkanal und den Falkland-Inseln und lachte dann und wann. Aber die Blicke kehrten immer wieder zu der Wanduhr zurück.
Als Big Ben zwei Uhr schlug, überlegte Simon: vier Uhr in Libyen. Er sah die Männer vor sich, wie sie sich ins Wasser fallen ließen und tauchten, bevor sie die lange Strecke zur Broadsword schwammen.
    Als das Klingeln des Telefons die unheimliche Stille wie ein Feueralarm durchbrach, nahm Simon den Hörer auf. Es war Charles Seymour.
    »Simon«, sagte er, »endlich bin ich zu Gaddafi durchgekommen. Er will verhandeln.« Simon sah wieder auf die Uhr: Die Schwimmer konnten nur mehr ein paar hundert Meter von der Broadsword entfernt sein.
    »Es ist zu spät«, sagte er, »jetzt kann ich sie nicht mehr aufhalten.«
»Sei nicht so ein verdammter Narr – gib den Befehl zur Umkehr. Verstehst du nicht, daß wir einen diplomatischen Coup gelandet haben?«
»Gaddafi kann monatelang verhandeln und uns schließlich doch demütigen. Nein, ich gebe keinen Befehl.«
»Wir werden sehen, wie die Premierministerin auf deine Arroganz reagiert.« Charles knallte den Hörer hin.
Simon saß an seinem Schreibtisch und wartete auf das Klingeln des Telefons. Kurz überlegte er, ob es ihm helfen würde, den Hörer wegzulegen – das moderne Gegenstück zu Nelson, der das Fernrohr an sein blindes Auge legte. Er brauchte ein paar Minuten, aber das Telefon klingelte Sekunden später. Es war Margaret Thatcher.
»Können Sie sie aufhalten, wenn ich es anordne, Simon?« Er überlegte zu lügen. Dann: »Ja, Prime Minister. «
»Aber Sie möchten die Sache lieber durchziehen, nicht wahr?« »Ich brauche nur ein paar Minuten.«
»Sind Sie sich über die Folgen im klaren, nachdem Charles schon einen diplomatischen Sieg verkündet?«
»Ich würde binnen einer Stunde meinen Rücktritt einreichen.«
»Ich fürchte, auch meiner wäre damit besiegelt«, sagte sie. »In diesem Fall wäre Charles morgen Premierminister.« Es entstand eine kurze Pause, bevor sie fortfuhr: »Gaddafi ist in der anderen Leitung. Ich werde ihm sagen, daß ich bereit bin zu verhandeln.« Simon fühlte sich geschlagen. »Vielleicht gibt Ihnen das genügend Zeit, und wir wollen hoffen, daß es Gaddafi ist, der beim Frühstück seinen Rücktritt überlegt.«
Simon jubelte beinahe.
»Wissen Sie, was mir während dieser ganzen Unternehmung am schwersten fiel?«
»Nein, Prime Minister. «
»Als Gaddafi mitten in der Nacht anrief, mußte ich vorgeben zu schlafen, damit er nicht merkte, daß ich neben dem Telefon sitze.«
Simon lachte.
»Viel Glück, Simon. Ich werde

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