Archer Jeffrey
drohend auf sie zu, aber Amanda wich nicht zurück.
»Vielleicht sollte ich noch ein Kapitel anfügen, wie du hinter den geschlossenen Türen des friedlichen Hauses am Eaton Sqare auf deine Frau losgehst.«
Charles blieb stehen. »Was willst du?«
»Ich schweige mein Leben lang, und du gibst mir sofort fünfzigtausend Pfund und die gleiche Summe, wenn du Parteiführer wirst.«
»Du bist wahnsinnig.«
»Keineswegs, Charlie. Ich war immer vernünftig. Ich bin nicht paranoid wegen eines harmlosen älteren Bruders; die News of the World werden jetzt, da er der fünfzehnte Earl ist, über diese Geschichte entzückt sein. Ich sehe direkt sein Bild vor mir – mit Adelskrone und Hermelinrobe.«
»Das würden sie nie bringen.«
»Oh doch, vor allem, wenn sie erfahren, daß er total schwul ist und unser einziger Sohn daher einen Titel erben wird, auf den er keinen Anspruch hat.«
»Niemand wird das glauben, und wenn die Geschichte gedruckt ist, wird es zu spät sein.«
»Keine Spur«, erwiderte Amanda. »Mein Agent versichert mir, daß der wahre Grund für den Rücktritt des konservativen Parteiführers eine noch größere Sensation sein wird als der eines Kandidaten.«
Charles sank in den nächsten Fauteuil.
»Fünfundzwanzigtausend -« sagte er.
»Fünfzigtausend«, antwortete seine Frau. »Das ist nur gerecht. Schließlich ist es eine zweiseitige Abmachung: keine Geschichte an die Presse, und du wirst Führer der Konservativen.«
»Gut«, flüsterte Charles und verließ das Zimmer.
»Einen Moment mal, Charlie. Vergiß nicht, ich hab schon öfter Vereinbarungen mit dir getroffen.«
»Was erhoffst du dir noch?«
»Nur das Autogramm des nächsten Tory-Führers«, antwortete sie und zog einen Scheck hervor.
»Wo, zum Teufel, hast du den her?«
»Aus deinem Scheckbuch«, sagte Amanda unschuldig.
»Spiel keine Spielchen mit mir.«
»Aus der obersten Schublade deines Schreibtischs.«
Charles riß ihr den Scheck aus der Hand und war nahe daran, es sich anders zu überlegen. Dann aber dachte er an seinen Bruder im House of Lords, an seinen Sohn, der den Titel nicht erben würde, und an den Verzicht auf die Parteiführung. Er unterschrieb den Scheck über fünfzigtausend Pfund. Amanda blieb im Wohnzimmer zurück. Sorgfältig prüfte sie Datum und Unterschrift.
Simon und Elizabeth verbrachten ein ruhiges Weekend in ihrem Landhaus, während die Fotografen ihr Lager am Eaton Square aufschlugen. Sie hatten aus »sicherer« Quelle erfahren, daß Pimkin seinen alten Freund unterstützen werde.
»Ein brillanter Zug«, sagte Elizabeth beim Frühstück und bewunderte das Bild auf der Titelseite des Observer.
»Wieder ein Foto von Charles, der uns erklärt, was er als Premier tun wird?« erkundigte sich Simon, ohne von der Sunday Times aufzublicken.
»Nein.« Elizabeth schob ihm ihre Zeitung zu. Simon starrte auf Holbeins Porträt des ersten Earl of Bridgwater unter der Schlagzeile »Ein Geschenk an die Nation«.
»Mein Gott«, stöhnte Simon, »schreckt er vor nichts zurück, um diese Wahl zu gewinnen?«
»Meine Liebe, nach menschlichem Ermessen hast du ihm den Gnadenstoß versetzt«, sagte Pimkin beim sonntäglichen Lunch zu Fiona.
»Ich dachte, es wird dir gefallen«, erwiderte Fiona. »Ja, das tat es, und mir gefiel auch die Bemerkung des Direktors der National Gallery – daß Charle’s Geste, das unbezahlbare Porträt der Nation zu schenken, die Tat eines selbstlosen Mannes sei.«
»Natürlich blieb Charles in dem Moment, in dem die Presse davon Wind bekam, keine andere Wahl«, sagte Alexander Dalglish.
»Das weiß ich.« Pimkin lehnte sich befriedigt zurück. »Und ich hätte ein Dutzend Flaschen meines besten Claret dafür gegeben, Charles’ Gesicht zu sehen, als er begriff, daß ihm der erste Earl of Bridgwater für immer davongeschwommen ist. Hätte er sich geweigert, das Porträt herzuschenken – die Zeitungskommentare hätten sicher dafür gesorgt, daß er die Wahl am Dienstag verliert.«
»Ob er gewinnt oder verliert, jedenfalls wird er es nicht wagen zuzugeben, daß es ohne seine Einwilligung geschah«, sagte Alexander.
»Eine köstliche Geschichte«, sagte Pimkin, »und wie ich höre, wird Prinzessin Diana das Porträt enthüllen. Ihr könnt sicher sein, daß ich bei dieser offiziellen Zeremonie dabei sein werde.«
»Ja, aber wird Charles anwesend sein?« fragte Fiona.
Montag morgen rief Charles’ Bruder aus Somerset an und fragte, warum man ihn bezüglich der Schenkung des Porträts nicht konsultiert habe.
»Es war
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