Archer Jeffrey
werden wollte.
Kaum hatten sie sich gesetzt, fragte Charles: »Warum machst du dieses Theater? Begreifst du nicht, daß ich im ersten Wahlgang gewonnen hätte, wenn du nicht kandidiert hättest?«
Pimkin strahlte. »Sicherlich, aber ich hatte seit Jahren nicht so viel Spaß.«
»Wem verdankst du überhaupt deinen Sitz im Unterhaus?«
»Das weiß ich, und ich weiß auch den Preis, den du verlangt hast. Aber jetzt spiele ich die erste Geige, und ich verlange etwas anderes.«
»Worauf hoffst du? Wünschst du vielleicht in meinem Kabinett Finanzminister zu werden?« Charles konnte den Sarkasmus in seiner Stimme kaum verbergen.
»Nein, nein«, erwiderte Pimkin. »Ich weiß, was ich kann und was ich nicht kann; so dumm bin ich auch wieder nicht.«
»Was willst du also? Die Mitgliedschaft hier bei White’s? Das ließe sich vermutlich machen.«
»Nichts so Materialistisches. Wenn ich dich nach Downing Street bringe, sollst du mich ins Oberhaus bringen.«
Charles zögerte. Er konnte es immerhin versprechen; und wer, außer Pimkin, würde es bemerken, wenn er sein Versprechen in drei Jahren nicht gehalten hatte?
»Wenn du und deine fünfzehn Anhänger Dienstag für mich stimmen, kommst du ins House of Lords. Ich gebe dir mein Wort darauf.«
»Gut«, sagte Pimkin. »Nur noch eine Kleinigkeit, alter Freund«, fügte er hinzu, als er die Serviette faltete.
»Mein Gott, was willst du noch?« fragte Charles ungeduldig.
»Wie du seinerzeit, möchte auch ich unsere Abmachung schriftlich festhalten.«
Wieder zögerte Charles, aber diesmal wußte er, daß er geschlagen war. »Einverstanden.«
»Gut, abgemacht«, sagte Pimkin. Sich nach einem Kellner umsehend, fügte er hinzu: »Ich glaube, das ist ein Anlaß, Champagner zu bestellen.«
Als Pimkin zwei Tage später den gleichen Vorschlag machte, überlegte Simon eine Weile, bevor er antwortete. »Diese Frage und ihre Bedeutung werde ich überlegen, sollte ich tatsächlich einmal Premierminister werden.«
»So bourgeois « , murmelte Pimkin, als er sich von Simon verabschiedete. »Ich biete ihm die Schlüssel zur Downing Street, und er behandelt mich wie einen Schlosser.«
Charles sprach mit einem Großteil seiner Anhänger und verließ das Unterhaus an diesem Abend mit der Gewißheit, daß sie alle verläßlich auf seiner Seite standen. Wenn er durch die langen Couloirs im gotischen Stil ging, wurde er immer wieder von den Abgeordneten angesprochen, die ihm ihre Loyalität versicherten. Kerslakes Profit von dreihunderttausend Pfund war zwar schon Schnee von gestern, aber der Coup hatte immerhin ausgereicht, seinen Sieg zu sichern, überlegte Charles. Ein anonymes Schreiben mit allen notwendigen Details an den richtigen Labour-Abgeordneten hatte sich als überaus wirksam erwiesen. Natürlich verwünschte er Pimkin, der die endgültige Entscheidung hinausgeschoben hatte, und ebenso Elizabeth Kerslake, die jede weitere Attacke gegen seinen Rivalen verhinderte.
Als er nach Hause kam, fand er zu seinem Entsetzen Amanda im Wohnzimmer vor.
»Ich habe dich doch gebeten, bis Mitte nächster Woche nicht zu kommen?«
»Ich habe es mir anders überlegt, Charlie.«
»Warum?« fragte Charles mißtrauisch.
»Ich finde, ich verdiene eine kleine Belohnung, weil ich so brav bin.«
»Was stellst du dir vor?« fragte er, neben dem Kamin stehend.
»Einen fairen Tausch.«
»Inwiefern?«
»Für die Weltrechte an meiner Lebensgeschichte.«
»Deine was?« fragte Charles ungläubig. »Wer wird sich auch nur im geringsten dafür interessieren?«
»Man interessiert sich nicht für mich, aber für dich, Charles. Die News of the World haben mir hunderttausend Pfund für eine ungeschminkte Schilderung meines Lebens an der Seite von Charles Seymour angeboten.« Theatralisch fügte sie hinzu: »Oder wie man mit dem zweiten Sohn eines Earls lebt, der alles daransetzt, Premierminister zu werden.«
»Das ist nicht dein Ernst.«
»Oh doch, ich meine es todernst. Im Laufe der Jahre habe ich mir einige Notizen gemacht, wie du dich Derek Spencers entledigt hast, der gleiche Trick jedoch bei Clive Reynolds mißlang. Was du alles unternommen hast, um Simon Kerslake vom Parlament fernzuhalten. Wie deine erste Frau das berühmte Holbein-Porträt austauschte. Am meisten jedoch wird es die Leute interessieren, wer der wahre Vater von Harry Seymour ist; seine Lebensgeschichte erschien vor ein paar Jahren im Magazin People, aber diese Episode brachten sie nicht.«
»Du Luder. Du weißt, daß Harry mein Sohn ist.« Charles ging
Weitere Kostenlose Bücher