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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rivalen
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Pfund schwer.«
Es gibt Momente im Unterhaus, in denen beide Seiten einander freundschaftlich zugetan sind, dachte Andrew und hielt es für eine Ironie, daß ein Engländer während einer Debatte über Irland so viel Verständnis für einen Schotten gezeigt hatte.
Es gab keinen Widerspruch, als der Speaker um zehn Uhr die Stimmen einsammelte, und Simon traf Andrew hinter dem Stuhl des Speakers.
»Etwas mehr als vier Pfund scheint mir nicht sehr viel. Ich sollte den Gesundheitsminister um seine Meinung fragen.«
»Ja«, sagte Andrew, »der kleine Kerl steckt im Brutkasten, aber Ihre Frau tut alles, was sie kann, um ihn zu mästen. Jetzt gehe ich zu ihm.«
»Viel Glück«, sagte Simon.
Die ganze Nacht verbrachte Andrew neben dem Inkubator und lauschte dem abscheulichen Tropfen des kleinen Plastikschlauches, der durch die Nase bis in den Magen des Kindes reichte. Er hatte Angst, sein Sohn könne sterben, wenn er einschliefe. So legte er sich, um wach zu bleiben, ein feuchtes Tuch auf die Augen. Schließlich unterlag er doch und schlief ein.
Als sein Vater erwachte, war Robert Bruce Fraser sehr lebendig. Der zerknitterte Vater stand auf, um seinen zerknitterten Sohn zu bewundern, der eben von der Nachtschwester Milch in seinen Plastikschlauch bekam.
Andrew sah auf das faltige Gesicht hinab. Der Junge hatte sein breites Kinn geerbt, aber Nase und Haarfarbe der Mutter. Er schmunzelte, als er daran dachte, wieviel Zeit Louise mit Mädchennamen verschwendet hatte. Es blieb bei Robert.
Elizabeth sagte, sie müßten dankbar sein; die Untersuchung nach der Geburt ergab, daß Louise keine Kinder mehr haben konnte.

12
    Der Chief Whip sah sich unter seinen Kollegen um; wer würde sich freiwillig für diese undankbare Aufgabe melden?
Eine Hand zeigte auf, und er war angenehm überrascht.
»Danke, Charles.«
Charles hatte Fiona schon gesagt, daß er für die Frage, die die letzte Wahl beherrscht hatte, für den Eintritt in die EWG, der verantwortliche Whip sein wolle. Jeder im Zimmer wußte, daß dies der anstrengendste Dauerjob im Parlament sein würde, und man seufzte erleichtert, als Charles sich meldete.
»Kein Job für jemanden, dessen Ehe gefährdet ist«, hörte er einen Whip flüstern. Gott sei Dank muß ich mir diesbezüglich keine Sorgen machen, dachte Charles, notierte sich jedoch, abends Blumen nach Hause zu bringen.
»Warum hat sich jeder darum gedrückt?« fragte Fiona, während sie die Narzissen in einer Vase arrangierte.
»Weil nicht viele von uns Edward Heath in seinem lebenslangen Ehrgeiz, Großbritannien zu europäisieren, bedingungslos unterstützen, während einige von der Opposition dies tun«, erklärte Charles und nahm einen Schluck Cognac. »Dazu kommt, daß wir gleichzeitig eine Gesetzesvorlage einbringen wollen, die die Gewerkschaften ein wenig in die Schranken weist. Das mag viele Labour-Abgeordnete davon abhalten, mit uns für Europa zu stimmen. Deshalb verlangt der Premier auch in periodischen Abständen einen Situationsbericht, obwohl das Gesetz vermutlich frühestens in einem Jahr vor das Unterhaus kommt. Er wird stets wissen wollen, wie viele von uns immer noch gegen den Eintritt sind, und wie viele von der Opposition verläßlich ausbrechen und mit uns stimmen werden.«
»Vielleicht sollte ich Parlamentsmitglied werden; dann könnte ich wenigstens ein bißchen in deiner Nähe sein.«
In den Medien wurde die »Große Debatte« bis zur Unerträglichkeit ausgeschlachtet. Dessen ungeachtet waren die Mitglieder sich bewußt, eine historische Entscheidung zu treffen. Im Unterhaus wurde es lebendig, und im Lauf der Wochen und Monate des Debattierens steigerte sich die Erregung.
Charles behielt seine Aufgabe, die fünfzig Mitglieder bei allen normalen Regierungsanträgen zu überwachen, doch hatte man ihn wegen der Priorität der Europafrage von allen anderen Pflichten befreit. Er wußte, jetzt war seine Chance gekommen, jene klägliche Rede über die Wirtschaftssituation wiedergutzumachen, die seine Kollegen noch nicht ganz vergessen hatten.
»Ich setze alles auf diese Sache«, sagte er Fiona. »Wenn wir die große Abstimmung verlieren, werde ich den Rest meines Lebens auf den Hinterbänken verbringen.«
»Und wenn wir gewinnen?«
»Dann wird es schwer sein, mich von der ersten Bankreihe fernzuhalten.«
Robert Fraser gehörte zu jenen lauten Kindern, die schon nach ein paar Wochen so tun, als säßen sie in der ersten Bankreihe.
»Vielleicht wird er doch Politiker«, überlegte Louise und sah ihren Sohn

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