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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rivalen
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um das Wort zu ergreifen –, gingen die Abgeordneten in den Saal zurück. Andrew war ständiger Gast in der Parlamentsdirektion, einem winzigen Zimmer, wo Parlamentsmitglieder ihre Anfragen, meistens auf gelbe Zettel gekritzelt, deponierten; die Sekretäre hätten sie auch angenommen, wären sie auf Briefmarken geschrieben gewesen. Manchmal halfen sie Andrew, eine Anfrage so zu formulieren, daß der Speaker sie annahm, eine Funktion, die sie für jedes Mitglied erfüllten, sogar für Tom Carson, der sie der politischen Voreingenommenheit beschuldigte, als sie erklärten, eine seiner Anfragen sei nicht in Ordnung. Als der Speaker sie las, wurde Carson getadelt, und die Anfrage verschwand in einem der neugotischen Papierkörbe.
    Simon und Andrew pflegten oft hinter dem Stuhl des Speakers die umstrittenen Fragen zu besprechen, da sie dort von der Pressegalerie nicht gesehen werden konnten. Doch sobald sie zum Rednerpult zurückkehrten, bekämpften sie einander rücksichtslos und suchten nach jeder Schwäche in der Argumentation des Gegners.
    Über einen Punkt waren sich jedoch beide einig. Seit dem August 1969, als man zum erstenmal Militär nach Nordirland schickte, hatte das Parlament immer wieder Probleme damit. Im Februar 1970 widmete das Unterhaus dieser Frage einen ganzen Tag, um die Meinung der Abgeordneten zu den wachsenden Spannungen zwischen radikalen Protestanten und der IRA anzuhören. Dem Unterhaus lag ein Antrag vor, die Notstandsmaßnahmen in der Provinz zu verlängern.
    Andrew stand von der ersten Bankreihe auf, um die Eröffnungsrede für die Opposition zu halten. Er nehme für keine Seite Partei, erklärte er, sei jedoch sicher, daß das Unterhaus in der Ablehnung jeder Gewalt einig sei. Er habe lang nach einer Lösung gesucht, aber keine der beiden Parteien sei bereit nachzugeben. »Guter Wille« und »Vertrauen« schienen Wörter zu sein, die in einem in Ulster gedruckten Wörterbuch nicht vorkämen. Bald kam Andrew zu dem Schluß, daß Gladstone recht gehabt hatte, als er sagte: »Wann immer ich in der irischen Frage eine Lösung finde, wird die Frage geändert.«
    Als Andrew geendet hatte, waren die Mitglieder erstaunt, ihn den Saal verlassen zu sehen. Erst nach ein paar Minuten kehrte er zurück.
    Simon faßte den Regierungsstandpunkt zusammen; er hatte seine Rede sehr sorgfältig vorbereitet. Obwohl beide Seiten im wesentlichen einer Meinung zu sein schienen, konnte die Stimmung sofort umschlagen, wenn der Regierungsvertreter eine unbedachte Äußerung machte.
    Zur allgemeinen Überraschung verließ Andrew Fraser auch während der Debatte mehrmals den Saal. Simon war zwischen halb vier und der Zehn-Uhr-Pause nur zweimal abwesend, einmal, um mit seiner Frau zu telefonieren, und dann gegen Abend, um rasch etwas zu essen.
    Als er zurückkam, war Andrew noch immer nicht da. Er nahm seinen Platz erst ein, als Simon mit seiner Schlußrede schon begonnen hatte.
    Ein älterer Konservativer stand auf.
     
    »Mr. Speaker, zu einem Punkt der Geschäftsordnung.«
    Simon setzte sich sofort und hörte zu, was sein Kollege zu sagen hatte.
»Ist es nicht die Tradition des Hauses, Sir«, begann dieser gewichtig, »daß ein Sprecher der ersten Bankreihe so höflich ist, während der Debatte sitzen zu bleiben, um auch andere Meinungen zu hören?«
»Das ist kein Punkt der Geschäftsordnung«, antwortete der Speaker unter »Hört, hört«-Rufen von den konservativen Bänken. Rasch schrieb Andrew ein paar Worte und reichte sie an Simon weiter. Es stand nur ein Satz auf dem Zettel.
»Ich akzeptiere, was mein verehrter Freund sagt«, begann Simon, »und hätte mich selbst beklagt, hätte ich nicht gewußt, daß der Ehrenwerte Gentleman, Abgeordneter für Edinburgh Carlton, den Großteil des Nachmittags im Krankenhaus verbrachte …« Simon hielt inne, um die Wirkung einsickern zu lassen.. »wo seine Frau in den Wehen liegt. Ich pflege nicht alles ungeprüft hinzunehmen, was die Opposition vorbringt, aber in diesem Fall kann ich seine Aussage bestätigen, weil meine Frau das Baby zur Welt brachte.« Gelächter erschallte. »Ich kann meinem verehrten Freund versichern, daß meine Frau den ganzen Nachmittag über das Baby mit den Werten einer konservativen Politik, die auch sein Großvater hochhält, indoktrinierte. Deshalb hielt es der Ehrenwerte Gentleman auch für nötig, die Debatte zu versäumen.« Simon wartete, bis das Gelächter verklang. »Für jene Mitglieder, die Statistik lieben: es ist ein Junge, viereinhalb

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