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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kain und Abel
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heilige, feierliche und bindende Institution der Eheschließung begleiten, Mr. Kane, obwohl man von seltsamen Vorfällen liest, besonders bei Ihren Landsleuten in Kalifornien. Ich sehe es jedoch als meine Pflicht an, Sie davon zu unterrichten, daß diese Sitten vorläufig nicht bis Henleyon-Thames gedrungen sind. In England, Sir, müssen Sie einen vollen Monat in einer Kirchengemeinde ansässig sein, bevor Sie heiraten können, und das Aufgebot muß zu drei verschiedenen Gelegenheiten bekanntgemacht werden, außer es liegen ganz besondere Umstände vor. Und selbst wenn diese besonderen Umstände vorlägen, müßte ich vom Bischof eine Dispens erhalten, was mindestens drei Tage beanspruchen würde«, fügte Mr. Tukesbury hinzu und legte die Hände resolut auf den Tisch. Jetzt sprach Kate zum erstenmal. »Wieviel fehlt Ihnen noch für das neue Kirchendach?«
»Ach, das Dach. Eine traurige Angelegenheit, aber ich will jetzt nicht von seiner Geschichte sprechen, 11. Jahrhundert, wissen Sie…«
»Wieviel brauchen Sie?« fragte William und preßte Kates Hand.
»Wir hoffen, fünfhundert Pfund zu sammeln. Es ging nicht schlecht bisher; in nur sieben Wochen haben wir schon siebenundzwanzig Pfund, vier Shilling und vier Pence bekommen.«
»Nein, nein, mein Lieber«, unterbrach Mrs. Tukesbury. »Du hast ein Pfund, elf Shilling und zwei Pence nicht mitgezählt, die ich letzte Woche mit meinem Basar verdient habe.«
»Ganz recht, meine Liebe. Wie unbedacht von mir, deinen persönlichen Beitrag nicht zu erwähnen. Das macht alles in allem…«
Der Reverend begann die Zahlen im Kopf zu addieren und schaute zum Himmel, als erwarte er sich eine Inspiration von dort.
William zog die Brieftasche hervor, stellte einen Scheck über fünfhundert Pfund aus und schob ihn wortlos Hochwürden Tukesbury zu.
»Ich… ah, ja, ich sehe, daß hier besondere Umstände vorliegen, Mr. Kane«, stammelte der verblüffte Pfarrer. Sein Ton änderte sich. »War einer von Ihnen jemals verheiratet?«
»Ja«, sagte Kate. »Mein Gatte wurde vor vier Jahren bei einem Flugzeugunglück getötet.«
»Ach, wie furchtbar«, sagte Mrs. Tukesbury. »Das tut mir leid. Ich…«
»Psst, meine Liebe«, sagte der Mann Gottes, im Augenblick mehr interessiert am Kirchendach als an den Gefühlen seiner Frau. »Und Sie, Sir?«
»Ich war nie verheiratet«, erklärte William.
»Ich muß den Bischof anrufen.«
Williams Scheck in der Hand, verschwand Hochwürden Tukesbury im nächsten Zimmer.
Mrs. Tukesbury forderte die beiden auf, sich zu setzen, und bot ihnen Gurkensandwiches an. Sie plauderte und plauderte, und William und Kate hörten nicht zu, sondern schauten einander an. Kurze Zeit später kam der Pfarrer zurück.
»Es ist gegen alle Regeln, absolut gegen alle Regeln, aber der Bischof gab seine Einwilligung unter der Bedingung, daß Sie morgen früh alles bei der amerikanischen Botschaft und dann sofort nach Ihrer Rückkehr bei Ihrem Bischof in St. Paul’s bestätigen lassen.«
Er hielt immer noch die Fünfhundert-Pfund-Note in der Hand.
»Wir brauchen nur zwei Zeugen«, fuhr er fort. »Meine Frau kann eine Zeugin sein, und wir wollen hoffen, daß der Kirchendiener noch hier ist, um den zweiten Zeugen abzugeben.«
»Er ist bestimmt noch hier, das weiß ich«, versicherte William.
»Woher wollen Sie das so bestimmt wissen?«
»Er kostete ein Prozent.«
»Ein Prozent?« wiederholte Reverend Tukesbury verwirrt.
»Ein Prozent Ihres Kirchendaches«, sagte William.
Der Pfarrer führte William, Kate und seine Frau auf einem schmalen Weg zur Kirche zurück und blinzelte dem wartenden Kirchendiener zu.
»Tatsächlich, ich sehe, daß Mr. Sprogget noch im Dienst ist… Für mich blieb er noch nie so lang; offenbar haben Sie etwas Besonderes an sich, Mr. Kane.«
Simon Tukesbury zog Meßgewand und Chorhemd an, während der Kirchendiener eher fassungslos zuschaute.
William wandte sich Kate zu und küßte sie zärtlich. »Ich weiß, unter den gegebenen Umständen klingt es verdammt dumm. Trotzdem: Willst du mich heiraten?«
»Du guter Gott«, rief Reverend Tukesbury aus, der in seinen siebenundfünfzig Lebensjahren noch nie den Namen Gottes eitel genannt hatte. »Wollen Sie damit sagen, daß Sie sie noch nicht einmal gefragt haben?«
Fünfzehn Minuten später verließen Mr. und Mrs. William Kane die Pfarrkirche von Henleyon-Thames in Oxfordshire. Im letzten Moment mußte Mrs. Tukesbury einen Ring beistellen, den sie von einem Vorhang in der Sakristei nahm. Alles verlief ausgezeichnet;

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