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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kain und Abel
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einen völlig überflüssigen Fehler machte - er verkaufte eine wichtige Anlage, was einem Kunden, der einen netten Gewinn hätte machen sollen, einen kleinen Verlust brachte -, hielt William die Zeit reif für eine unangenehme, aber unvermeidliche Konfrontation. Matthew gab seinen Irrtum zu und entschuldigte sich beschämt. William war froh, diese Sache erledigt zu haben, und wollte eben ein gemeinsames Mittagessen vorschlagen, als seine Sekretärin ganz gegen ihre Gewohnheit in sein Büro stürzte.
    »Ihre Frau, Sir. Man hat sie in die Klinik gebracht.«
»Warum?« fragte William verwundert.
»Das Baby«, antwortete die Sekretärin.
»Aber es soll doch erst in sechs Wochen kommen«, murmelte
    William ungläubig.
»Ich weiß, Sir, aber Doktor MacKenzie klang besorgt und möchte,
daß Sie so rasch wie möglich in die Klinik kommen.«
Matthew, der noch vor kurzem wie ein geknickter Bambus schien,
nahm die Dinge in die Hand und fuhr William in die Klinik. Beide
mußten an den Tod von Williams Mutter und an das totgeborene Kind
denken.
»Oh, Gott, nicht Kate«, sagte Matthew, als er auf den Parkplatz
fuhr.
William benötigte keinen Führer zur Anne-KaneEntbindungsstation, die Kate vor sechs Monaten offiziell eröffnet
hatte. Vor dem Kreißsaal stand eine Krankenschwester, die ihm
mitteilte, daß Doktor MacKenzie bei seiner Frau sei und daß sie sehr
viel Blut verloren habe. William ging im Korridor auf und ab, hilflos,
halb betäubt, wartend - wie er es vor Jahren getan hatte. Die Szene
war ihm gespenstisch vertraut. Wie unwichtig war es, ob er Präsident
der Bank war oder nicht, verglichen mit der Gefahr, Kate zu verlieren.
Wann hatte er ihr zum letztenmal gesagt, daß er sie liebte? Matthew
saß neben William, ging mit William auf und ab, blieb mit William
stehen, aber er sprach nicht. Es gab nichts zu sagen. Wann immer eine
Schwester in den oder aus dem Kreißsaal eilte, schaute William auf
die Uhr. Aus Sekunden wurden Minuten, und aus Minuten Stunden.
Endlich erschien Doktor MacKenzie mit kleinen Schweißperlen auf
der Stirn, Nase und Mund von einer Maske bedeckt. William konnte
den Gesichtsausdruck des Arztes erst erkennen, bis dieser die weiße
Maske ablegte und ein breites Lächeln sehen ließ.
»Meinen Glückwunsch, William, du hast einen Jungen, und Kate
geht es ausgezeichnet.«
»Gott sei Dank«, hauchte William und klammerte sich an Matthew. »Obwohl ich den lieben Gott sehr respektiere«, sagte Doktor
MacKenzie, »glaube ich, daß ich auch ein wenig mit der Entbindung
zu tun hatte.«
William lachte. »Darf ich zu Kate?«
»Nein, noch nicht. Ich habe ihr ein Beruhigungsmittel gegeben, und
sie schläft. Sie hat ziemlich viel Blut verloren, aber morgen wird sie
wieder in Ordnung sein; vielleicht ein wenig schwach, doch bestimmt
bereit, dich zu sehen. Nichts jedoch hindert dich, deinen Sohn zu
besichtigen. Sei nicht bestürzt über seine Größe; du weißt, daß er zu
früh gekommen ist.«
Der Arzt führte William und Matthew zu einer Glastür, und sie
starrten auf eine Reihe von sechs kleinen rosa Köpfen in sechs kleinen
Bettchen.
»Der dort.«
MacKenzie wies auf ein Baby, das eben angekommen war. William schaute betreten auf das häßliche kleine Gesichtchen. »Nun, eines muß ich dem kleinen Mann lassen«, sagte MacKenzie
vergnügt, »er schaut besser aus als du in diesem Alter, und dabei hast
du dich gar nicht so schlecht entwickelt.«
William lachte erleichtert.
»Wie werdet ihr ihn nennen?«
»Richard Higginson Kane.«
Der Arzt klopfte dem frisch gebackenen Vater liebevoll auf die
Schulter. »Ich hoffe, ich lebe lang genug, um Richards erstes Kind auf
die Welt zu bringen.«
William telegrafierte sofort dem Rektor von St. Paul, der den
Jungen für 1943 vormerkte, dann betranken sich die beiden Freunde
gründlich und kamen am nächsten Tag verspätet in die Klinik, um
Kate zu besuchen.
William ging nochmals mit Matthew den kleinen Richard
anschauen.
»Häßlicher kleiner Wurm«, sagte Matthew, »ganz anders als seine
schöne Mama.«
»Das finde ich auch«, sagte William.
»Aber dir schaut er unglaublich ähnlich.«
William kehrte in Kates Zimmer zurück, das voller Blumen war. »Gefällt dir dein Sohn?« erkundigte sich Kate. »Er ist dir so
ähnlich.«
»Den nächsten Menschen, der das behauptet, werde ich
verprügeln«, erwiderte William. »Er ist das häßlichste Geschöpf, das
ich je gesehen habe.«
»O nein«, sagte Kate mit gespielter Empörung, »er ist
wunderschön.«
»Ein Gesicht, das nur einer

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