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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kain und Abel
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kennt euch seit der Schulzeit. Nach meiner Ansicht ist er viel
zu stolz, um jemand anderen mit seinen Problemen zu belasten.
Vermutlich möchte er lieber auf seine Art sterben als jemanden wissen
zu lassen, was er durchmacht. Ich bitte ihn seit sechs Monaten, es
seinem Vater zu sagen, und ich habe natürlich meine Schweigepflicht
ihm gegenüber verletzt, weil ich es euch mitgeteilt habe. Aber ich
kann nicht zulassen, daß ihr ihm etwas vorwerft, worüber er absolut
keine Kontrolle hat.«
»Danke, Andrew«, sagte William. »Warum war ich bloß so blind
und dumm?«
»Mach dir keine Vorwürfe. Du hast es nicht erraten können.« »Gibt es wirklich keine Hoffnung? Gibt es keine Spezialisten oder
Kliniken? Geld wäre kein Problem…«
»Nicht alles ist käuflich, William. Ich habe die drei besten Leute in
Amerika konsultiert und einen Mann in der Schweiz. Sie stimmen alle
mit meiner Diagnose überein. Die Medizin kennt leider noch keine
Therapie für die Hodgkinsche Krankheit.«
»Wie lang wird es dauern?«
»Höchstens sechs Monate, vermutlich nur noch drei.«
»Und ich dachte, ich hätte Probleme«, sagte William. Er klammerte
sich an Kates Hand, als wäre sie ein Rettungsanker. »Wir müssen
gehen, Andrew. Danke, daß du es uns gesagt hast.«
»Hilf ihm, wie und wo immer du kannst«, sagte der Arzt, »aber um
Himmels willen, sei tolerant. Laß ihn tun, was er will. Es sind seine
letzten paar Monate, nicht deine. Und laß ihn nicht wissen, daß ich es
dir gesagt habe.«
Schweigend fuhr William mit Kate nach Hause. Sobald sie das Red
House erreichten, rief William das Mädchen an, mit dem Matthew die
Party verlassen hatte.
»Könnte ich vielleicht mit Matthew Lester sprechen?«
»Er ist nicht hier«, sagte eine verärgerte Stimme. »Er hat mich in
den ›In and Out‹-Club geschleppt, aber als wir dort ankamen, war er
so betrunken, daß ich mich weigerte, mit ihm hineinzugehen.« Sie legte auf.
Der ›In and Out‹-Club. William hatte eine vage Erinnerung, das
Schild gesehen zu haben. Er sah im Telefonbuch nach, fuhr in den
Norden der Stadt und fand, nachdem er einen Fußgänger gefragt hatte,
schließlich den Klub. William klopfte an die Tür. Sie wurde einen
Spalt geöffnet.
»Sind Sie Mitglied?«
»Nein«, sagte William und steckte eine Zehn-Dollar-Note durch das
Gitter.
Die Tür öffnete sich, und William befand sich mitten auf einem
Tanzparkett. In seinem dreiteiligen Bankeranzug nahm er sich etwas seltsam aus. Innig umschlungene Paare machten ihm Platz, ohne sich weiter um ihn zu kümmern. Williams Augen suchten in dem raucherfüllten Lokal nach Matthew. Er war nicht da. Endlich glaubte er eine von Matthews vielen Freundinnen wiederzuerkennen; bestimmt hatte er sie einmal morgens aus der Wohnung seines Freundes kommen sehen. Sie saß mit überkreuzten Beinen in einer
Ecke neben einem Matrosen.
»Verzeihen Sie, Fräulein.«
Sie schaute auf, erkannte William jedoch nicht.
»Die Dame gehört zu mir, verschwinden Sie«, sagte der Matrose. »Haben Sie Matthew Lester gesehen?«
»Matthew?« fragte das Mädchen. »Matthew wer?«
»Ich sagte dir bereits, du sollst verschwinden«, wiederholte der
Matrose und stand auf.
»Noch ein Wort und ich schlag dich nieder«, sagte William. Der Matrose hatte schon einmal im Leben eine so kalte Wut in den
Augen eines Mannes gesehen. Damals hatte er beinahe ein Auge
verloren. Er setzte sich wieder.
»Wo ist Matthew?«
»Ich kenne keinen Matthew, Liebling.«
Jetzt hatte auch das Mädchen Angst.
»Etwa ein Meter fünfundachtzig groß, blond, gekleidet wie ich und
vermutlich betrunken.«
»Ach, Sie meinen Martin. Hier nennt er sich Martin und nicht
Matthew.«
Sie entspannte sich. »Lassen Sie mich nachdenken. Mit wem ist er
heute abend verschwunden?«
Sie drehte sich zur Theke und rief dem Barkellner zu: »Terry, mit
wem ist Martin fortgegangen?«
Der Barkellner nahm einen alten Zigarettenstummel aus dem
Mundwinkel. »Jenny«, sagte er und steckte den Stummel wieder in
den Mund.
»Ach ja, Jenny«, sagte das Mädchen. »Sie macht es kurz. Läßt
keinen Mann länger als eine halbe Stunde bei sich. Also sollten sie
bald zurück sein.«
»Danke«, sagte William.
Er wartete beinahe eine Stunde, saß an der Theke, trank einen stark
gewässerten Scotch und fühlte sich immer unbehaglicher. Schließlich
wies der Barkellner auf ein Mädchen, das eben zur Tür hereinkam. »Das ist Jenny«, sagte er. Matthew war nicht mit ihr.
Der Barkellner winkte Jenny herbei. Ein schlankes, dunkles,

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