Archer Jeffrey
zuerst voller Zuversicht und später mit einer Stimme, die seine eigene Hoffnungslosigkeit nicht mehr verbarg.
»Niemand kann drei Wochen im Atlantik überleben, William.« »Nicht einmal mein Vater?«
»Nicht einmal dein Vater.«
Als Anne nach Boston zurückkehrte, wurde sie im Red House von beiden Großmüttern erwartet, die sich ihrer neuen Pflicht voll bewußt waren. Sie hatten wieder die Verantwortung übernommen, und Anne akzeptierte ihr besitzergreifendes Verhalten. Annes Leben hatte keinen Inhalt mehr außer William, dessen Schicksal die Großmütter zu bestimmen schienen. William war höflich, aber unkooperativ. Tagsüber ließ er sich schweigend von Mr. Munro unterrichten, und nachts weinte er im Schoß der Mutter.
»Er braucht die Gesellschaft anderer Kinder«, erklärten die Großmütter energisch, entließen Mr. Munro und das Kindermädchen und schickten William, in der Hoffnung, daß er durch den Eintritt in die reale Welt und die Gesellschaft anderer Kinder wieder der alte werden würde, auf die Syre Academy.
Richard hatte William praktisch zum Universalerben eingesetzt; bis zu seinem einundzwanzigsten Geburtstag war sein Vermögen im Familientrust. Das Testament enthielt ein Kodizill: Richard erwartete, daß sein Sohn durch eigene Verdienste Präsident von Kane and Cabot werden würde. Das war der einzige Teil des Testaments, der William einigen Ansporn gab, denn alles andere war schließlich sein Geburtsrecht. Anne erhielt ein Kapital von fünfhunderttausend Dollar und auf Lebenszeit eine Apanage von hunderttausend Dollar pro Jahr nach Abzug der Steuern. Im Falle einer Wiederverheiratung ginge sie dieses Einkommens verlustig.
Sie bekam das Haus auf Beacon Hill, das Sommerhaus an der Nordküste, das Haus in Maine und eine kleine Insel bei Cape Cod mit der Auflage, daß bei ihrem Tod der ganze Besitz an William übergehen müsse. Beide Großmütter erhielten zweihundertfünfzigtausend Dollar und Briefe, die keinen Zweifel über ihre Pflichten ließen. Der Familientrust wurde von der Bank verwaltet, Williams Taufpaten waren die Treuhänder. Die Zinsen sollten jedes Jahr in konservative Unternehmen rückinvestiert werden.
Die Großmütter trugen ein volles Jahr Trauer, und obwohl Anne erst achtundzwanzig war, sah sie zum erstenmal im Leben so alt aus wie sie war.
Anders als Anne verbargen die Großmütter ihren Kummer vor dem Kind, bis William ihnen schließlich Vorwürfe machte.
»Geht dir mein Vater nicht ab?« fragte er und schaute Großmutter Kane mit großen blauen Augen an, die sie an ihren Sohn erinnerten.
»Doch, mein Kind, aber er hätte nicht gewollt, daß wir herumsitzen und uns bemitleiden.«
»Aber ich will, daß wir immer an ihn denken - immer«, sagte William, und seine Stimme zitterte.
»William, ich will einmal mit dir so reden, als wärst du bereits erwachsen. Wir werden das Andenken deines Vaters immer in Ehren halten, und du wirst das deine dazu tun, indem du das erreichst, was dein Vater von dir erhofft hat. Du bist jetzt das Oberhaupt der Familie und der Erbe eines großen Vermögens. Deshalb hast du die Pflicht, dich dieses Erbes würdig zu erweisen und im gleichen Geist weiterzuarbeiten, in dem dein Vater gearbeitet und dein Vermögen vermehrt hat.«
William antwortete nicht. Sein Leben hatte jetzt einen Sinn bekommen, und er nahm sich den Rat der Großmutter zu Herzen. Er lernte mit seinem Schmerz zu leben, ohne zu jammern. Von diesem Moment an stürzte er sich auf die Arbeit in der Schule und war erst zufrieden, wenn Großmutter Kane sich beeindruckt zeigte. Er sammelte in allen Gegenständen Auszeichnungen, und im Rechnen war er nicht nur der Klassenbeste, sondern seinen Mitschülern weit voraus. Was immer sein Vater erreicht hatte, wollte er übertreffen. William schloß sich noch enger an seine Mutter an und begegnete jedem, der nicht zur Familie gehörte, mit Mißtrauen, so daß man ihn oft für einen Einzelgänger und - ungerechterweise - für einen Snob hielt.
An Williams siebenten Geburtstag hielten die Großmütter die Zeit für gekommen, William mit dem Wert des Geldes bekannt zu machen. Sie gaben ihm jede Woche einen Dollar Taschengeld, bestanden jedoch darauf, daß er über alle Ausgaben Buch führe. Zu diesem Zweck erhielt er ein in grünes Leder gebundenes Kassenbuch, das fünfundzwanzig Cents gekostet hatte; dieser Betrag wurde von seinem ersten Dollar Taschengeld abgezogen. Jeden Samstagmorgen erhielt William von den Großmüttern das Taschengeld. Er investierte
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