Archer Jeffrey
Finger, und sie hatte das Gefühl, daß der herrliche Saphir die Blicke aller Vorübergehenden anzog; er sah so schön aus neben dem antiken Ring, der bis jetzt ihr liebster gewesen war. Das Geschenk hatte sie überrascht; die Probleme der elterlichen Zwistigkeiten hatten bewirkt, daß sie Ringe und andere Begleitumstände einer glücklichen Verlobung vergaß. Sie berührte den Edelstein und stellte fest, daß er ihr Mut einflößte, obwohl sie immer langsamer ging, je näher sie dem Hotel kam.
An der Rezeption teilte man ihr mit, daß ihr Vater mit George im Penthouse sei. Der Portier meldete Florentyna an. Viel zu rasch erreichte der Fahrstuhl den 42. Stock, und Florentyna zögerte, bevor sie ihn verließ. Sie trat auf den grünen Spannteppich und hörte, wie sich die Tür hinter ihr schloß. Dann stand sie einen Moment allein im Korridor, bevor sie leise an die Tür klopfte. Abel öffnete sofort.
»Florentyna, was für eine nette Überraschung. Komm herein, Liebling, ich hatte dich nicht erwartet.«
George Nowak stand am Fenster und schaute hinunter auf die Park Avenue. Er drehte sich um, um sein Patenkind zu begrüßen. Florentynas Blicke baten ihn, zu gehen. Sie wußte, daß sie die Nerven verlieren würde, wenn er blieb. Geh, geh, geh, sagte sie lautlos. George fühlte sofort ihre Bedrängnis.
»Ich muß wieder an die Arbeit, Abel. Heute abend kommt ein Maharadscha an.«
»Sag ihm, er soll seine Elefanten im Plaza parken«, schlug Abel vor. »Jetzt, da Florentyna hier ist, könntest du einen Drink mit uns nehmen.«
George schaute Florentyna an.
»Nein, Abel, ich muß gehen. Der Mann hat den ganzen 33. Stock gemietet. Das mindeste, was er erwartet, ist eine Begrüßung durch den Vizepräsidenten. Gute Nacht, Florentyna.«
Er küßte sie und drückte einen Moment lang ihren Arm, als ahne er, daß sie Kraft brauchen würde. Dann ließ er die beiden allein, und plötzlich wünschte Florentyna, er wäre nicht gegangen.
»Wie geht’s bei Bloomingdale?« erkundigte sich Abel und strich seiner Tochter zärtlich über das Haar. »Hast du ihnen bereits mitgeteilt, daß sie die beste Abteilungsleiterin verlieren werden, die sie jemals harten? Bestimmt werden sie überrascht sein, wenn sie erfahren, daß Jessie Kovats demnächst das Baron in Cannes eröffnet.«
Er lachte laut.
»Ich werde heiraten«, sagte Florentyna und streckte scheu die linke Hand aus. Sie wußte nicht, was sie hinzufügen sollte, und wartete auf Abels Reaktion.
»Das kommt ein wenig plötzlich, nicht?« sagte Abel, mehr als verblüfft.
»Nicht wirklich, Daddy. Ich kenne ihn schon ziemlich lang.«
»Kenne ich den Jungen? Habe ich ihn je gesehen?«
»Nein, Daddy.«
»Woher kommt er? Aus welchem Milieu? Ist er Pole? Warum hast du ihn vor mir versteckt, Florentyna?«
»Er ist kein Pole, Daddy. Er ist der Sohn eines Bankiers.«
Abel wurde weiß, nahm sein Glas und leerte es auf einen Zug. Florentyna wußte genau, was in ihm vorging, als er sich einen zweiten Drink einschüttete. Rasch rückte sie mit der Wahrheit heraus.
»Er heißt Richard Kane, Daddy.«
Abel drehte sich zu ihr und schaute ihr ins Gesicht. »Ist er der Sohn von William Kane?«
»Ja.«
»Du denkst daran, William Kanes Sohn zu heiraten? Weißt du, was dieser Mann mir angetan hat? Dieser Mann ist für den Tod meines besten Freundes verantwortlich. Ja, er ist es, der Davis Leroy in den Selbstmord getrieben hat, und damit noch nicht genug, versuchte er, mich Bankrott zu machen. Hätte mich David Maxton nicht im letzten Moment gerettet, Kane hätte meine Hotels übernommen und sie verkauft, ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden. Und wo wäre ich heute, wenn William Kane seine Absicht verwirklicht hätte? Du hättest froh sein können, Verkäuferin bei Bloomingdale zu werden. Hast du dir das überlegt, Florentyna?«
»Ja, Daddy, in den letzten Wochen habe ich kaum an etwas anderes gedacht. Richard und ich sind entsetzt über den Haß zwischen dir und seinem Vater. Er steht ihm eben jetzt gegenüber.«
»Nun, ich kann dir sagen, wie er reagieren wird. Er wird wütend sein. Dieser Mann wird seinem kostbaren Sohn aus gutem Haus nie erlauben, dich zu heiraten, also kannst du diese ganze verrückte Idee sofort vergessen, junge Dame.«
Er brüllte jetzt.
»Ich kann sie nicht vergessen, Vater«, erwiderte sie ruhig. »Wir lieben einander, und wir wollen beide deinen Segen, nicht deinen Zorn.«
»Hör mir einmal zu, Florentyna«, sagte Abel, und sein Gesicht war vor Wut gerötet. »Ich
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