Archer Jeffrey
wird er dich zuerst hier suchen. Ich habe solche Angst.«
»Kein Grund, Angst zu haben, Florentyna. Wir fahren heute abend fort, so weit wie möglich, und zum Teufel mit den beiden.«
»Wie rasch kannst du packen?« fragte Florentyna.
»Gar nicht. Ich kann nie mehr nach Hause zurück. Pack deine Sachen, und dann gehen wir. Ich habe ungefähr hundert Dollar bei mir; wie kommt es dir vor, einen Hundert-Dollar-Mann zu heiraten?«
»Viel mehr kann sich eine Verkäuferin nicht erhoffen, glaube ich. Und dabei hab ich immer davon geträumt, eine ausgehaltene Frau zu sein. Als nächstes wirst du auch noch eine Mitgift verlangen«, fügte Florentyna hinzu und kramte in ihrer Tasche. »Ich besitze zweihundertzwölf Dollar und eine American-Express-Karte, also schuldest du mir sechsundfünfzig Dollar, Richard Kane. Aber ich gebe mich mit einer Rückzahlung von einem Dollar pro Jahr zufrieden.«
Eine halbe Stunde später hatte Florentyna gepackt. Sie setzte sich an den Schreibtisch, schrieb ein paar Zeilen und legte den Brief auf den Nachttisch.
Richard rief ein Taxi. Florentyna war beglückt, daß Richard in einer Krisensituation so ruhig reagierte, und begann sich zu entspannen. »Idlewild«, sagte er und legte Florentynas drei Koffer in den Gepäckraum.
Am Flughafen buchten sie einen Flug nach San Franzisko; sie entschieden sich dafür, weil es die Stadt zu sein schien, die am weitesten entfernt war von New York.
Um 7 Uhr 30 rollte die Super Constellation der American Airlines auf die Startbahn, und der siebenstündige Flug begann.
Richard half Florentyna mit den Sitzgurten. Sie lächelte ihn dankbar an.
»Weißt du, wie sehr ich dich liebe, Mr. Kane?«
»Ja, ich glaube - Mrs. Kane«, erwiderte er.
Kurz nachdem die beiden zum Flughafen gefahren waren, betraten Abel und George Florentynas Wohnung. Abel bereute bereits bitter, daß er Florentyna geschlagen hatte. Er wollte sich auch nicht vorstellen, wie sein Leben ohne sein einziges Kind aussehen würde. Wenn er sie nur erreichen konnte, bevor es zu spät war. Vielleicht würde es ihm doch noch mit Güte gelingen, ihr eine Ehe mit dem jungen Kane auszureden. Er wollte ihr alles versprechen, um diese Heirat zu verhindern.
George klingelte an der Wohnungstür. Nichts. George drückte nochmals auf die Klingel, und sie warteten eine Weile, bevor Abel den Schlüssel benutzte, den Florentyna für Notfälle bei ihm hinterlegt hatte. Sie durchsuchten die Wohnung und wußten, daß sie niemanden finden würden.
»Sie muß bereits fort sein«, sagte George, als er zu Abel ins Schlafzimmer kam.
»Ja, aber wohin?« fragte Abel, und dann sah er den Brief, der an ihn adressiert war.
Lieber Papa, bitte verzeih mein Verschwinden, aber ich liebe Richard, und ich werde ihn nicht aufgeben, weil Du seinen Vater haßt. Wir werden sofort heiraten, und was immer Du tust, Du kannst uns nicht daran hindern. Solltest Du versuchen, Richard zu schaden, so schadest Du mir. Keiner von uns wird nach New York zurückkehren, bevor der sinnlose Kampf zwischen den beiden Familien beendet ist. Ich liebe Dich mehr, als Du ahnst, und ich danke Dir für alles, was Du für mich getan hast. Ich bete, daß dies nicht das Ende unserer Beziehung ist, aber bis Du Deine Meinung geändert hast - »Such nie den Wind in den Feldern - es ist sinnlos zu suchen, was fort ist.« Deine Dich liebende Tochter Florentyna
Abel ließ sich auf das Bett fallen und gab George den Brief. Dieser las ihn und fragte hilflos: »Kann ich irgend etwas tun?«
»Ja, George. Ich will meine Tochter zurückhaben, selbst wenn das bedeutet, daß ich mit diesem Hundesohn Kane direkt sprechen muß. Eines weiß ich mit Sicherheit: Es wird ihm kein Opfer zu groß sein, diese Heirat zu verhindern. Verbinde mich mit ihm.«
George brauchte eine Weile, bis er Kanes Geheimnummer erfuhr. Er erhielt sie vom Sicherheitsbeamten in der Lester-Bank, als er erklärte, daß es sich um eine dringende Familienangelegenheit handle. Abel saß, Florentynas Brief in der Hand, schweigend auf dem Bett und dachte daran, wie er das kleine Mädchen Florentyna das alte polnische Sprichwort gelehrt hatte, das sie in ihrem Brief zitierte.
Als George mit dem Haus Kanes verbunden wurde, antwortete eine männliche Stimme.
»Kann ich Mr. William Kane sprechen?« fragte George.
»Wen darf ich melden?« fragte die ungerührte Stimme.
»Mr. Abel Rosnovski.«
»Ich werde nachsehen, ob er zu Hause ist, Sir.«
»Ich glaube, das war Kanes Butler. Er sieht nach, ob Kane zu Hause ist«,
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