Archer Jeffrey
vornehmen sollen. Und in den Klatschspalten des Sunday Express wurden Familienzwistigkeiten angedeutet; Abel sei nicht so fröhlich und überschwenglich gewesen wie sonst. Abel leugnete alle Gerüchte - er sei über fünfzig, und das sei kein Alter mehr für Überschwenglichkeit, erklärte er auf Anraten seines P. R.-Mannes. Die Presse ließ sich nicht so leicht überzeugen, und am nächsten Tag brachte die Daily Mail das Bild einer Bronzeplakette - man hatte sie in einem Mülleimer gefunden - mit der Aufschrift:
The Edinburgh Baron eröffnet von Florentyna Rosnovski
17. Oktober 1957
Abel flog nach Cannes. Ein weiteres Luxushotel, diesmal mit Blick auf das Mittelmeer. Aber auch das konnte Florentyna nicht aus seinen Gedanken vertreiben. Wieder eine nicht verwendete Plakette, diesmal auf französisch. Eine Eröffnung ohne Florentyna war einfach nicht das richtige.
Abel begann zu fürchten, daß er seine Tochter nie mehr wiedersehen würde. Um seiner Einsamkeit zu entfliehen, schlief er mit einigen sehr teuren und einigen ziemlich billigen Frauen. William Kanes Sohn besaß jetzt den einzigen Menschen, den er wirklich liebte. Allein hatte ihm Frankreich nichts zu bieten, und als er seine Angelegenheiten erledigt hatte, flog er nach Bonn, um Verhandlungen über einen Baugrund für das erste Baron-Hotel in Deutschland abzuschließen. Mit George stand er in ständiger telefonischer Verbindung; Florentyna war immer noch unauffindbar, und über Henry Osborne gab es beunruhigende Nachrichten.
»Er hat große Schulden bei verschiedenen Wettbüros«, berichtete George.
»Ich habe ihn bereits gewarnt, daß ich ihn nicht mehr auslösen werde«, sagte Abel. »Seit er seinen Sitz im Kongreß verloren hat, ist er für nichts mehr zu gebrauchen. Aber ich glaube, dieses Problem wird bis zu meiner Rückkehr warten müssen.«
»Er hat Drohungen geäußert.«
»Das ist nichts Neues für mich«, sagte Abel. »Von Drohungen habe ich mich noch nie einschüchtern lassen. Sag ihm, was immer er will, er muß warten, bis ich zurückkomme.«
»Wann planst du, wieder hier zu sein?«
»In drei, spätestens vier Wochen. Ich möchte mir in der Türkei und in Ägypten Baugründe anschauen. Hilton baut dort bereits, daher will ich mich auch umsehen. Übrigens sagte man mir, daß du mich, wenn das Flugzeug im Nahen Osten gelandet ist, kaum erreichen wirst; diese verdammten Araber können nicht mal einander finden, geschweige denn Besucher aus dem Ausland. Also wirst du dich bis zu meiner Rückkehr um alles kümmern müssen.«
Abel verbrachte mehr als drei Wochen damit, im gesamten arabischen Raum nach geeigneten Baugründen zu suchen. Legionen von Beratern begleiteten ihn, und die meisten behaupteten, Prinzen zu sein und über enormen Einfluß zu verfügen, weil sie mit dem wichtigsten Minister verwandt oder engstens befreundet seien. Leider stellte sich immer heraus, daß es der falsche Minister war oder die Verwandtschaftsbeziehung nicht eng genug. Nach dreiundzwanzig Tagen in Sand und Hitze, mit viel Soda, aber ohne Whisky, kam Abel nur zu dem einen Schluß: Wenn die Behauptungen seiner Ratgeber über die Ölreserven des Nahen Ostens stimmten, dann würde die Golfregion à la longue sehr viele Hotels brauchen. Und die BaronGruppe mußte sich entsprechend darauf vorbereiten, um nicht von der Konkurrenz überflügelt zu werden.
Es gelang Abel, mit Hilfe seiner »Prinzen« einige geeignete Terrains zu finden, aber es blieb ihm keine Zeit festzustellen, welcher von ihnen genügend Einfluß hatte, die maßgeblichen Behörden für seine Pläne zu gewinnen; Abel hatte nichts gegen Bestechung einzuwenden, wenn die Gelder in die richtigen Hände gelangten. In Amerika hatte Henry Osborne immer gewußt, welcher Beamte wieviel erwartete. Abel eröffnete in Bahrain ein kleines Büro und schärfte dem dortigen Leiter ein, daß die Baron-Gruppe an Baugründen interessiert sei, nicht aber an Prinzen oder Verwandten des Ministers.
Dann flog er nach Istanbul weiter, wo er sofort ein ideales Grundstück mit Blick auf den Bosporus fand. Es war kaum hundert Meter von der britischen Botschaft entfernt. Als er auf dem Terrain stand, dachte er an seinen letzten Aufenthalt in der Türkei zurück. Er ballte die Faust und hielt sein rechtes Handgelenk fest. Die Schreie der wütenden Menschenmenge klangen ihm noch im Ohr, und obwohl seither dreißig Jahre vergangen waren, hatten sie nichts von ihrem Schrecken verloren.
Erschöpft von den Reisen flog Abel nach New
Weitere Kostenlose Bücher