Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kain und Abel
Vom Netzwerk:
York. Während des endlos langen Fluges dachte er kaum an etwas anderes als an Florentyna und ob George sie gefunden hatte. Wie immer wartete George hinter dem Schalter der Zollkontrolle, um ihn zu begrüßen. Sein Ausdruck verriet nichts.
    »Was gibt es Neues?« fragte Abel und setzte sich in den Cadillac, während der Chauffeur das Gepäck verstaute.
    »Gutes und Schlechtes«, sagte George und drückte auf einen Knopf neben dem Seitenfenster. Eine Glasscheibe schob sich zwischen die Vorder- und die Hintersitze. »Florentyna hat sich bei ihrer Mutter gemeldet. Sie wohnt in einer kleinen Wohnung in San Franzisko.«
    »Verheiratet?«
»Ja.«
Einen Augenblick sprach keiner von ihnen.
»Und der junge Kane?«
»Er ist in einer Bank angestellt. Wie es scheint, hatte er
    Schwierigkeiten, einen Posten zu finden, weil es sich herumsprach, daß er die Harvard Business School nicht abgeschlossen hat und sein Vater sich weigert, eine Auskunft zu geben. Natürlich lehnten es viele aus Angst, mit der Bank des Vaters Schwierigkeiten zu bekommen, ab, ihn anzustellen. Schließlich bekam er einen Job als Kassierer bei der Bank of America - bei seinen Qualifikationen eine absurde Arbeit.«
    »Und Florentyna?«
»Sie arbeitet als stellvertretende Geschäftsführerin in einem Modenhaus namens ›Wayout Columbus‹ in der Nähe des Golden Gate Parks; sie versuchte bei verschiedenen Banken einen Kredit aufzunehmen.«
»Warum? Hat sie irgendwelche Schwierigkeiten?« fragte Abel besorgt.
»Nein, sie braucht das Kapital, um ein eigenes Geschäft zu eröffnen.«
»Wieviel braucht sie?«
»Nur vierunddreißigtausend Dollar für die Miete eines kleinen Hauses auf Nob Hill.«
Abel lehnte sich zurück und überdachte, was er gehört hatte. Seine kurzen Finger trommelten gegen das Wagenfenster. »Sieh zu, daß sie das Geld bekommt, George. Laß es so aussehen, als wäre es ein normaler Bankkredit, und vergewissere dich, daß mein Name nicht genannt wird. Das muß immer zwischen uns bleiben, George.« »Was immer du willst, Abel.«
»Und berichte mir alles, was sie tut, auch wenn es noch so unwichtig ist.«
»Und was ist mit ihm?«
»Er interessiert mich nicht«, sagte Abel. »Und was sind die schlechten Neuigkeiten?«
»Wieder Ärger mit Henry Osborne. Es scheint, daß er überall Schulden hat. Ich bin ziemlich sicher, daß du seine einzige Einkommensquelle bist. Überdies äußert er verschiedene Drohungen, er würde auffliegen lassen, daß du seinerzeit, beim Aufbau der Hotelkette, Bestechungen angewandt oder geduldet hättest. Er behauptet, er besitze alle Unterlagen seit dem Beginn eurer Bekanntschaft; damals habe er nach dem Brand des alten Richmond in Chikago bei der Versicherung für dich eine zusätzliche Zahlung erreicht. Heute sei dein Dossier zwanzig Zentimeter dick.«
»Henry werde ich mir morgen vornehmen«, sagte Abel. Der Rest der Fahrt verging mit Georges Berichten über andere geschäftliche Angelegenheiten; alles schien zufriedenstellend, nur in Lagos sei das Baron Hotel nach einem neuerlichen Umsturz beschlagnahmt worden. Es kümmerte Abel nicht.
    Am nächsten Morgen traf er Henry Osborne. Osborne schaute alt aus, das einst so glatte, hübsche Gesicht war jetzt von tiefen Furchen durchzogen. Die zwanzig Zentimeter dicke Akte erwähnte er nicht.
    »Ich brauche ein wenig Geld, um eine schwierige Situation zu überbrücken. Ich hatte Pech«, sagte Henry.
    »Schon wieder? In Ihrem Alter sollten Sie vernünftiger sein. Sie verlieren mit Pferden ebenso wie mit Frauen. Wieviel brauchen Sie diesmal?«
    »Zehntausend würden mir helfen.«
»Zehntausend?«
Abel spuckte die Worte beinahe aus. »Halten Sie mich für ein
    Goldbergwerk? Das letztemal waren es nur fünftausend.« »Die Inflation«, sagte Henry und lachte gequält.
»Das ist das letzte Mal, verstanden?« sagte Abel und zückte sein
    Scheckbuch. »Sollten Sie noch mal betteln kommen, Henry, sind Sie nicht mehr im Aufsichtsrat und verschwinden ohne einen Cent.« »Sie sind ein wahrer Freund, Abel. Ich schwöre, daß sich das nicht mehr wiederholt.«
     
    Henry nahm eine Zigarre aus Abels Zigarrenschachtel und zündete sie an. »Danke, Abel. Sie werden es sicher nicht bereuen.« Henry verließ das Büro, als George eintrat. George wartete, bis sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte.
     
    »Was war mit Henry?«
    »Ich hab zum letztenmal nachgegeben«, sagte Abel. »Weiß Gott, warum - es hat mich zehntausend gekostet.«
»Du meine Güte, ich komme mir vor wie der Bruder des

Weitere Kostenlose Bücher