Archer Jeffrey
und schrieben eifrig in Papiere, die wie Dokumente aussahen.
»Sprechen Sie Englisch?« fragte der erste Prüfer.
»Ja, Sir, ganz gut«, antwortete Wladek und wollte, er hätte auf der Reise mehr Englisch gesprochen.
»Wie heißen Sie?«
»Wladek Koskiewicz, Sir.«
Die Männer reichten ihm ein großes schwarzes Buch. »Wissen Sie,
was das ist?«
»Ja, Sir, die Bibel.«
»Glauben Sie an Gott?«
»Ja, Sir, ich glaube an Gott.«
»Legen Sie die Hand auf die Bibel und schwören Sie, daß Sie
unsere Fragen wahrheitsgetreu beantworten werden.«
Wladek nahm die Bibel in seine linke Hand, legte seine rechte darauf und sagte: »Ich gelobe, die Wahrheit zu sagen.«
»Welche Staatsbürgerschaft haben Sie?«
»Die polnische.«
»Wer zahlte für Ihre Überfahrt?«
»Ich habe sie von dem Geld bezahlt, das ich im polnischen Konsulat in Konstantinopel verdiente.«
Einer der Beamten studierte Wladeks Papiere, nickte und fragte: »Haben Sie einen Ort, wo Sie wohnen können?«
»Ja, Sir. Ich werde wohnen bei Mr. Peter Novak. Er ist Onkel von meinem Freund. Er lebt in New York.«
»Gut. Haben Sie Arbeit?«
»Ja, Sir. Ich werde arbeiten in der Bäckerei von Mr. Novak.«
»Waren Sie jemals im Gefängnis?«
Rußland kam Wladek in den Sinn. Das konnte nicht zählen. Die Türkei - das würde er nicht erwähnen.
»Nein, Sir, niemals.«
»Sind Sie ein Anarchist?«
»Nein, Sir. Ich hasse Kommunisten. Sie töten meine Schwester.«
»Sind Sie bereit, die Gesetze der Vereinigten Staaten von Amerika zu befolgen?«
»Ja, Sir.«
»Haben Sie Geld bei sich?«
»Ja, Sir.«
»Können wir es sehen?«
Ja, Sir.«
Wladek legte ein Banknotenbündel und ein paar Münzen auf den Tisch.
»Danke«, sagte der Prüfer. »Sie können das Geld wieder einstecken.«
Der zweite Prüfer schaute ihn an. »Wieviel ist 21 plus 24?«
»45«, sagte Wladek ohne Zögern.
»Wie viele Füße hat eine Kuh?«
Wladek traute seinen Ohren nicht. »Vier, Sir«, sagte er und überlegte, ob die Frage ein Trick sei.
»Und ein Pferd?«
»Vier, Sir«, sagte Wladek immer noch ungläubig.
»Was würden Sie über Bord werfen, wenn Sie in einem kleinen Boot, das zuviel Ballast hat, auf dem Meer wären, Brot oder Geld?«
»Das Geld, Sir«, sagte Wladek.
»In Ordnung«, sagte der Prüfer, nahm eine Karte mit der Aufschrift »Zugelassen« und übergab sie Wladek. »Zeigen Sie diese Karte, nachdem Sie Ihr Geld gewechselt haben, dem Einwanderungsbeamten. Sagen Sie ihm Ihren vollen Namen, und er wird Ihnen eine Registrierungskarte geben. Hierauf erhalten Sie eine Einreiseerlaubnis. Wenn Sie fünf Jahre lang keine kriminelle Handlung begehen und eine einfache Lese- und Schreibprüfung bestehen, dürfen Sie um die amerikanische Staatsbürgerschaft ansuchen. Viel Glück, Wladek.«
»Danke, Sir.«
Beim Geldwechselschalter wechselte Wladek das Geld, das er sich in der Türkei im Laufe von achtzehn Monaten erspart hatte, und die drei Fünfzig-Rubel-Noten. Er erhielt siebenundvierzig Dollar und zwanzig Cents für das türkische Geld, erfuhr jedoch, daß die Rubel wertlos seien. Er dachte an Doktor Dubien, der sie sich beharrlich in fünfzehn Jahren erspart hatte… Die letzte Station war der Einwanderungsbeamte, der an einem Pult an der Ausgangssperre direkt unter einem Bild von Präsident Harding saß. Wladek und George gingen zu ihm.
»Voller Name?« fragte der Beamte George.
»George Novak«, erwiderte Jerzy bestimmt. Der Beamte schrieb den Namen auf eine Karte.
»Und Ihre Adresse?«
»286, Broome Street, New York, New York.«
Der Beamte gab George seine Karte. »Das ist Ihr Einwanderungspaß, 215/1-George Novak. Willkommen in den Vereinigten Staaten, George. Auch ich bin Pole. Es wird Ihnen hier gefallen. Meinen Glückwunsch und alles Gute.«
George lächelte und schüttelte dem Beamten die Hand, trat zur Seite und wartete auf Wladek. Der Beamte starrte Wladek an, der in seinem langen Bärenfellmantel vor ihm stand. Wladek gab ihm die Karte mit der Aufschrift »Zugelassen«.
»Voller Name?« fragte der Beamte.
Wladek zögerte.
»Wie heißen Sie?« wiederholte der Beamte etwas lauter und ein wenig ungeduldig.
Verstand der Junge kein Englisch?
Wladek brachte die Worte nicht heraus. Wie er diesen Bauernnamen haßte.
»Zum letztenmal, wie heißen Sie?«
George und auch die anderen, die sich vor dem Einwanderungsbeamten angereiht hatten, schauten Wladek an. Wladek sprach immer noch nicht. Plötzlich packte ihn der Beamte am Arm, sah auf die Inschrift auf dem Silberreifen, schrieb etwas auf eine
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