Archer Jeffrey
und Angst wichen kalter Wut. »Wenn Sie mich nicht gestört hätten, hätte ich es nicht leugnen können«, schrie er. »Haben Sie vergessen, wie es ist, wenn man jemanden liebt – haben Sie es überhaupt jemals gewußt? Ich scheiß auf Ihr Bureau, und – ich gebrauche dieses Wort nicht oft – ich scheiß auf Sie. Ich habe täglich sechzehn Stunden gearbeitet und in der Nacht nicht geschlafen. Jemand versucht vielleicht, mich zu ermorden, und ich muß feststellen, daß Sie, der einzige Mann, dem ich vertraue, Ihren anonymen Zuhältern befahlen, mein Privatleben abzuhören. Ich ho ffe, Sie werden in der Hölle braten. Lieber würde ich der Mafia beitreten, denn die geben ihren Leuten sicherlich von Zeit zu Zeit frei.«
Mark war wütender als jemals zuvor im Leben. Er ließ sich auf den Stuhl zurückfallen und wartete auf die Folgen. Sein einziger Trumpf war, daß sie ihn nicht mehr interessierten. Auch der Direktor schwieg. Er trat ans Fenster und starrte hinaus. Dann drehte er sich langsam um; die mächtigen Schultern und der große Kopf wandten sich Mark zu. Jetzt kommt es, dachte er.
Der Direktor blieb etwa einen Meter vor ihm stehen und schaute ihm direkt in die Augen, wie er es vom ersten Moment ihrer Bekanntschaft an getan hatte.
»Verzeihen Sie mir«, sagte der Direktor. »Ich war gedankenlos, aber dieses Problem macht mich noch paranoid. Ich verließ soeben eine gesunde Präsidentin, voller Zuversicht für unser Land, um zu erfahren, daß die einzige Hoffnung, ihre Träume zu verwirklichen, mit der Tochter eines jener sieben Männer schläft, der in diesem Moment vielleicht ihre Ermordung plant. Viel weiter habe ich nicht gedacht.«
Ein großartiger Mann, dachte Mark.
»Beten wir, daß es nicht Dexter ist. Denn wenn er es ist, dann sind Sie vermutlich in der gleichen Gefahr.« Wieder hielt er inne. »Übrigens haben diese anonymen Zuhälter Sie Tag und Nacht überwacht; auch sie hatten einen Sechzehn-Stunden-Tag ohne Pause. Einige von ihnen haben Frau und Kinder. Jetzt wissen wir beide, was gespielt wird. Arbeiten wir weiter, Mark, und versuchen wir, noch drei Tage vernünftig zu bleiben. Vor allem vergessen Sie nicht, mir alles zu sagen.«
Mark hatte gewonnen. Nein, Mark hatte verloren.
»Es bleiben sieben Senatoren übrig.« Die Stimme klang müde. Der Direktor war am Rand seiner Kräfte. Mark ha tte ihn noch nie so gesehen, und er bezweifelte, daß viele FBI-Beamte ihn so kannten.
»Das Gespräch mit der Präsidentin erhärtet meinen Verdacht, daß das Waffengesetz das Verbindungsglied zwischen dem 10. März und dem Senator ist. Der Vorsitzende des Justizausschusses, der für den ersten Entwurf der Vorlage verantwortlich zeichnete, war anwesend. Senator Bayh. Er steht noch auf der Liste. Sie sollten nachprüfen, wie er und unsere anderen Verdächtigen sich zu der Vorlage geäußert haben, aber verlieren Sie Pearson und Nunn bei den Auswärtigen Angelegenheiten nicht aus den Augen.« Er hielt inne. »Nur drei Tage. Ich beabsichtige, meinen ursprünglichen Plan beizubehalten und den Dingen einstweilen ihren Lauf zu lassen. Ich kann das Programm der Präsidentin für den 10. immer noch im letzten Moment ändern. Haben Sie dem noch etwas hinzuzufügen, Mark?«
»Nein, Sir.«
»Was haben Sie vor?«
»Morgen werde ich die Abteilungsleiter für Personalfragen der beiden Ausschüsse sprechen, Sir. Vielleicht bekomme ich eine klare Vorstellung, wie ich an das Problem herangehen und wonach ich suchen soll.«
»Gut. Verfolgen Sie die Fährten mit aller Sorgfalt. Vielleicht habe ich etwas übersehen.«
»Ja, Sir.«
»Unsere Leute von der Spurensicherung arbeiten Tag und Nacht an diesen Geldscheinen. Im Augenblick suchen sie nach Abdrücken von Mrs. Casefikis. Damit würden wir wissen, auf welcher Banknote die Abdrücke unseres Ma nnes sind. Bis jetzt haben sie über tausend Abdrücke gefunden, aber keiner ist von Mrs. Casefikis. Sobald ich etwas höre, lasse ich es Sie wissen. Und jetzt Schluß für heute. Wir sind beide am Ende. Sie müssen morgen nicht um sieben Uhr kommen« – der Direktor sah auf die Uhr – ich meine heute. Sagen wir Mittwoch, um sieben Uhr morgens. Leisten Sie gute Arbeit, denn dann haben wir nur mehr einen Tag vor uns.«
Mark wußte, daß er entlassen war, aber er hatte noch etwas auf dem Herzen. Der Direktor spürte es sofort.
»Sagen Sie es nicht, Mark. Gehen Sie nach Hause und ruhen Sie sich aus. Ich bin ein müder, alter Mann, aber ich will jeden einzelnen dieser Verbrecher Donnerstag
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