Archer Jeffrey
umfassenden Wa ffengesetzes werden. Der Senat nahm das Gesetz an. Nach dem Mord an Senator Robert Kennedy stimmte auch das Repräsentantenhaus zu. Die Antwort auf die Gewalttäti gkeiten von 1968 war die Verordnung über die Kontrolle von Handfeuerwaffen. Aber diese Verordnung, meine Herren, hat eine riesige Lücke; sie regelt nicht die heimische Produktion dieser Waffen, weil damals achtzig Prozent der vorhandenen Handfeuerwaffen im Ausland hergestellt wurden. 1972, nachdem George Wallace mit einer Saturday-Night-Special-Pistole angeschossen worden war, raffte sich der Staat endlich auf, diese Lücke zu schließen. Aber die Vorlage wurde in einem der Ausschüsse abgewürgt.
Daß Präsident Reagan 1981 in den Straßen von Washington von einem Mann mit einer Handfeuerwaffe schwer verwundet wurde, daß in Amerika jede zweite Minute jemand durch Handfeuerwaffen verwundet oder getötet wird, nehmen wir nicht zur Kenntnis. Daher sind wir heute, gut zwanzig Jahre später, immer noch ohne wirksames Waffengesetz. Worauf warten wir? Daß jemand die Präsidentin ermordet?« Er hielt inne, um die Wirkung seiner Worte abzuwarten. »Das amerikanische Volk steht hinter dem Waffengesetz. Jede Befragung bestätigt es, und so ist es bereits seit zehn Jahren. Warum erlauben wir also der National-Rifle-Association , uns zu manipulieren? Warum lassen wir uns vormachen, daß die Argumente dieser Leute zwingend seien, wenn sie es in Wahrheit nicht sind? Was ist los mit unserer Fähigkeit, Alternativen abzuwägen? Wo bleibt unser Abscheu vor der Gewalttätigkeit unserer Gesellschaft?«
Mark und viele andere Zuhörer waren über die leidenschaftliche Rede erstaunt. Aus den Zeitungen hatte Mark den Eindruck gewonnen, daß Brooks die Präsidentin nicht unterstützen werde, obwohl er ungeachtet der persönlichen Animosität bei einer Reihe von verfassungsrechtlichen Problemen und im Kampf gegen zwei von Kane ernannten Mitglieder des Obersten Gerichtshofes, Haynsworth und Carswell, eine Schlüsselfigur gewesen war. Tunney lächelte.
Senator Harrison von South Carolina, ein gebildeter, ruhiger Mann, bat um das Wort.
»Tritt der ehrenwerte Senator von Massachusetts das Wort ab?«
Brooks nickte, zu dem Vorsitzenden gewandt.
Harrison wandte sich mit leiser fester Stimme an seine Kollegen: »Dieses Gesetz ignoriert den Grundsatz der Selbstverteidigung. Es geht davon aus, daß man einen Revolver, ein Gewehr oder eine Flinte nur zu Zwecken des Sports besitzt. Ich möchte meine verehrten Kollegen aus den Staaten mit vorwiegend städtischer Bevölkerung jedoch auffordern, sich einen Moment lang – nur einen Augenblick – die Lage einer Familie auf einer Farm in Iowa oder in einem Haus in Alaska vorzustellen, die eine Waffe braucht, um sich zu schützen. Nicht als Sportgerät, sondern zur Selbstverteidigung. Nach meiner Ansicht haben die Leute ein Recht darauf. Denn womit wir es in diesem Land, in städtischen wie in ländlichen Gebieten zu tun haben, ist die ständig zunehmende Gesetzlosigkeit. Und das ist auch die Wurzel des Problems; nicht die Zahl der Waffen im Umlauf, sondern die Gesetzlosigkeit. Sicher bedeutet Gesetzlosigkeit eine Zunahme von Verbrechen, die mit einer Waffe begangen werden, das ist richtig. Aber nicht die Waffen, sondern die Menschen begehen die Verbrechen. Wenn wir die Kriminalität bekämpfen wollen, müssen wir ihre Wurzeln ausrotten, anstatt jenen die Gewehre wegzunehmen, die sie legal gebrauchen. So viele Autoaufkleber in diesem Land verkünden: ›Wenn Waffen ungesetzlich werden, werden nur die Gesetzlosen Waffen haben!‹«
Senator Thornton von Texas, ein hagerer Mann mit fettigem schwarzen Haar, an den Mark sich aus Mr. Smiths Restaurant erinnerte, hatte eben erst begonnen, sein Ei nverständnis mit den Ansichten der Senatoren Dexter und Duncan auszudrücken, als an der Uhr im Hintergrund des Sitzungssaales sechs Lämpchen aufleuchteten. Ein Summer ertönte sechsmal, um das Ende der Morgensitzung anzuzeigen. Die »Morgenstunde« im Senatssaal – von zwölf bis 14 Uhr – war für die Einreichung von Petitionen, Denkschriften und Ausschußberichten sowie für die Unterbreitung von Vorlagen und Resolutionen reserviert.
Senator Kemp schaute auf die Uhr. »Entschuldigen Sie, Senator Thornton, aber es ist Mittag, und jetzt, nach Beendigung der Morgengeschäfte, müssen einige von uns dem Ausschuß beiwohnen, der die Vorlage gegen die Luftverschmutzung diskutiert. Warum treffen wir uns nicht wieder um 14 Uhr dreißig? Wer
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