Archer Jeffrey
immer den Ausschuß verlassen kann, sollte hierherkommen, um das Gesetz weiter zu besprechen. Wir müssen so rasch wie möglich weiterkommen, denn wir hoffen immer noch, in der laufenden Legislaturperiode über das Gesetz abzustimmen.« In einer Minute war der Senatssaal leer. Die Schauspieler hatten ihre Verse gesprochen, und nur jene, die die Bühne für die Nachmittagsvorstellung vorbereiten mußten, blieben zurück. Mark fragte einen der Aufseher nach He nry Leykam, den Abteilungsleiter für Personalfragen, den er sprechen wollte. Der Wächter in der blauen Uniform der Sicherheitsbeamten des Senats wies auf einen fetten Mann mit einem dünnen Schnurrbart, der mit vergnügtem Gesicht auf der anderen Seite der Galerie saß, Notizen machte und Papiere durchblätterte. Mark schlenderte zu ihm hinüber, ohne zu bemerken, daß ein Augenpaar hinter einer dunklen Brille jede seiner Bewegungen verfolgte.
»Mein Name ist Mark Andrews, Sir.«
»Ach ja, der Student. Ich bin gleich frei für Sie, Mr. Andrews.«
Mark setzte sich und wartete. Der Mann mit der Sonnenbrille verließ den Saal durch eine Seitentüre.
»Gut, Mr. Andrews. Wie wäre es mit einem Lunch?«
»Großartig«, erwiderte Mark. Sie begaben sich ins Erdgeschoß, in den Speisesaal der Senatoren, und nahmen an einem Tisch an der Wand Platz. Mark plauderte überze ugend über die harte Arbeit, die ein Abteilungschef leisten mußte, während die anderen das Lob und die Publizität ernteten. Henry Leykam stimmte begeistert zu. Sie wählten beide das Tagesmenü, ebenso wie der Mann, der drei Tische entfernt saß und sie fortwährend beobachtete. Mark erzählte dem Direktor, daß er eine Dissertation über das Waffengesetz schreiben wolle und gern vertrauliche Informationen hätte, die das Publikum nicht aus den Zeitungen erfuhr. »Deshalb, Mr. Leykam«, schloß Mark, »hat man mir geraten, mich an Sie zu wenden.«
Der dicke Mann strahlte. Wie Mark gehofft hatte, fühlte er sich überaus geschmeichelt und legte sofort los. »Es gibt nichts, was ich Ihnen über diese Vorlage und die daran beteiligten Politiker nicht erzählen könnte.«
Mark lächelte und erinnerte sich an eine Aussage von Anthony Ulasewicz, einem ehemaligen Detektiv der New Yorker Stadtpolizei, der als Zeuge in der WatergateUntersuchung aufgetreten war. Mark hatte die Aussagen in einem Seminar in Yale studiert. Eine bestimmte Bemerkung fiel ihm ein: »Warum sich die Mühe nehmen, Abhörgeräte zu installieren? Politiker und Beamte erzählen einem alles, was man wissen will, am Telefon, oder sie schicken es einem per Post, wer immer man ist.« Der Vorsitzende, Senator Sam Ervin von North Carolina, hatte ihn verwarnt, weil er sich über die Untersuchungskommission lustig gemacht und die Sache ins Lächerliche gezogen hatte. »Ich mache mich nicht lustig – es ist die reine Wahrheit«, hatte Ulasewicz geantwortet.
Mark erkundigte sich, welche der elf Senatoren im Ausschuß für das Gesetz seien. Bei der Diskussion heute morgen waren nur vier anwesend gewesen. Mark war ziemlich sicher, aus seinen Erhebungen die Meinung der meisten Senatoren zu kennen, aber er wollte eine Bestätigung.
»Von den Demokraten werden Brooks, Burdick, Stevenson und Glenn für das Gesetz stimmen. Abourzek, Byrd und Moynihan behalten ihre Meinung für sich, werden aber letztlich die Regierung unterstützen. Im Ausschuß sprachen sie sich für die Vorlage aus. Thornton ist der einzige Demokrat, der wahrscheinlich dagegen stimmen wird. Sie, Andrews, haben gehört, daß er Dexters Standpunkt unterstützte. Für Thornton, junger Mann, ist es keine Prinzipienfrage. Er möchte das Gesetz, aber er möchte es nur teilweise. Texas hat eine rigorose Waffenkontrolle, er kann also behaupten, daß die Bundesstaaten sehr wohl imstande seien, die nötigen Maßnahmen zu ergreifen. Texas hat aber auch eine beachtliche Waffenindustrie – Smith and Wesson, GKN Powder, Harrington and Richardson – die von einem Waffengesetz stark betroffen würden; Sie wissen ja, das Gespenst der Arbeitslosigkeit geht um. Solange diese Industrien ihre Waffen außerhalb von Texas verkaufen können, ist alles okay. Thornton redet daher seinen Wählern ein, daß sie gleichzeitig Waffen kontrollieren und erzeugen können. Dieser Mann spielt seltsame Spiele. Was die Republikaner betrifft, so wird Mathias von Maryland dafür stimmen. Er ist sehr liberal – werde nie verstehen, warum er bei den Republikanern bleibt. McCollister aus Nebraska ist dagegen, ebenso wie
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