Archer Jeffrey
jetzt gern essen. Danke.« Er zündete sich eine Zigarette an.
16
Mittwoch, 9. März 14 Uhr 15
Mark beendete seinen Lunch. Auch zwei andere Männer hatten ihres Sandwiches vertilgt und standen auf. Mark kehrte in den Senat zurück. Er wollte Henry Leykam erwischen, bevor die Debatte begann. Vielleicht war Leykam noch etwas eingefallen, das helfen konnte. Auch wollte Mark sich Protokolle der Verhandlungen über das Waffengesetz im Justizausschuß verschaffen, um die von Brooks, Byrd, Dexter, Harrison und Thornton gestellten Fragen zu studieren. Vielleicht ließ sich da noch ein fehlendes Stückchen zu dem großen Puzzle finden. Irgendwie zweifelte Mark daran. Er gelangte immer mehr zu der Überzeugung, daß Politiker sich nicht in die Karten scha uen ließen. Mark kam knapp vor Beginn der Sitzung hinauf und bat einen Laufburschen, Leykam ins Vorzimmer zu lotsen.
Ein paar Sekunden später stürzte Leykam heraus. Offensichtlich konnte er zehn Minuten vor Sitzungsbeginn keine Störung brauchen. Also war keine Gelegenheit für eine Unterhaltung, selbst wenn ihm noch etwas eingefallen wäre. Mark konnte gerade noch feststellen, wo er die Protokollabschriften der Verhandlungen und Debatten bekommen könnte.
»Das Ausschußbüro am Ende der Halle wird sie Ihnen geben.«
Mark stieg zur Galerie hinauf, wo sein neuer Freund, der Saalwärter, ihm einen Sitz reserviert hatte. Der Saal war bereits brechend voll. Eben kamen die Senatoren und nahmen ihre Plätze ein. Mark beschloß, die Abschriften später zu holen.
Bill Bradley, der Vizepräsident der Vereinigten Staaten, bat um Ruhe. Senator Dexter blickte sich langsam und würdevoll im Saal um, ob er der ungeteilten Aufmerksamkeit aller Anwesenden sicher sein konnte. Als sein Blick auf Mark fiel, schaute er ein wenig überrascht drein; darauf begann er seine letzte Rede gegen das Waffengesetz.
Mark war verlegen und wünschte, er säße weiter hinten, wo er Dexters durchdringenden Blicken entzogen wäre. Die Debatte schleppte sich dahin. Brooks, Byrd, Dexter, Harrison, Thornton. Sie alle wollten vor der Abstimmung morgen noch ein Schlußwort sagen. Vor dem Mord.
Mark hörte zu und erfuhr nichts Neues. Wieder eine Sackgasse. Es blieb nichts mehr zu tun, als die Abschriften zu holen. Er würde sie in der Nacht durchlesen, aber kaum etwas Wesentliches erfahren, da er die fünf Senatoren bereits zweimal sprechen gehört hatte. Hatte er noch andere Anhaltspunkte? Nein, alles andere lag in den Händen des Direktors. Er ging durch die Halle zum Fahrstuhl, verließ das Kapitol durch den Ausgang im Erdgeschoß und eilte über den Rasen zum Dirksen Building.
»Ich möchte gern die Protokollabschriften der Verhandlungen über das Waffengesetz, bitte.«
»Alle?«
»Ja«, erwiderte Mark.
»Aber wir hatten sechs Sitzungen zu diesem Thema, die alle einen Tag lang dauerten.«
Du lieber Himmel, dachte er, da wird mehr als die ganze Nacht draufgehen; andererseits mußte er sich nur auf die Fragen und Aussagen der fünf Senatoren konzentrieren.
»Unterschreiben Sie die Rechnung, oder zahlen Sie?«
»Ich wollte, ich könnte unterschreiben«, scherzte er.
»Sind Sie vielleicht Beamter in irgendeiner Behörde?
Ja, dachte Mark, aber ich darf es nicht zugeben.
»Nein«, sagte er und zog die Brieftasche hervor.
»Würden Sie die Abschriften über Vermittlung eines der Senatoren Ihres Staates verlangen, bekämen Sie sie vermutlich umsonst. So kostet es zehn Dollar, Sir.«
»Ich bin in Eile«, erklärte Mark, »ich werde zahlen müssen.«
Er gab ihr das Geld. Im Korridor, der den Verhandlungssaal mit dem Büro des Ausschusses verband, erschien Senator Stevenson.
»Guten Tag, Senator«, sagte die Sekretärin und wandte sich von Mark ab.
»Hallo, Debbie. Haben sie zufällig eine Abschrift der Vorlage über Luftverschmutzung in der früheren Fassung des Unterausschusses?«
»Natürlich, Senator, einen Moment, bitte.« Sie verschwand in ein Hinterzimmer. »Es ist die einzige Abschrift, die wir im Augenblick besitzen. Kann ich Sie Ihnen anvertrauen, Senator?« Sie lachte. »Oder soll ich Sie sicherheitshalber unterschreiben lassen?«
Selbst Senatoren unterschreiben, überlegte Mark. Senatoren unterschreiben für alles. Henry Leykam unterschreibt für alles; kein Wunder, daß wir so viel Steuern zahlen. Für das Essen müssen sie wahrscheinlich später zahlen. Essen. Mein Gott, warum ist mir das nicht schon früher eingefallen? Mark stürmte davon.
»Sir, Sie haben Ihre Abschriften vergessen!« Mark
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