Archer Jeffrey
Blick. Wenn ich meine Arbeit schreibe, sollen die Leute den Eindruck haben, daß ich weiß, wovon ich rede, und daß ich es selbst gesehen habe.«
Er schaute die Dame flehend an.
»Okay«, sagte sie widerwillig, »aber beeilen Sie sich bitte.«
»Ach, nehmen Sie irgendeinen Tag. Sagen wir den 24. Februar.«
Sie blätterte bis zum 24. Februar zurück. »Ein Donnerstag«, sagte sie. Stevenson, Nunn, Moynihan, Heinz. Ein Name nach dem anderen. Dole, Hattfield, Byrd. Also hatte auch Byrd im Senat zu Mittag gegessen. Er las weiter. Templeman, Brooks auch Brooks. Weitere Namen. Barnes und Thornton. Also war sein Pressestatement heute morgen echt gewesen. Kein Harrison, kein Dexter. Die Kellnerin schloß das Buch.
»Nichts Besonderes, nicht wahr?«
»Nein«, antwortete Mark, dankte ihr und verschwand.
Auf der Straße rief er ein Taxi. Drei Männer, die ihm folgten, taten das gleiche, zwei andere gingen zu ihren Autos.
Wenig später kam Mark vor dem Hauptquartier an, bezahlte den Chauffeur, zeigte am Eingang seinen Ausweis und fuhr in die siebente Etage. Mrs. McGregor lächelte. Der Direktor muß allein sein, dachte Mark. Er klopfte und trat ein.
»Nun, Mark.«
»Byrd. Brooks und Thornton haben nichts damit zu tun, Sir.«
»Bei den beiden ersten bin ich nicht überrascht«, sagte der Direktor. »Es hätte keinen Sinn ergeben. Aber auf Thornton hätte ich eine kleine Wette riskiert. Wie haben Sie ihn von der Liste gestrichen?«
Mark erzählte von seinem Einfall, sich im Speisesaal des Senats zu erkundigen, und fragte sich, was er sonst noch übersehen haben könnte. »Das hätte Ihnen schon vor drei Tagen einfallen können, nicht?«
»Ja, Sir.«
»Mir eigentlich auch«, fügte der Direktor hinzu. »Es bleiben also Harrison und Dexter übrig. Es wird Sie interessieren, daß die beiden sowie andere Senatoren morgen in Washington bleiben, um der Zeremonie im Kapitol beizuwohnen. Es ist erstaunlich«, überlegte er. »Selbst Leute dieses Niveaus wollen bei der Ausführung ihrer Verbrechen zuschauen. Wiederholen wir nochmals, Andrews. Die Präsidentin verläßt um zehn Uhr den Südeingang des Weißen Hauses, außer ich ändere das Programm. Es bleiben uns also noch siebzehn Stunden und eine letzte Hoffnung. Die Jungens von der Spurensicherung fanden nä mlich den Geldschein mit Mrs. Casefikis’ Abdrücken – es war der zweiundzwanzigste. Vielleicht haben wir Glück; die restlichen sechs hätten wir nicht rechtzeitig durchprüfen können. Es sind verschiedene Abdrücke auf dem Schein, und man wird die ganze Nacht daran arbeiten. Ich selbst werde gegen Mitternacht zu Hause sein. Wenn Sie etwas erfahren, rufen Sie mich an. Ich möchte Sie morgen um acht Uhr fünfzehn hier im Büro sehen. Im Augenblick können Sie nicht viel tun. Machen Sie sich nicht zu viele Sorgen; zwanzig Agenten bearbeiten den Fall, obwohl keiner von ihnen alle Details kennt. Und ich werde die Präsidentin bestimmt nicht in die Gefahrenzone lassen – außer wir haben unsere Verbrecher hinter Gittern.«
»Ich melde mich morgen um acht Uhr fünfzehn, Sir«, sagte Mark.
»Noch etwas, Mark. Ich rate Ihnen dringend, Dr. Dexter nicht zu treffen. Ich möchte nicht die ganze Operation wegen Ihres Liebeslebens auffliegen lassen. Und das ist nicht als Beleidigung gemeint.«
»Nein, Sir.«
Mark ging und kam sich ziemlich überflüssig vor. Jetzt waren zwanzig Agenten mit dem Fall betraut. Wie lange arbeiten sie schon daran, ohne daß der Direktor es ihm gesagt hatte? Zwanzig Männer, die herauszufinden suc hten, ob es Dexter war oder Harrison, ohne zu wissen, warum. Immer noch wußten nur er und der Direktor die ganze Wahrheit, und Mark fürchtete, daß der Direktor mehr wußte als er. Vielleicht wäre es klüger, Elizabeth bis zum nächsten Abend aus dem Weg zu gehen; aber es war ihm klar, daß er dazu nicht mehr imstande war. Er fuhr mit dem Auto zum Dirksen Building, um die vergessenen Protokollabschriften zu holen, und überdachte die möglichen Folgen eines Telefongesprächs mit Elizabeth. Im Dirksen Building zogen ihn die Telefonzellen magisch an. Er mußte sie anrufen, mußte wissen, wie es ihr nach dem Unfall ging. Er wählte die Nummer des Woodrow WilsonHospitals.
»Sie ist vor einiger Zeit nach Hause gegangen.«
»Danke«, sagte Mark. Sein Herz klopfte, als er die Nummer in Georgetown wählte.
»Elizabeth?«
»Ja, Mark.«
Ihre Stimme klang – nun, kalt? Ängstlich? Müde? Hundert Fragen schossen ihm durch den Kopf.
»Kann ich jetzt sofort zu dir
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