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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Attentat
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wenig.
»Vorausgesetzt, ich habe Sie nicht mißverstanden, Direktor.«
Wieder lächelte der Direktor. W.W. mißverstand nie etwas und überhörte nie etwas und war so förmlich, daß er den Direktor nicht einmal privat mit Halt ansprach. W.W. fuhr fort, während seine Augenbrauen sich auf- und abbewegten wie der Dow-Jones-Index in einem Wahljahr.
»Ich sollte davon ausgehen, daß die Präsidentin um Punkt X Uhr das Weiße Haus verlassen und zum Kapitol fahren werde. Das dauert sechs Minuten. Ich nehme an, sie benützt ein kugelsicheres Auto und wird vom Secret Service begleitet. Ist es unter diesen Umständen möglich, sie zu ermorden? Die Antwort lautet: Es ist möglich, aber sehr schwierig. Wenn wir die Hypothese weiter verfolgen, ergeben sich drei Möglichkeiten für ein Attentat: a) Sprengstoff, b) eine Handfeuerwaffe aus geringer Entfernung, c) ein Gewehr.«
W.W. sprach immer wie ein Lehrbuch. »Eine Bombe kann überall auf der Route geworfen werden, aber Professionelle verwenden nie eine Bombe, weil sie für Resultate und nicht für Versuche bezahlt werden. Wenn man Bomben als Methode zur Beseitigung von Präsidenten untersucht, stellt man fest, daß es noch nie ein erfolgreiches Bombenattentat gegeben hat, obwohl vier Präsidenten im Amt ermordet wurden. Bomben töten immer unschuldige Menschen und sehr oft auch den Attentäter selbst. Da Sie angedeutet haben, daß es sich um Professionelle handelt, müssen sich die Leute meiner Meinung nach auf eine Handfeuerwaffe oder auf ein Gewehr verlassen. Eine Handfeuerwaffe ist ungeeignet, wenn man während der Fahrt einen Anschlag verüben will. Es ist unwahrscheinlich, daß sich ein Profi dem Präsidenten nähert und ihn aus geringer Entfernung erschießt, weil er damit sein eigenes Leben riskiert. Es würde einer Elefantenbüchse oder eines Panzerabwehrrohrs bedürfen, um die Limousine der Präsidentin zu durchlöchern, und so etwas kann man in Washington nicht ohne Erlaubnis mit sich herumtragen.«
Bei W.W. war der Direktor nie ganz sicher, ob er einen Scherz machte oder von Fakten sprach. Die Augenbrauen bewegten sich immer noch auf und nieder, ein sicheres Zeichen, daß er nicht von törichten Fragen unterbrochen werden wollte.
»Wenn die Präsidentin die Stufen des Kapitols erreicht, ist die Menschenmenge zu weit von ihr entfernt, als daß man a) mit einer Handfeuerwaffe genau zielen könnte und b) der Attentäter eine Chance zur Flucht hätte. Wir müssen daher die für die Ermordung eines Staatsoberhauptes bewährteste und erfolgreichste Methode annehmen – das Gewehr mit Zielfernrohr. Daraus ergibt sich, daß sich dem Mörder die einzige Chance beim Kapitol bietet. Ins Weiße Haus kann er nicht hineinsehen, und außerdem ist das Fensterglas zehn Zentimeter dick. Er muß also warten, bis die Präsidentin vor der Treppe des Kapitols ihre Limousine verläßt. Heute morgen stellten wir fest, wie lange es dauert, die Treppe hinaufzugehen: etwa fünfzig Sekunden. Es gibt nicht viele günstige Stellen, von denen aus ein Mordversuch unternommen werden kann; wir haben die Umgebung sorgfältig studiert, und Sie werden diese Punkte in meinem Bericht angeführt finden. Auch müssen die Verschwörer überzeugt sein, daß wir nichts von ihrem Komplott ahnen, sie sind sich bestimmt im klaren, daß wir jeden Punkt, von dem aus es eine Schußmöglichkeit gibt, sichern können. Wir halten einen Mord im Herzen von Washington für unwahrscheinlich, aber doch für möglich, wenn er von einem waghalsigen Profi ausgeführt wird.«
»Danke, W.W. Ich bin überzeugt, daß Sie recht haben.«
»Gern geschehen, Sir. Ich hoffe, es ist nur eine hypothetische Frage.«
»Ja, W.W.«
W.W. lachte wie ein Schuljunge, der die Fragen des Lehrers beantworten kann. »Das Gehirn« verließ das Büro und wandte sich anderen Fragen zu. Der Direktor ließ seinen zweiten stellvertretenden Direktor rufen.
Matthew Rogers klopfte, trat ein und wartete, bis Tyson ihm einen Stuhl anbot. Er schätzte Autorität. Wie W.W. würde er nie Direktor werden, aber kein Direktor würde ihn missen wollen.
»Nun, Matt?« fragte der Direktor und wies auf den Lederfauteuil.
»Ich las gestern abend Andrews letzten Bericht, und ich glaube, daß es an der Zeit ist, das Secret Service zu informieren.«
»Das werde ich in einer Stunde tun«, sagte der Direktor. »Keine Angst. Haben Sie entschieden, wie Sie Ihre Mä nner verteilen wollen?«
»Es hängt davon ab, wo das Risiko am größten ist, Sir.«
»Nehmen wir an, der Punkt

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