Archer Jeffrey
Mark betete, daß es keiner seiner Verfolger sein würde. Er mußte es riskieren. Die Türen öffneten sich, und Mark stieg sofort aus. Keine Agenten weit und breit, niemand vor dem Medicare-Plakat. Er lief auf die Drehtür am Ende des Korridors zu. Der diensthabende Wächter schaute ihn mißtrauisch an und griff nach der Pistole. Durch die Drehtür und hinaus ins Freie. Rasch laufen. Er blickte um sich. Niemand folgte ihm. Er hatte es geschafft.
Pennsylvania Avenue. Reifen quietschten und Fahrer fluchten wütend, als Mark zwischen den Autos durchlief. Er erreichte den Parkplatz, sprang in sein Auto und suchte nach Kleingeld. Warum werden Hosen erzeugt, deren Taschen man nicht im Sitzen erreichen kann? Rasch bezahlte er die Parkgebühr und fuhr in Richtung Georgetown – in Richtung Elizabeth. Ein Blick in den Rückspiegel. Kein Ford Sedan zu sehen. Gelungen. Er war allein. Er lächelte. Diesmal hatte er den Direktor überlistet. Ecke Pennsylvania Avenue und Vierzehnte Straße fuhr er gerade noch über die Kreuzung, bevor die Ampel auf Rot schaltete. Er entspannte sich.
Ein schwarzer Buick fuhr bei Rot durch. Zu seinem Glück war kein Polizist in der Nähe.
Als Mark in Georgetown ankam, kehrte auch seine Nervosität wieder, eine neue Nervosität, die mit Elizabeth und ihrer Welt zu tun hatte, nicht mit dem Direktor und dessen Welt. Als er an ihrer Tür klingelte, konnte er seinen Herzschlag hören. Elizabeth öffnete ihm. Sie sah erschöpft aus und sagte kein Wort. Er folgte ihr ins Wohnzimmer.
»Hast du dich von deinem Unfall erholt?«
»Ja, danke. Woher weißt du, daß ich einen Unfall hatte?«
Mark überlegte rasch. »Ich habe im Hospital angerufen. Dort sagte man es mir.«
»Du lügst, Mark. Ich habe es niemandem im Krankenhaus erzählt, und nach einem Anruf meines Vaters bin ich früher fortgegangen.«
Mark konnte ihr nicht in die Augen schauen. Er setzte sich und starrte auf den Teppich. »Ich … will dich nicht belügen, Elizabeth. Bitte nicht.«
»Warum verfolgst du meinen Vater?« wollte sie wissen. »Du bist ihm bekannt vorgekommen, als ihr euch im Mayflower gesehen habt. Du warst in seinen Ausschußsitzungen und hast die Debatten im Senat mitangehört.«
Mark antwortete nicht.
»Okay, sag nichts. Ich bin nicht völlig blind, und ich kann meine eigenen Schlüsse ziehen. Ich bin Teil eines FBI-Auftrages. Mein Gott, du hast aber viele Überstunden gemacht, nicht wahr, Agent Andrews? Für einen Mann, der ausgewählt wurde, die Tochter eines Senators weichzukriegen, bist du eine ziemliche Niete. Wie viele Töchter hast du diese Woche schon verführt? Waren ein paar gut im Bett? Warum versuchst du es nicht einmal mit Ehefrauen? Mit deinem jungenhaften Charme wirst du bei ihnen vielleicht mehr Erfolg haben. Obwohl ich zugeben muß, daß ich auf dich reingefallen bin, du gemeiner Lü gner.« Obwohl sie sich bemühte, ihre eisige Selbstbeherrschung nicht zu verlieren, biß sich Elizabeth auf die Lippen. Ihre Stimme brach. Mark wagte nicht, sie anzublikken. Er hörte den Schmerz und die Tränen in ihrer Sti mme. Einen Moment später überdeckte wieder schneidende Kälte ihre Emotionen.
»Bitte verschwinde, Mark. Sofort. Ich hoffe, daß du mir nie mehr unter die Augen kommst. Vielleicht kann ich ein wenig von meiner Selbstachtung wiederfinden. Bitte geh; kriech zurück in den Sumpf.«
»Es ist einfach nicht wahr, Elizabeth.«
»Ich weiß, mein armer, mißverstandener Agent, du liebst mich um meiner selbst willen. Es gibt keine andere Frau in deinem Leben«, sagte sie bitter. »Zumindest nicht bis zu deinem nächsten Fall. Nun, dieser Fall ist beendet. Such dir eine andere Tochter, um sie mit deinen erlogenen Liebesbeteuerungen zu verführen.«
Er konnte ihren Ausbruch begreifen. Wortlos ging er.
Halb betäubt fuhr er nach Hause. Die Insassen des Wagens, der ihm folgte, waren hellwach. Als er ankam, übergab er Simon die Wagenschlüssel und fuhr mit dem Lift zu seiner Wohnung hinauf. Der schwarze Buick parkte hundert Schritte vom Haustor entfernt. Die beiden Männer konnten das Licht in Marks Wohnung sehen. Mark wählte die ersten sechs Ziffern von Elizabeths Telefonnummer, dann legte er wieder auf und drehte das Licht aus.
Einer der Männer im Buick zündete eine Zigarette an, sog den Rauch tief ein und schaute auf die Uhr.
Nach Monaten des Feilschens, Einschüchterns, Schöntuns und Drohens sollte der Gesetzesentwurf zur Kontrolle der Handfeuerwaffen endlich dem Repräsentantenhaus zur endgültigen
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