Archer Jeffrey
weiterer Pressevertreter.
Harry sah zu Fletcher hinüber und merkte, dass ihn diese Frage ärgerte. »Immer mit der Ruhe«, flüsterte er. »Er macht nur seine Arbeit. Halte dich an die Antwort, auf die wir uns geeinigt haben.«
»Falls ich das Glück habe, gewählt zu werden«, erklärte Fletcher, »wäre es dumm von mir, mich des reichen Erfahrungsschatzes von Senator Gates nicht zu bedienen. Ich werde erst dann aufhören, ihn zu Rate zu ziehen, wenn ich denke, dass er mir nichts mehr beibringen kann.«
»Was halten Sie von dem Zusatz, den Kendrick zum Finanzgesetz einbringen will und der derzeit im Senat diskutiert wird?« Die Frage kam vom linken Feld und gehörte eindeutig nicht zu den siebzehn Fragen, auf die sie sich vorbereitet hatten.
»Ist das nicht ein wenig heftig, Robin?«, meinte der Senator.
»Schließlich ist Fletcher …«
»Insofern er die älteren Mitbürger betrifft, ist der Gesetzeszusatz meiner Meinung nach diskriminierend für alle, die bereits in Rente sind und ein fixes Einkommen beziehen. Die meisten von uns werden irgendwann in Rente gehen und das Einzige, an das ich mich von Konfuzius erinnere, ist der Satz, dass eine zivilisierte Gesellschaft die jungen Leute erzieht und sich um die alten Leute kümmert. Falls ich gewählt werde und Senator Kendricks Gesetzeszusatz vor den Senat kommt, werde ich mich dagegen aussprechen. Schlechte Gesetze können binnen einer Legislative verabschiedet werden, aber es dauert Jahre, um sie wieder außer Kraft zu setzen, und ich werde nur einem Gesetz zustimmen, das meiner Meinung nach realistisch umgesetzt werden kann.«
Harry lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. »Nächste Frage«, rief er.
»In Ihrem Lebenslauf, der offen gesagt ziemlich beeindruckend ist, Mr Davenport, behaupten Sie, dass Sie bei Alexander Dupont & Bell gekündigt haben, um diesen Wahlkampf zu führen.«
»Das stimmt«, erwiderte Fletcher.
»Hat nicht ein Kollege von Ihnen, ein Mr Logan Fitzgerald, ungefähr zur selben Zeit gekündigt?«
»Ja, das hat er.«
»Gibt es zwischen seiner und Ihrer Kündigung eine Verbindung?«
»Überhaupt keine«, erklärte Fletcher mit fester Stimme.
»Worauf wollen Sie hinaus?«, hakte Harry nach.
»Es ist ein Anruf in unserem Büro in New York eingegangen und man bat mich, dem nachzugehen«, erwiderte der Journalist.
»Zweifellos ein anonymer Anruf«, mutmaßte Harry.
»Es steht mir nicht frei, meine Quellen offen zu legen«, erklärte der Journalist und bemühte sich, nicht breit zu grinsen.
»Für den Fall, dass Ihr Büro in New York Ihnen nicht mitgeteilt haben sollte, wer dieser Informant ist, kann ich Ihnen seinen Namen gern nennen, sobald diese Pressekonferenz vorüber ist«, fauchte Fletcher.
»Tja, ich denke, das wäre alles«, rief Harry, bevor jemand eine weitere Frage dazu stellen konnte. »Danke, dass Sie kommen konnten. Auf den wöchentlichen Pressekonferenzen haben Sie regelmäßig Gelegenheit, mit dem Kandidaten zu sprechen – und das ist mehr, als ich Ihnen je eingeräumt habe.«
»Das war schrecklich«, sagte Fletcher, als sie gemeinsam von der Bühne gingen. »Ich muss lernen, mich besser zu beherrschen.«
»Du hast dich wacker geschlagen, mein Junge«, entgegnete Harry.
»Und wenn ich mit diesen Mistkerlen fertig bin, werden sie über diesen Vormittag nur in Erinnerung behalten, wie deine Antwort auf Kendricks Gesetzeszusatz lautete. Offen gesagt, die Presse ist das Geringste unserer Probleme.« Harry schwieg unheilvoll. »Die eigentliche Schlacht beginnt, wenn wir herausfinden, wer der Kandidat der Republikaner ist.«
29
»WAS WEISST DU ÜBER SIE?«, wollte Fletcher wissen, als sie die Straße entlanggingen.
Es gab nicht viel, was Harry nicht über Barbara Hunter wusste, denn schon in den vergangenen zwei Wahlkämpfen war sie seine Gegnerin gewesen – und in den dazwischen liegenden Jahren ein ständiger Stachel in seinem Fleisch.
»Sie ist achtundvierzig, geboren in Hartford, Tochter eines Farmers. Hat die lokalen Schulen besucht und dann an der University of Connecticut studiert. Ist mit einem erfolgreichen Werbemanager verheiratet und hat drei Kinder, die alle im Bundesstaat leben. Derzeit gehört sie dem Kongress von Connecticut an.«
»Irgendwelche schlechten Nachrichten?«, fragte Fletcher. »Ja, sie trinkt nicht und ist Vegetarierin, darum musst du jede Bar und jeden Metzger im Wahlkreis aufsuchen. Und wie alle, die ihr ganzes Leben in der Politik verbracht haben, hat sie sich
unterwegs einen Haufen Feinde gemacht und
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