Archer Jeffrey
hinwiesen, der eher in Skandinavien als im Fernen Osten verwurzelt war.
»Wie schön, Sie kennen zu lernen«, sagte Julia. »Ich weiß, es klingt abgedroschen, aber ich habe schon so viel von Ihnen gehört.«
Su Ling lächelte, als sie Julias Pelzmantel nahm. »Mein Ehemann ist gerade beschäftigt …«
»Mit schwarzen Katern«, ergänzte Nat, der an Su Lings Seite trat.
»Ich habe Luke Der Kater mit Hut vorgelesen. Hallo, ich bin Nat. Sie müssen Julia sein.«
»Stimmt genau.« Julia schenkte Nat ein Lächeln, das Su Ling daran erinnerte, wie attraktiv andere Frauen ihren Ehemann fanden.
»Lasst uns ins Wohnzimmer gehen und etwas trinken«, schlug Nat vor. »Ich habe Champagner kalt gestellt.«
»Gibt es etwas zu feiern?«, erkundigte sich Tom.
»Abgesehen davon, dass du jemand gefunden hast, der bereit ist, dich zum Abendessen zu begleiten – nein. Mir fällt da nichts Bestimmtes ein, außer …« Julia lachte. »… außer dem Anruf von meinen Anwälten, die mir mitteilten, dass unsere Übernahme der Bennett Bank geklappt hat.«
»Wann hast du das erfahren?«, wollte Tom wissen.
»Am späten Nachmittag. Jimmy rief an und ließ mich wissen, dass sie alle Dokumente unterschrieben haben. Jetzt müssen wir ihnen nur noch den Scheck überreichen.«
»Das hast du gar nicht erwähnt, als du nach Hause gekommen bist«, schimpfte Su Ling.
»Der Gedanke, dass Julia zum Abendessen kommen würde, hat es mich vergessen lassen«, sagte Nat. »Aber ich habe mit Luke über den Deal gesprochen.«
»Und welche Meinung hatte er dazu?«, fragte Tom. »Er fand, ein Dollar sei viel zu viel Geld für eine Bank.« »Ein Dollar?«, staunte Julia.
»Ja. Die Bennett Bank hat in den letzten fünf Jahren nur Verluste eingefahren und ihr Besitz deckt ihre Verbindlichkeiten nicht annähernd ab, darum behält Luke womöglich Recht, wenn ich das Ruder nicht noch herumreißen kann.«
»Wie alt ist Luke?«, wollte Julia wissen.
»Zwei, aber er hat bereits einen Riecher für finanzielle Angelegenheiten.«
Julia lachte. »Erzählen Sie mir mehr von der Bank, Nat.«
»Das ist erst der Anfang«, erklärte er und schenkte den Champagner aus. »Ich habe immer noch ein Auge auf die Morgan Bank geworfen.«
»Und wie viel wird dich das kosten?«, fragte Su Ling.
»Ungefähr dreihundert Millionen zu heutigen Preisen, aber bis ich so weit bin, ein Angebot abzugeben, könnte es bei über einer Milliarde liegen.«
»In solchen Summen kann ich nicht denken«, sagte Julia. »Das ist nicht meine Liga.«
»Das stimmt nicht, Julia«, widersprach Tom. »Vergiss nicht, dass ich die Konten deiner Firma geprüft habe und anders als die Bennett Bank hast du in den letzten fünf Jahren Gewinne eingestrichen.«
»Ja, aber insgesamt nur etwas über eine Million.« Julia schenkte ihm dieses besondere Lächeln.
»Entschuldigt mich«, sagte Su Ling. »Ich sehe nach dem Essen.«
Nat lächelte seiner Frau zu und sah dann Toms Gast an. Er hatte bereits das Gefühl, dass es Julia zu einer zweiten Verabredung schaffen könnte. »Was machen Sie beruflich, Julia?«, erkundigte sich Nat.
»Was glauben Sie?«, gab sie ihm mit demselben koketten Lächeln zurück.
»Ich würde sagen, Sie sind Fotomodel, möglicherweise Schauspielerin.«
»Nicht übel. Ich habe in meiner Jugend als Model gearbeitet, aber in den letzten sechs Jahren habe ich mich mit Immobilien beschäftigt.«
Su Ling kam zurück. »Darf ich bitten? Das Essen ist sofort fertig.«
»Immobilien«, wiederholte Nat, als er seinen Gast ins Esszimmer begleitete. »Darauf wäre ich nie gekommen.«
»Es stimmt aber«, warf Tom ein. »Und Julia möchte bei uns ein Konto eröffnen. Es gibt ein Grundstück in Hartford, an dem sie interessiert ist, und sie will fünfhunderttausend Dollar bei der Bank deponieren, falls sie rasch zugreifen muss.«
»Warum haben Sie gerade uns ausgewählt?«, fragte Nat, während seine Frau eine Schüssel mit Hummersuppe auftischte.
»Weil mein verstorbener Ehemann damals wegen des Robinson-Einkaufszentrums mit Mr Russell verhandelt hat. Obwohl wir bei dem Gebot nicht mithalten konnten und der Deal nicht zustande kam, hat uns Mr Russell keine Gebühren abverlangt«, erzählte Julia.
»Nicht einmal Kontoführungsgebühren.«
»Das klingt ganz nach meinem Vater«, bestätigte Tom.
»Also sagte mein verstorbener Mann, wenn wir jemals wieder in dieser Gegend etwas erwerben wollten, würden wir nur mit der Russell Bank Geschäfte machen.«
»Die Dinge haben sich seit damals geändert«, warnte Nat. »Mr
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