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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Kandidaten
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ist alles andere unwichtig«, sagte er.
    *
    Als Nat nach Hause kam, saß seine Mutter mit Su Ling auf dem Sofa. Su Lings Gesicht war wächsern, ihre Augen eingefallen. Sie war in wenigen Stunden um Jahre gealtert. »Ich lasse dich jetzt mit ihr allein«, sagte seine Mutter. »Aber gleich morgen früh komme ich zurück. Ich finde selbst den Weg hinaus.«
    Nat beugte sich vor, küsste seine Mutter zum Abschied und setzte sich dann neben seine Frau. Er nahm ihren grazilen Körper in den Arm, sagte aber nichts. Es gab nichts zu sagen.
    Nat hatte keine Ahnung, wie lange sie dort saßen, als er eine Polizeisirene hörte. Er nahm an, das krächzende Geräusch würde rasch in der Ferne verschwinden, aber es wurde immer lauter und hörte erst auf, als ein Wagen quietschend vor seiner Haustür zum Halten kam. Er hörte, wie Wagentüren zugeschlagen wurden, dann schwere Schritte, gefolgt von lautem Klopfen an der Tür.
    Nat nahm seinen Arm von der Schulter seiner Frau und schleppte sich mühsam zur Tür. Als er sie öffnete, stand Polizeichef Culver vor ihm, flankiert von zwei Streifenbeamten.
    »Was gibt es für ein Problem, Chief?«
    »Es tut mir Leid, vor allem angesichts dessen, was Sie gerade durchmachen«, entschuldigte sich Don Culver, »aber ich habe keine andere Wahl, als Sie zu verhaften.«
    »Weswegen denn?«, fragte Nat ungläubig.
     
    »Wegen des Mordes an Ralph Elliot.«

FÜNFTES BUCH RICHTER44
    NICHT ZUM ERSTEN MAL in der amerikanischen Geschichte tauchte der Name eines Toten auf einem Stimmzettel auf und ganz sicher kandidierte nicht zum ersten Mal ein Mann aus einer Arrestzelle heraus um ein Amt, aber so sehr die Historiker auch suchten, sie fanden keinen Präzedenzfall, bei dem beides am selben Tag vorgekommen wäre.
    Der Polizeichef erlaubte Nat nur einen einzigen Anruf. Nat läutete bei Tom durch, der noch nicht schlief, obwohl es drei Uhr nachts war.
    »Ich hole Jimmy Gates aus dem Bett und komme schnellstmöglichst auf das Revier.«
Sie waren gerade damit fertig, Nats Fingerabdrücke abzunehmen, als Tom in Begleitung des Anwalts eintraf. »Du erinnerst dich sicher an Jimmy«, sagte Tom. »Er hat uns bei der Fairchild-Übernahme beraten.«
»Ja, ich erinnere mich.« Nat trocknete sich die Hände ab, nachdem er sich die Reste der schwarzen Tinte von den Fingern gewaschen hatte.
»Ich habe mit dem Chief gesprochen«, berichtete Jimmy. »Er lässt Sie nach Hause, aber Sie müssen morgen um 10 Uhr vor Gericht erscheinen, dann wird die Anklage verlesen. Ich werde Kaution für Sie beantragen und es besteht kein Grund, warum dem nicht stattgegeben werden sollte.«
»Danke«, sagte Nat mit ausdrucksloser Stimme. »Jimmy, wissen Sie noch, wie ich Sie vor dem Übernahmeangebot an Fairchild fragte, wer der beste Anwalt für Wirtschaftsrecht ist, der uns in dieser Angelegenheit vertreten könnte?«
»Allerdings«, erwiderte Jimmy. »Und Sie pflegten immer zu sagen, dass Logan Fitzgerald erstklassige Arbeit geleistet hätte.«
»Das hat er in der Tat«, bestätigte Nat leise, »und jetzt müssen Sie mir den Logan Fitzgerald des Strafrechts finden.«
»Bis zu unserem morgigen Treffen habe ich zwei oder drei Namen für Sie. Es gibt einen Mann in Chicago, der ganz außergewöhnlich ist, aber ich weiß nicht, wie es mit seinen Terminen steht.«
Der Polizeichef trat auf sie zu. »Mr Cartwright, soll einer meiner Jungs Sie nach Hause fahren?«
»Nein, vielen Dank, Chief«, entgegnete Tom. »Ich fahre den Kandidaten nach Hause.«
»Du sprichst schon ganz automatisch vom Kandidaten«, meinte Nat, »fast so, als sei das mein Vorname.«
Auf dem Heimweg erzählte Nat Tom alles, was sich in Elliots Haus zugetragen hatte. »Am Ende steht also dein Wort gegen ihres«, meinte Tom, als er vor Nats Haustür vorfuhr.
»Genau. Und ich fürchte, meine Version ist nicht so überzeugend wie ihre, auch wenn es die Wahrheit ist.«
»Darüber sprechen wir morgen früh«, wiegelte Tom ab. »Jetzt musst du etwas schlafen.«
Su Ling stand in der offenen Tür. »Haben sie auch nur einen Augenblick lang geglaubt …?«
Nat erzählte ihr, was auf dem Polizeirevier passiert war. Am Ende sagte Su Ling nur: »Was für ein Pech.«
»Wie meinst du das?«, fragte Nat.
»Dass du ihn nicht getötet hast.«
Nat stieg die Treppe hoch und ging durch das Schlafzimmer direkt ins Badezimmer. Er zog seine Kleider aus und warf sie in eine Tüte. Er würde die Tüte entsorgen, damit er später nie mehr an diesen schrecklichen Tag erinnert würde. Dann stieg er in

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