Archer Jeffrey
nicht abgeschrieben und verhindert hätte, dass ich in Yale studieren konnte, dann hätten wir beide uns nie getroffen.« Nat nahm die Hand seiner Frau.
»Ich wünschte nur, ich hätte mehr Kinder bekommen können«, sagte Su Ling, immer noch mit gedämpfter Stimme. »Ich vermisse Luke so sehr.«
»Ich weiß«, tröstete Nat. »Aber ich werde es nie bedauern, diesen besonderen Hügel hinaufgerannt zu sein, zu dieser besonderen Zeit, an diesem besonderen Tag.«
»Und ich bin froh, dass ich den falschen Weg eingeschlagen habe«, sagte Su Ling, »aber ich hätte gern mein eigenes Leben gegeben, wenn ich dadurch Luke hätte retten können.«
»Das denken vermutlich die meisten Eltern.« Nat sah seine Frau an.
»Und dazu gehört auch deine Mutter, die alles für dich geopfert hat und es nicht verdient, dass man sie so grausam behandelt.«
»Mach dir um meine Mutter keine Sorgen«, erwiderte Su Ling, die ihre gedrückte Stimmung abrupt hinter sich ließ. »Ich habe sie gestern besucht. Ihr Laden war voller schmutziger, alter Männer, die ihr noch schmutzigere Wäsche brachten und dabei insgeheim hofften, sie würde im oberen Stock einen Massagesalon führen.«
Nat brach in Gelächter aus. »Wenn man bedenkt, dass wir es all die Jahre geheim gehalten haben. Ich hätte nie gedacht, dass der Tag kommen würde, an dem ich darüber lachen kann.«
»Sie sagt, wenn du Gouverneur wirst, dann eröffnet sie eine Kette von Waschsalons im ganzen Bundesstaat. Ihr Werbeslogan wird lauten: ›Wir waschen Ihre schmutzige Wäsche in aller Öffentlichkeit.‹«
»Ich wusste immer schon, dass es einen höheren Grund gibt, warum ich Gouverneur werden muss.« Nat stand vom Tisch auf.
»Und wer genießt heute das Privileg deiner Gesellschaft?«, fragte Su Ling.
»Die braven Bürger von New Canaan«, erwiderte Nat. »Wann kommst du nach Hause?« »Kurz nach Mitternacht, schätze ich.« »Weck mich«, sagte sie.
*
»Hallo, Lucy.« Jimmy kam in das Büro ihres Vaters geschlendert. »Hat der große Mann Zeit für mich?«
»Ja, hat er.« Lucy erhob sich von ihrem Stuhl.
Jimmy sah ihr nach, als sie den Raum verließ. Bildete er sich das nur ein oder hatte sie geweint? Fletcher schwieg, bis sie die Tür hinter sich geschlossen hatte. »Guten Morgen, Jimmy«, sagte er und schob die Zeitung zur Seite. Das Foto von Rebecca starrte zu ihm auf.
»Glaubst du, dass man sie verhaften wird?«, fragte Jimmy.
Fletcher betrachtete das Foto von Rebecca. »Ich glaube, sie haben keine andere Wahl. Aber wenn ich Geschworener wäre, würde ich sie freisprechen, denn ich fand ihre Geschichte absolut glaubwürdig.«
»Schon, aber du weißt ja auch, wozu Elliot fähig war. Normale Geschworene wissen das nicht. Ich frage mich übrigens, ob du bei Alexander Dupont & Bell geblieben wärst, wenn Elliot nicht in die Kanzlei eingetreten wäre?«
»Eine dieser merkwürdigen Wendungen des Schicksals«, sagte Fletcher geistesabwesend, als ob er dabei an etwas anderes dachte.
»Was hast du für mich?«
»Wir werden den heutigen Tag in Madison verbringen.«
»Ist Madison einen ganzen Tag wert?«, fragte Fletcher. »Das ist doch eine republikanische Hochburg.«
»Aus genau diesem Grund will ich Madison abhaken, solange wir noch ein paar Wochen Zeit haben«, entgegnete Jimmy. »Obwohl ihre Stimmen komischerweise nie das Ergebnis der Wahl beeinflusst haben.«
»Eine Wählerstimme ist eine Wählerstimme«, meinte Fletcher.
»In diesem Fall nicht«, widersprach Jimmy, »denn während der Rest des Bundesstaates mittlerweile elektronisch wählt, bleibt Madison die einzige Ausnahme. Die Stadt gehört zu den letzten Wahlkreisen im ganzen Land, die es immer noch vorziehen, mit einem Bleistift ein Kreuz zu machen.«
»Dadurch werden die Stimmen ja nicht ungültig«, beharrte Fletcher.
»Stimmt, aber in der Vergangenheit haben sich diese Stimmen als irrelevant erwiesen, weil man in Madison mit der Auszählung erst am Morgen nach der Wahl beginnt, wenn das Gesamtergebnis längst verkündet worden ist. Es ist eine Farce, aber eine jener Traditionen, die die guten Bürger von Madison nicht auf dem Altar moderner Technologie opfern wollen.«
»Und du willst trotzdem, dass ich dort einen ganzen Tag verbringe?«
»Ja, denn wenn einer von euch beiden mit weniger als fünftausend Stimmen führt, wird Madison plötzlich die wichtigste Stadt im ganzen Staat.«
»Glaubst du wirklich, dass es so eng werden könnte, wo Bush die Umfragen immer noch haushoch anführt?«
» Noch ist hier das
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