Archer Jeffrey
gewählt wird, so gut wie sicher drei Jahre später zu dessen Präsidenten wird.«
»Vielleicht möchte ich gar nicht Präsident des Studentenausschusses werden.« Fletcher grinste.
»Und vielleicht möchte Marilyn Monroe gar keinen Oscar gewinnen.« Jimmy zog eine Broschüre aus seinem Aktenkoffer.
»Was ist das?«
»Das Jahrbuch des ersten Semesters – 1021 Gesichter.«
»Ich sehe, dass du wieder einmal den Wahlkampf eröffnet hast, ohne den Kandidaten zu fragen.«
»Das musste ich, denn ich kann es mir nicht leisten, zu warten, bis du dich endlich aufgerafft hast. Ich habe recherchiert und herausgefunden, dass du nur wenig beziehungsweise gar keine Chance hast, überhaupt für den Studentenausschuss in Betracht zu kommen, wenn du nicht in der sechsten Woche am Debattierwettstreit der Erstsemestler teilnimmst.«
»Was ist das?«
»Das ist die einzige Gelegenheit, bei der sich die ganze Meute in einem Raum zusammenrottet und die Chance hat, den künftigen Kandidaten zuzuhören.«
»Und wie wird man zum Redner gekürt?«
»Das hängt davon ab, welche Seite des Antrags du unterstützen willst.«
»Um was für einen Antrag handelt es sich denn?«
»Ich freue mich, dass du dich allmählich für diese Herausforderung erwärmst, denn das ist das nächste Problem.« Jimmy zog ein Flugblatt aus einer Innentasche. » Es ist beschlossen: Amerika sollte sich aus dem Vietnamkrieg zurückziehen. «
»Da sehe ich kein Problem«, meinte Fletcher. »Ich würde mich freuen, gegen einen solchen Antrag anzureden.«
»Das ist ja das Problem«, sagte Jimmy, »denn jeder, der dagegen ist, ist Geschichte, auch wenn er wie Kennedy aussieht und das Redetalent eines Churchill besitzt.«
»Aber wenn ich mich für eine gute Sache einsetze, dann bekommen sie das Gefühl, ich könnte der richtige Mann sein, um sie im Studentenausschuss zu vertreten.«
»Wie überzeugend du auch sein magst, Fletcher, es ist dennoch Selbstmord. So gut wie jeder auf dem Campus ist gegen den Krieg. Überlass das doch lieber einem Verrückten, der sowieso nicht gewählt werden will.«
»Das klingt nach mir«, sagte Fletcher. »Jedenfalls glaube ich…«
»Ist mir egal, was du glaubst«, fiel ihm Jimmy ins Wort. »Mein einziges Interesse besteht darin, dich die Wahl gewinnen zu lassen.«
»Jimmy, besitzt du überhaupt keine Moral?«
»Wie könnte ich?«, erwiderte Jimmy. »Mein Vater ist Politiker und meine Mutter verkauft Immobilien.«
»Trotz deiner pragmatischen Einstellung könnte ich mich nie dazu überwinden, einen solchen Antrag zu unterstützen.«
»Dann bist du zu einem Leben endlosen Studierens und Händchenhaltens mit meiner Schwester verdammt.«
»Klingt wie Musik für mich«, meinte Fletcher. »Dagegen scheinst du völlig unfähig zu sein, länger als vierundzwanzig Stunden eine ernsthafte Beziehung zu einer Frau zu führen.«
»Da ist Joanna Palmer aber ganz anderer Meinung«, widersprach Jimmy.
Fletcher lachte. »Und was ist mit deiner anderen Freundin, Audrey Hepburn? Die habe ich in letzter Zeit gar nicht auf dem Campus gesehen.«
»Ich auch nicht«, entgegnete Jimmy, »aber es ist nur eine Frage der Zeit, bevor ich Miss Palmers Herz erobere.«
»In deinen Träumen vielleicht, Jimmy.«
»Der Tag kommt, an dem du dich dafür entschuldigen wirst, oh du Kleingläubiger, und ich sehe voraus, dass es noch vor deinem unseligen Beitrag zum Redewettstreit der Erstsemestler sein wird.«
»Du änderst meine Meinung nicht mehr, Jimmy, denn sollte ich an diesem Redewettstreit teilnehmen, dann spreche ich mich auf jeden Fall gegen den Antrag aus.«
»Es gefällt dir wirklich, mir das Leben schwer zu machen, Fletcher. Na ja, eine Sache ist sicher: Die Organisatoren werden über deine Teilnahme beglückt sein.«
»Warum das?«, fragte Fletcher.
»Weil sie niemand finden konnten, der bereit war, sich für eine Teilnahme auszusprechen und dabei auch noch halbwegs wählbar war.«
*
»Bist du sicher?«, fragte Nat leise.
»Ja«, erwiderte Rebecca.
»Dann müssen wir baldmöglichst heiraten«, erklärte Nat. »Warum?«, hakte Rebecca nach. »Wir leben in den
Sechzigern, dem Zeitalter von Beatles, Hasch und freier Liebe. Warum sollte ich nicht einfach abtreiben?«
»Willst du das etwa?«, fragte Nat ungläubig.
»Ich weiß noch nicht, was ich will«, erwiderte Rebecca. »Ich habe es erst heute Morgen herausgefunden. Ich brauche mehr Zeit, um darüber nachzudenken.«
Nat nahm sie bei der Hand. »Ich würde dich sofort heiraten, wenn du mich haben willst.«
»Das
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