Archer Jeffrey
weiß ich doch«, sagte Rebecca und drückte seine Hand, »aber wir müssen den Tatsachen ins Gesicht sehen. Diese
Entscheidung wird den Rest unseres Lebens beeinflussen. Wir sollten nichts überstürzen.«
»Aber ich trage die moralische Verantwortung für dich und das Kind.«
»Und ich muss an meine Zukunft denken«, erwiderte Rebecca.
»Vielleicht sollten wir es unseren Eltern sagen und schauen, wie sie reagieren.«
»Das ist wirklich das Letzte, was ich will«, erklärte Rebecca. »Deine Mutter würde erwarten, dass wir noch heute Nachmittag heiraten, und mein Vater würde mit einer Schrotflinte unter dem Arm auf dem Campus auftauchen. Nein, du musst mir versprechen, dass du niemand von meiner Schwangerschaft erzählst, vor allem nicht unseren Eltern!«
»Warum nicht?«, drängte Nat.
»Weil es da noch ein anderes Problem gibt …«
*
»Wie geht es mit der Rede voran?«
»Ich habe soeben den dritten Entwurf beendet«, meinte Fletcher fröhlich. »Es wird dich freuen zu hören, dass diese Rede mich wahrscheinlich zum unbeliebtesten Studenten auf dem Campus machen wird.«
»Du liebst es, mir meine Aufgabe noch schwerer zu machen …«
»Mein Ziel ist es, sie dir unmöglich zu machen«, gab Fletcher zu.
»Gegen wen muss ich übrigens antreten?«
»Gegen einen Typ namens Tom Russell.«
»Was hast du über ihn herausgefunden?«
»Hat Taft besucht.«
»Das bedeutet, dass wir ihm gegenüber im Vorteil sind.« Fletcher grinste.
»Nein, leider nicht«, sagte Jimmy. »Ich traf ihn gestern Abend im Mory und ich muss dir sagen, er ist klug und beliebt. Ich konnte niemand finden, der ihn nicht mag.«
»Spricht denn gar nichts für uns?«
»Doch. Er hat zugegeben, dass er sich nicht auf den Redewettstreit freut. Er würde lieber einen anderen Kandidaten unterstützen, wenn sich nur ein geeigneter melden würde. Er sieht sich eher als Wahlkampfmanager denn als Führungspersönlichkeit.«
»Dann sollten wir Tom vielleicht bitten, sich unserem Team anzuschließen«, schlug Fletcher vor. »Ich suche immer noch nach einem Wahlkampfmanager.«
»Witzigerweise hat er mir diesen Job angeboten«, sagte Jimmy.
Fletcher starrte seinen Freund an. »Hat er das wirklich?«
»Ja«, erwiderte Jimmy.
»Dann muss ich ihn wohl ernst nehmen, nicht?« Fletcher schwieg kurz. »Vielleicht sollten wir damit anfangen, dass wir heute Nacht meine Rede durchgehen, dann kannst du mir sagen, ob …«
»Heute Nacht geht nicht«, unterbrach Jimmy. »Joanna hat mich zum Abendessen zu sich nach Hause eingeladen.«
»Ah ja, da fällt mir ein, ich kann ja auch nicht. Jackie Kennedy hat mich gebeten, sie in die Met zu begleiten.«
»Jetzt, wo du es erwähnst, Joanna lässt fragen, ob du und Annie nächsten Donnerstag nicht einen Drink mit uns nehmen wollt. Ich habe ihr erzählt, dass meine Schwester extra für den Redewettstreit nach New Haven fährt.«
»Meinst du das im Ernst?«, fragte Fletcher.
»Und wenn ihr kommt, dann bitte Annie, nicht allzu lange herumzuhängen, denn Joanna und ich liegen um zehn gern brav im Bett.«
*
Als Nat Rebeccas handschriftliche Notiz erhielt, rannte er quer über den Campus auf sein Zimmer und fragte sich, was um alles in der Welt so dringend war.
Als er sein Zimmer betrat, wandte sie sich bei seinem Versuch, sie zu küssen, ab und schloss ohne Erklärung die Tür. Nat setzte sich ans Fenster, während Rebecca sich am Fußende des Bettes niederließ.
»Nat, ich muss dir etwas sagen, dem ich die letzten Tage aus dem Weg gegangen bin.« Nat nickte nur, denn er sah, wie schwer es Rebecca fiel, die Worte auszusprechen. Das darauf folgende Schweigen schien ihm unendlich lange.
»Nat, ich weiß, du wirst mich dafür hassen.«
»Ich bin nicht fähig, dich zu hassen«, sagte Nat und sah ihr direkt in die Augen.
Sie erwiderte seinen Blick, senkte dann jedoch den Kopf. »Ich bin nicht sicher, ob du der Vater bist.«
Nat hielt sich am Stuhl fest. »Wie kann das sein?«, fragte er schließlich.
»An dem Wochenende, als du für den Querfeldeinlauf zur Penn gefahren bist, ging ich auf eine Party und ich fürchte, ich habe etwas zu viel getrunken.« Sie schwieg erneut. »Ralph Elliot schloss sich uns an und danach kann ich mich nicht mehr an viel erinnern, außer dass ich am nächsten Morgen aufwachte und er neben mir schlief.«
Jetzt schwieg Nat für lange Zeit. »Hast du ihm gesagt, dass du schwanger bist?«
»Nein«, erwiderte sie. »Wozu auch? Er hat seitdem kaum ein Wort mit mir gewechselt.«
»Ich bringe diesen
Weitere Kostenlose Bücher